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Die aktuelle Version des Vorentwurfs des Architektenbüros Haberland für eine Synagoge in Potsdam.

© Haberland Architekten

Synagogenbau in Potsdam: Ernennung eines Beauftragten gescheitert

Die Gemeinden haben sich nicht auf einen Beauftragten für das Bauprojekt einigen können. Dennoch könnte es bald einen geben.

Potsdam - Die beiden am Bau der Synagoge beteiligten jüdischen Gemeinden haben sich nicht auf einen gemeinsamen Ansprechpartner für das zuständige Kulturministerium einigen können. Den hatte das Ministerium bis Ende Mai gefordert.

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Gemeinden lehnen Vorschläge gegenseitig ab 

Wenn es nach der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam geht, soll Peter Schüler der neue Synagogenbeauftragte sein. Der Potsdamer Anwalt und ehemalige Grünen-Politiker leitet die Fachstelle Antisemitismus am Moses Mendelssohn Zentrum. Schüler war bereits zu Beginn des Synagogenprojekts als Vorsitzender des damaligen Bauvereins maßgeblich am Projekt beteiligt. Doch die Synagogengemeinde erkennt Schüler nicht an. Das teilte der Vorsitzende der Synagogengemeinde Ud Joffe auf PNN-Anfrage mit. 

“Peter Schüler ist der gescheiterte Vorsitzende des mittlerweile abgewickelten Bauvereins”, sagte Joffe. “Er hat nie Verständnis gezeigt für die Bedürfnisse der Synagogengemeinde.” Zuletzt hatte sich im Dauerstreit vieles um die Person Ud Joffe gedreht. Joffe hatte viele Jahre als Beauftragter für beide Gemeinden gesprochen. Die Jüdische Gemeinde Stadt Potsdam hat ihm aber Anfang des Jahres öffentlich das Vertrauen entzogen. Joffe sieht sich dennoch weiterhin als legitimen Bevollmächtigten an und verweist darauf, dass seine Ernennung nie durch einen offiziellen Beschluss aufgehoben worden sei. 

Vorwürfe und Kritik auf vielen Ebenen

Auch Ulrich Zimmermann vom Synagogenförderverein steht weiterhin hinter Joffe. Er glaubt, dass das Kulturministerium Joffe aus dem Projekt drängen will. Außerdem sei die Ernennung eines gemeinsamen Ansprechpartners ein unwichtiges Detail, denn vertraglich sei gar nicht festgelegt, dass es einen gemeinsamen Beauftragten geben muss. “Das Land hat eine hohe Verpflichtung gegenüber den jüdischen Gemeinden“, sagt Zimmermann, die Politik dürfe die Juden nicht "ihrer Mitspracherechte berauben".  

Doch auch Zimmermanns Rolle in dem Konflikt ist nicht unumstritten. “Ich weiß nicht, wer ihn berechtigt hat, sich so grob in jüdische Angelegenheiten einzumischen”, sagt Alexander Kogan, der im Landesverband der Jüdischen Gemeinden Land Brandenburg zuständig ist für das Synagogenbauprojekt. Kogan gehörte in den 1990er-Jahren zu den Gründern der ersten jüdischen Nachkriegsgemeinde in Brandenburg. Bis Anfang 2020 war er Mitglied in der Synagogengemeinde, dann trat er aus Protest gegen Joffes Haltung im Streit um das Bauprojekt aus und gründete eine neue Gemeinde in Potsdam mit. 

“Zimmermanns Engagement ist in dieser Phase des Bauprojekts absolut kontraproduktiv”, sagt Kogan jetzt. Die Mehrheit der Juden im Land Brandenburg sei mit dem Vorentwurf des Architekten Haberland zufrieden. Kogan weist Zimmermanns Darstellung zurück. Seiner Ansicht nach haben die jüdischen Gemeinden genügend Mitspracherechte im Bauprozess. "Man muss die Fachleute jetzt in Ruhe ihren Job machen lassen”, sagt Kogan und meint vor allem den Architekten Haberland. 

Zimmermann plant Spendensammlung

Zimmermann möchte sich aber trotz des Gegenwindes nicht aus dem Projekt zurückziehen. Erst kürzlich hat er einen Spendenfonds ins Leben gerufen. Der soll Spendengelder sammeln, um sakrale Gegenstände für die neue Synagoge zu finanzieren. Aktuell werde gemeinsam mit dem Landesrabbiner Nachum Presman eine Liste von Objekten erarbeitet, die beschafft werden sollen. Dazu gehöre zum Beispiel ein Toraschrank. Hier sieht Zimmermann seine Aufgabe, denn er geht davon aus, dass die Spendenbereitschaft auch in der nichtjüdischen Bevölkerung groß ist. Potenzielle Spender möchte er mit Aufrufen und gezielter Ansprache erreichen.

Deshalb möchte auch Zimmermann nicht, dass der Streit wieder eskaliert. Wenn das Projekt ins Stocken geriete oder gar zum Stillstand käme, wären weniger Menschen bereit Geld zu spenden, vermutet er. “Es ist bereits viel erreicht worden”, sagt Zimmermann. “Die kritischen Fragen sind zu 90 Prozent geklärt.”

Ein Beauftragter auf Landesebene?

Mitte Mai hatte die Synagogengemeinde einen Beirat aus Architekten und Rabbinern gegründet. Doch den erkennt wiederum die Jüdische Gemeinde Stadt Potsdam nicht an. Deshalb kann er nicht für das Gesamtprojekt tätig werden. Ohnehin kann ein Expertenbeirat nur eine beratende Funktion haben. Weder das Kulturministerium noch der Architekt signalisierten seinerzeit Interesse an einem neuen Gremium. 

Alexander Kogan möchte unterdessen die beiden jüdischen Landesverbände “ins Boot holen“. Seiner Ansicht nach handelt es sich bei dem Bau nicht allein um ein Potsdamer Projekt. “Die Kulturministerin Manja Schüle hat mehrfach betont, dass die Potsdamer Synagoge ein Gotteshaus für alle Juden des Landes Brandenburg sein soll“, argumentiert Kogan. Daher würde es Kogans Ansicht nach genügen, wenn sich die beiden Landesverbände auf einen Baubeauftragten einigen würden.

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