zum Hauptinhalt
Elias wird seit dem 8. Juli vermisst. Es gibt nach wie vor keine Spur von dem sechsjährigen Jungen aus Potsdam.

© dpa

Suche nach vermisstem Elias aus Potsdam: Umstrittene Suchaktion

Fünf Wochen nach dem Verschwinden des sechsjährigen Elias aus Potsdam fehlt von dem Jungen weiter jede Spur. Freiwillige Helfer sorgen allerdings mit einer für TV-Kameras inszenierten neuen Suchaktion am Donnerstag für Kopfschütteln.

Potsdam - Fünf Wochen sind seit dem Verschwinden des sechsjährigen Elias’ im Wohngebiet Schlaatz vergangen – aber von dem Jungen fehlt nach wie vor jede Spur. Die Polizei hat die Hinweise nahezu komplett abgearbeitet und ist in die kriminalistische Feinarbeit eingestiegen. Einige freiwillige Helfer sorgen indes mit einer angeblichen neuen Suchaktion am Donnerstag für Kopfschütteln und Kritik. Denn was aus ihrem Aufruf zur Suche, der am Mittwoch auf der Internetplattform Facebook veröffentlicht wurde, mit keinem Wort hervorgeht: Die Aktion findet nach PNN-Recherchen für Dreharbeiten des Fernsehsenders RTL statt. In dem Aufruf ist dagegen von einer „mit den Behörden“ abgesprochenen Suchaktion zur Erneuerung von Flyern und zum Gespräch mit Anwohnern die Rede.

Bei der Polizei beobachtet man die Vorgänge skeptisch. Um eine abgesprochene Suche handele es sich nicht, die Polizei sei lediglich über den Drehtermin informiert worden, sagte Polizeisprecher Christoph Koppe den PNN auf Anfrage. „Es besteht keine Notwendigkeit, da noch einmal zu suchen“, betonte er. Die Polizei habe den Helfern auch keine Suchgebiete zugewiesen oder andere Aufgaben abgesprochen: „Wir haben damit nichts zu tun.“

Unwissende Freiwillige würden für den Dreh instrumentalisiert

Auch bei vielen ehemaligen Helfern sorgt der Aufruf für Skepsis. Unwissende Freiwillige, die sich um Elias’ Schicksal sorgten, würden für den Fernsehdreh instrumentalisiert, war am Mittwoch unter anderem zu hören. Die Freiwilligen hatten ihre Suche offiziell Mitte Juli beendet. Meinungsverschiedenheiten hatten zuletzt für Streit innerhalb des Bündnisses gesorgt. In den ersten Tagen nach Elias’ Verschwinden hatten mehrere hundert Freiwillige am Schlaatz nach dem Jungen gesucht und Flyer verteilt. Derzeit treffen sich die ehemaligen Helfer jeden Mittwoch im Nachbarschaftscafé am Bürgerhaus am Schlaatz zum Gespräch und Austausch.

Auch auf Facebook wollen die Freiwilligen ihre Aktivitäten demnächst zurückfahren. So soll die Facebook-Gruppe „Suche Elias“, der mehr als 13 000 Menschen angehören, Anfang September abgeschaltet werden, wie die Administratoren ankündigten. Das geschehe auf Wunsch der Mutter des Jungen, wie es zur Erklärung heißt: „Die Suche nach Elias obliegt ausschließlich der Polizei sowie den Angehörigen.“ Über die Facebook-Gruppe hatten sich Helfer nicht nur aus Potsdam, sondern auch aus vielen anderen Städten ausgetauscht, zuletzt aber immer öfter auch böse angefeindet. Die Polizei hat laut Sprecher Koppe verschiedene Facebook-Gruppen zu Elias im Blick. Was dort passiere, liege aber in der Verantwortung der jeweiligen Seiten-Administratoren: „Das sind komplett private Initiativen, da hängen wir uns nicht rein.“

Polizei hat die meisten Hinweise abgearbeitet

Seit dem Verschwinden des Jungen sind insgesamt mehr als 900 Hinweise bei der Polizei zu dem Fall eingegangen. Mittlerweile sei der allergrößte Teil abgearbeitet, sagte Polizeisprecher Christoph Koppe. Neue Hinweise gebe es nur noch vereinzelt: „Das ebbt alles ab.“ Jegliche Spur zu dem Sechsjährigen fehle nach wie vor.

Momentan vernehme die mit dem Fall befasste Soko Schlaatz, die nach Abschluss der Großsuche wie berichtet auf 15 Polizisten verkleinert wurde, noch Zeugen. „Das ist die normale kriminalistische Arbeit“, erklärte der Polizeisprecher. Wie lange die Zeugenvernehmungen noch dauern, hänge unter anderem auch davon ab, ob sich aus den Befragungen neue Anhaltspunkte ergäben.

Suche nach Elias mit Mantrailer-Hunden war nicht erfolgreich

Man stehe auch weiterhin in Kontakt mit den Kollegen der Soko Wald, die nach dem Verschwinden der fünfjährigen Inga Anfang Mai in Schönbeck in Sachsen-Anhalt ermitteln. Wie berichtet hatten Mantrailer-Hunde auch eine Spur verfolgt, die durch Brandenburg führte – allerdings bislang ohne Ergebnis.

Auch im Fall Elias konnten die Mantrailer-Hunde bislang keinen Aufschluss über den Verbleib des Jungen geben. Zwar verfolgten sie gleich mehrere Spuren, aber alle ohne Erfolg. Das ist aber nicht ungewöhnlich, wie die Ermittler betont hatten: Schließlich hat Elias am Schlaatz unzählige Spuren hinterlassen, weil er dort wohnt und sich täglich durch den Stadtteil bewegte.

Verbrechen wird wahrscheinlicher

Wie berichtet war Elias am Vorabend des 8. Juli von einem Sandkasten im Hof des elterlichen Wohnblocks im Inselhof verschwunden. Er hatte dort allein gespielt. Die Polizei war zunächst von einem unglücklichen Unfall ausgegangen und hatte intensiv im Stadtteil gesucht. Die Version, nach der Elias ausgerissen sein könnte, gilt nach Befragungen im Familienumfeld praktisch als ausgeschlossen. Zunehmend wahrscheinlich wird damit ein Verbrechen. Hinweise darauf gibt es bislang aber nicht.

Hinweis, 13. August, 10.40 Uhr: Nach unserer Berichterstattung wurde die Veranstaltung geändert. Es soll laut Veranstalter nicht mehr nach Elias gesucht, sondern alte Flyer ausgetauscht werden. Medienvertreter sind vor Ort laut Facebook-Gruppe nicht erwünscht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false