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Synagogen-Streit: Minimalkonsens im Streit um Potsdamer Synagogen-Bau

Sie haben sich lange, sehr lange und heftig gestritten um den Bau einer Synagoge in Potsdam. Nun haben die Streitparteien zumindest einen gemeinsamen Nenner gefunden. Die Zukunft des Haberland-Entwurfs für den Bau in Potsdams alter Mitte ist aber weiter ungewiss.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Nach jahrelangen Auseinandersetzungen um die neue Synagoge in Potsdam haben sich die Vertreter der zerstrittenen jüdischen Gemeinden nun zumindest auf einen Minimalkonsens geeinigt. Die Jüdische Gemeinde Potsdam und die Synagogengemeinde haben sich in einem gemeinsamen Brief an das Kulturministerium gewandt- eine bis vor wenigen Wochen undenkbare Geste. In dem Brief bekundeten sie, dass sie sich über die verschiedenen Funktionen einig seien, die der Synagogenbau erfüllen müsste, sagte Kulturstaatssekretär Martin Gorholt, am Dienstag. An seiner Pressekonferenz in Potsdam nahmen auch Vertreter der beiden Gemeinden teil. Nach ihrem Willen sollen in dem Haus der Raum für die Gottesdienste selbst, eine Art Gemeindesaal, „Akitivitätsräume“ für Kinder oder Jugendliche sowie Verwaltungsräume untergebracht werden. Auch auf das Bekenntnis zum orthodoxen Judentum habe man sich verständigt, fügte der Gründer der Synagogengemeinde, Ud Joffe, hinzu. Gemeinsamen religiösen Ritualen stehe damit nichts mehr im Wege. Der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Potsdam, Michail Tkach, sagte, es habe sich gezeigt, dass beide Seiten teils „ziemlich ähnliche Ansichten“ hätten. So wollten etwa beide das jüdische Leben in Potsdam weiterentwickeln. Zwtl.: Keine Einigung über Haberland-Entwurf Keine Einigung erzielten die Gemeinden aber über den modernen Entwurf des Architekten Jost Haberland, der die Debatte überhaupt erst entfacht hatte. Während der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Potsdam den Entwurf begrüßt, lehnen ihn andere Juden ab. Die Synagogengemeinde war überhaupt erst aus Protest gegen den Entwurf entstanden. Nachdem alle Vermittlungsversuche zwischen Gegnern und Befürwortern gescheitert waren, verhängte das Land, das für den Synagogenbau fünf Millionen Euro bereitstellt, im Sommer 2011 einen Baustopp. Seitdem gab es mehrere ergebnislose Gespräche. Im Januar wurde eine Mediatorin eingesetzt. Der Brief sei sozusagen als Zwischenergebnis der Mediation zu verstehen, sagte Gorholt. Nun müsse überprüft werden, ob die gewünschten Räume in den Entwurf Haberlands integriert werden könnten, fügte der Staatssekretär hinzu. Er hoffe mit einer Entscheidung bis Mitte des Jahres. Die alte Potsdamer Synagoge am Wilhelmplatz war im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff stark beschädigt und 1957 abgerissen worden. Der Neubau soll in der Schlossstraße gegenüber dem neuen Landtag entstehen. (dapd)

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