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Wie Weizen wächst. Claudia Steinert (r.) erklärt am Golmer Getreidefeld.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Tabakspielereien und anderes Beetgeflüster

„Komm ins Beet“: Schaugarten und Labore des Max-Planck-Instituts wieder zur Besichtigung geöffnet

Golm - Seit fünf Jahren gibt es keine gentechnisch veränderten Pflanzen mehr auf dem Freigelände des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie in Golm. Ein Jubiläum, das von den Wissenschaftlern eher nicht begrüßt wird. Auf Nachfrage erklärt Biochemikerin Claudia Steinert, die seit einem Jahr für die Öffentlichkeitsarbeit am Institut zuständig ist, dass dadurch ein Teil in der Forschungskette fehle. Die Laborversuche und die in den Gewächshäusern müssten eigentlich durch Freilandversuche abgeschlossen werden. Verwüstungen der Felder durch Genforschungsgegner und der hohe Aufwand für die Sicherung der Anlagen hätten aber dazu geführt, die Freilandversuche abzubrechen.

Dabei gehe es den Forschern am Institut grundsätzlich nicht um zielgerichtete industrieverwertbare Gen-Manipulationen, sondern um Grundlagenforschung und darum, die Folgen der Genversuche zu ergründen.

Das und vieles mehr erklärte Steinert bei der ersten Einladung in diesem Jahr zu „Komm ins Beet“, einer Führung durch Schaugarten und Labore des Instituts für die Öffentlichkeit. Bis Oktober werden die Rundgänge angeboten. Vor allem Schulklassen nutzten die Möglichkeit, sich über Züchtungsmethoden, aber auch nachwachsende Rohstoffe oder Möglichkeiten von Pflanzen als Medikamententräger zu informieren, so Steinert.

Doch auch Erwachsene sind interessiert: Zur Saisoneröffnung am Samstag waren zum Beispiel Monika und Manfred Kretschmer gekommen, die wissen wollten, was hinter den imposanten Glasfassaden der drei Max-Planck-Institute geschieht. Gegen Genversuche sind die beiden nicht grundsätzlich. Man müsse etwas tun für die ständig wachsende Weltbevölkerung, meint Monika Kretschmer, dabei aber genau prüfen, was sinnvoll sei und was nicht. Auch Claudia Steinert machte anhand der Weizenbeete klar, dass sich die Menschheit sicher nicht mehr Jahrtausende Zeit lassen kann, bis so etwas gelingt wie aus dem Einkorn die heutige ertragreiche Weizenähre zu machen. Dass Pflanzen lange Trockenperioden gut überstehen, müsse ebenfalls schnell beeinflusst werden. Das geschehe gerade auf einem Kartoffelfeld, allerdings nur mit herkömmlichen Zuchtsorten.

Tabak, der sich hervorragend für die Zellteilung eignet, muss sich dagegen im Labor jede Menge Eingriffe auch mit Gentechnik gefallen lassen. Geforscht wird zum Beispiel dazu, ob sich Pflanzen als Medikamententräger eignen. Wenn es gelänge, so Steinert, einen Tabak zu züchten, der Insulin produziert, könnten enorme Produktionskosten eingespart werden. Hella Dittfeld

Anmeldungen für „Komm ins Beet“ unter Tel.: (0331)546 78 27 oder E-Mail an beet@mpimp.golm.mpg.de

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