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Tag der Architektur: Von Kiefern inspiriert

Am Griebnitzsee entsteht ein edles Mehrfamilienhaus. Zum Tag der Architektur am Sonntag ist es geöffnet. Was Besucher erwartet:

Potsdam - 25 gemütliche Schritte. Erst dann ist die Dachterrasse in ihrer gesamten Länge durchmessen. Dabei kann man den Blick auf Kiefern und die villenartigen Anwesen gleich gegenüber genießen. 25 Schritte während derer man den Duft von Bäumen einatmet. Entspannung eben. Hier auf der Terrasse im obersten Geschoss des Wohnhauses in der Stubenrauchstraße 30, ganz nahe am Griebnitzsee, spürt man die Nähe der Natur.

Und auch im Inneren der Wohnung ist das Pflanzengrün von draußen wegen der vielen bodentiefen Fenster immer noch sehr präsent. „Die Wohnung hier oben, die ist ein Erlebnis“, sagt Architekt Gerald Kühn-von Kaehne. Und das klingt in diesem Moment tatsächlich nicht nach Eigenlob, obwohl er das Haus selbst entworfen hat. Der Architekt zeigt sich einfach nur begeistert von seinem Werk. Von der Wirkung, die der Bau erzielt. Scherzhaft merkt Kühn-von Kaehne an, die Wohnung hier oben im Haus müsste eigentlich der Öffentlichkeit zugänglich bleiben. So schön sei es hier. Geht natürlich nicht. Ist schon vermietet. Obwohl das Haus noch gar nicht ganz fertig ist.

Zum Tag der Architektur jedoch gibt es am Sonntag die Chance, das Haus mit den insgesamt fünf Wohnungen zu besichtigen. Denn noch wohnt hier niemand, die Handwerker sind mit Arbeiten im Inneren des Hauses befasst. Doch die Großzügigkeit der Wohnungen und den Standard, der hier Einzug halten soll, kann man bereits erkennen. Zum Teil wird es Schiebetüren geben. Die Holzfußböden wirken edel – Eiche, sagt Kühn-von Kaehne. Die Bäder, vielleicht nicht übermäßig groß, aber allemal bequem, sind mit schieferfarbenen großformatigen Bodenfliesen ausgestattet, erläutert der Architekt. Die vielen bodentiefen Fenster lassen das Licht bis zur Raumkante in die Räume fallen. Doch auffällig sind vor allem die zahlreichen, überaus großzügig dimensionierten Terrassen. Allein die obere Wohnung besitzt drei davon: zur Straße, zur Seite und nach hinten. Dort, auf der Terrasse an der Rückseite des Hauses, schimmert jetzt im Sommer das Blau des Griebnitzsees durch das Grün der Bäume hindurch. Im Winter, wenn die Laubbäume zwischen Haus und See keine Blätter tragen, dann wird sich das Gewässer dem Betrachter noch mehr präsentieren.

Überhaupt sind die Terrassen gewissermaßen das Markenzeichen des Hauses. Durch die starke Staffelung der beiden Obergeschosse entstand Platz für insgesamt sechs Dachterrassen. Sie sind mit einem Holzbelag ausgestattet. Hinzu kommen zwei Gartenterrassen im Erdgeschoss – für jede der dortigen Wohnungen eine. Die Wohnungsgrößen sind ganz unterschiedlich: Etwa 75 Quadratmeter messe die kleinste, sagt Architekt Kühn-von Kaehne, der das Haus im Auftrag des Bauherrn, einem Privatmann aus Bayern, entworfen hat. Die größte Wohnung sei circa 145 Quadratmeter groß. Zur Höhe der Mieten wolle der Bauherr nichts sagen. Auch nichts zur Investitionssumme. Vier der fünf Wohnungen sind nach Angaben von Kühn-von Kaehne bereits vermietet. Die Wohnungen verfügen über eine Fußbodenheizung, es wird mit Gas geheizt, wie der Architekt erläutert. Auf dem Dach befinde sich außerdem eine Solaranlage. Sie ist unsichtbar versteckt, sagt Kühn-von Kaehne, dessen Potsdamer Architekturbüro Kühn-von Kaehne und Lange schon so renommierte Objekte wie die Bischofsresidenz Burg Ziesar und die denkmalgerechte Restaurierung des Einsteinhauses in Caputh betreut hat.

Das Antlitz des jetzigen Neubaus in der Stubenrauchstraße wird außer von den großzügigen Terrassen vor allem durch die Backsteinfassade geprägt. Dass die Stämme der vier Kiefern im Vorgarten farblich der Fassade ähneln, ist indes kein Zufall. Mit Mustersteinen sei man zunächst auf das Grundstück gegangen, sagt der Architekt. „Die Ziegelsteine haben wir an die Bäume drangehalten, um zu sehen, wie das zueinander passt.“ Schließlich fand man entsprechende Steine, die eine enge farbliche Verwandtschaft mit den Kiefern haben. Auch beim Grundriss des Gebäudes hat sich der Architekt nach den vier großgewachsenen Kiefern vor dem Haus gerichtet. Ein Rücksprung in der Vorderfront sei allein der Bäume wegen konzipiert worden. Und noch etwas war Kühn-von Kaehne wichtig: Das Gebäude sollte sich von der Gestaltung her auch an den Häusern in der Umgebung orientieren. Backsteinfassaden tauchen hier immer wieder auf. Ein Beispiel dafür ist das Landhaus Quandt, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft gleich links von Kühn-von Kaehnes Neubau befindet. An ein trauriges Kapitel in der Geschichte dieses Straßenzuges erinnert indes das Mauerdenkmal am Griebnitzsee, gleich hinter dem Grundstück mit dem Wohnhausneubau. Kühn-von Kaehne zeigt ein altes Foto aus der Zeit, in der hier die Berliner Mauer stand. Man erkennt einzelne Häuser wieder, die heute noch existieren. Ungefähr dort, wo jetzt Kühn-von Kaehnes Neubau entsteht, verlief einst der Todesstreifen. Nun zieht hier ziviles Leben ein.

Wohnhaus Stubenrauchstraße 30, geöffnet am Sonntag von 13 bis 18 Uhr, Führungen um 13, 15 und 17 Uhr

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Spielplatz, Labor und Kirche

Insgesamt sechs Objekte in Potsdam und Potsdam-Mittelmark öffnen am Sonntag ihre Pforten zum Tag der Architektur. Wissenschaftsfans dürfte vor allem der sogenannte Anbau 2 für den Fachbereich Stadt/Bau/Kultur der Fachhochschule sein. Das Gebäude mit seinen beeindruckenden Glaspaneelen in der Kiepenheuerallee 5 ist nur um 13 Uhr im Rahmen einer Führung geöffnet. Alternativ kann man sich auch für den Neubau des Fraunhofer-Konferenzzentrums Am Mühlenberg 12 in Golm entscheiden. Er ist von 13 bis 16 Uhr geöffnet, Führungen gibt es um 13 und 15 Uhr. Besichtigt werden kann auch ein modernes Wohnhaus im Haeberlinweg 7 in Bornstedt sowie der neue Spielplatz auf dem denkmalgeschützten Anger der Siedlung „Am Brunnen“. Schließlich ist in Kleinmachnow der Neubau des Evangelischen Gemeindehauses mit Kirchsaal, Zehlendorfer Damm 211, geöffnet. Die drei Letztgenannten stehen von 13 bis 18 Uhr offen, Führungen gibt es um 13, 15 und 17 Uhr.

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