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Zeichen der Trauer. Sergey Sorokin von der russischen Botschaft legte Blumen auf Gräber am Bassinplatz. Viele der meist jungen sowjetischen Soldaten kamen in den letzten Kriegstagen ums Leben. Andere starben später an ihren Verletzungen.

© Joachim Liebe

Landeshauptstadt: Suche nach Kriegsgräbern geht weiter

Rund 100 Potsdamer beim Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs

Innenstadt - Bis heute suchen russische Angehörige nach Opfern der Kämpfe in den letzten Kriegswochen 1945. Das sagte Bernd Muck von der Brandenburgischen Freundschaftsgesellschaft (BFG) am gestrigen Dienstag. Die BFG veranstaltete gemeinsam mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes zum 67. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus eine Gedenkfeier am sowjetischen Friedhof am Bassinplatz.

„Nach so vielen Jahren erreichen uns immer noch mehrere Hundert Auskunftsersuchen von Angehörigen gefallener sowjetischer Soldaten“, so Muck. Allein auf dem Gebiet des Landes Brandenburg sind im Frühjahr 1945 mehr als 100 000 Soldaten der Roten Armee ums Leben gekommen. Wegen der Kriegswirren ist die Lage der Gräber oft nicht bekannt. Nur für jeden zweiten Gefallenen gebe es eine richtige Grabstätte. Vielen Hinterbliebenen fehle deshalb bis heute ein Ort für ihre Trauer. Ihnen dabei zu helfen sei ein Beitrag zur Aussöhnung zwischen den Völkern. Die Erinnerung an die Kriegsopfer sei heute noch wichtig, sagte Muck mit Bezug auf die Aufmärsche von Neonazis und die Mordserie der Zwickauer Terrorgruppe.

Für sein Heimatland mischten sich an diesem Tag im Mai Trauer und Stolz, sagte Sergey Sorokin von der russischen Botschaft, der auf dem Friedhof einen Kranz niederlegte. Fast jede Familie hatte in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion ein Todesopfer zu beklagen – insgesamt waren es 27 Millionen Tote. Seit dem Kriegsende sei es jedoch ein weiter Weg gewesen: Statt als Feinde sehe Russland die Deutschen heute als Partner, wie Sorokin sagte.

Zum Gedenken vor dem sowjetischen Ehrenmal waren neben Vertretern der Botschaften Russlands und Weißrusslands auch Landtagsabgeordnete und Stadtpolitiker gekommen. Mehr als 100 Potsdamer, viele von ihnen im Rentenalter, versammelten sich zu einer Schweigeminute. „Es wäre schön, wenn wir im nächsten Jahr auch Kinder hier sehen“, sagte Alice Kailer von der Schule der Künste „Integrazia“. Gerade für Schulklassen könne die Beschäftigung mit dem Thema lehrreich sein. Auf einige der etwa 250 Gräber auf dem 1946 eingerichteten Ehrenfriedhof am Bassinplatz legte der Potsdamer Gerwald Rödiger Blumen. Er komme fast jedes Jahr. Das sei ihm ein Bedürfnis. Marco Zschieck

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