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Stürze und Unfälle wegen Glätte: Potsdam eiskalt erwischt

Bereits in der Nacht zu Montag waren 90 Streufahrzeuge in der Stadt im Einsatz. Die Feuerwehr musste erneut ausrücken, weil Zwölfjährige auf einem See durch das Eis brachen. Meteorologen warnen auch für die kommenden Tage vor Glätte in den Morgenstunden.

Von Birte Förster

Potsdam - Frost und Nieselregen haben am Montagmorgen in Potsdam für spiegelglatte Straßen gesorgt. Es kam zu Stürzen und insgesamt 35 Autounfällen mit mehreren Verletzten. Die Rettungsstellen der Krankenhäuser waren übervoll. Am Nachmittag musste die Feuerwehr zudem wegen zweier ins Eis eingebrochener Kinder zum Baggersee am Stern ausrücken – die Kinder kamen mit dem Schrecken davon.

In der Notaufnahme des städtischen Bergmann-Klinikums waren bis zum späten Vormittag bereits 90 Patienten behandelt worden, sagte Klinikumssprecherin Theresa Decker den PNN. „Das ist wirklich immens“, sagte sie. In der Regel würden dort etwa 100 Patienten an einem ganzen Tag behandelt. Durch das Glatteis kamen viele Patienten mit Brüchen und Kopfverletzungen. Aber auch Schwerverletzte nach Autounfällen seien eingeliefert worden. Aufgrund des Arbeitsaufkommens sei zusätzliches Personal herangeholt worden. Ähnlich war die Situation im katholischen St.-Josefs-Krankenhaus. Während die dortige Notaufnahme in der Regel etwa 40 bis 60 Patienten pro Tag zu behandeln hat, waren es am Montag bereits um die Mittagszeit fast 50, sagte Sprecherin Ria Maatz.

Ob Anwohner Gehwege streuen, kann die Stadt nicht flächendeckend überprüfen

Um die Gefahren durch das Glatteis in den Griff zu bekommen, seien schon seit den frühen Morgenstunden insgesamt 90 Streufahrzeuge im Einsatz gewesen, sagte Stadtwerkesprecher Stefan Klotz. Ab 3 Uhr sei auf den Hauptstraßen und Radwegen gestreut worden, gegen 6 Uhr, mit Beginn des Glatteisregens, sei die zweite Einsatzrunde gestartet, so Klotz. Gestreut hätten die insgesamt 160 Mitarbeiter, die in den Streufahrzeugen unterwegs waren, Sole auf Straßen und Radwegen sowie Splitt auf den Gehwegen.

Während die Stadt dafür sorgt, dass die Straßen trotz Glatteis befahrbar bleiben, sind Grundstückseigentümer für die Gehwege vor ihrem Grundstück verantwortlich. Inspektoren würden zum Teil kontrollieren, ob vor den Gehwegen gestreut wird, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow den PNN. Bei unbearbeiteten Wegen würden die Inspektoren in den entsprechenden Haushalten klingeln, erklärte Brunzlow. „Aber wir können das nicht flächendeckend überprüfen“, räumte der Pressesprecher ein.

Glatte Straßen in Potsdam: 35 Unfälle allein in der Landeshauptstadt

Trotz der Streumaßnahmen kam es am Montagmorgen zu zahlreichen Unfällen. Während die einen auf die Autofahrt sicherheitshalber verzichteten – so wurde beispielsweise der Busverkehr in Potsdam-Mittelmark zeitweise eingestellt – kamen andere mit ihren Fahrzeugen auf den glatten Straßen ins Schlittern.

Zu einem Unfall zwischen zwei Linienbussen kam es am frühen Montagmorgen auf der Hauptstraße im Ortsteil Marquardt im Potsdamer Norden. Auf der glatten Fahrbahn kollidierte ein Bus mit einem entgegenkommenden Bus, wie die Polizei mitteilte. Durch umherfliegende Glassplitter wurde ein Fahrgast leicht verletzt. Insgesamt 35 Verkehrsunfälle in der Landeshauptstadt, bei denen drei Menschen verletzt wurden, vermeldete die Polizei am Montag. Auch im Landkreis Potsdam-Mittelmark wurden die Menschen vom plötzlichen Glatteis überrascht. Dort ereigneten sich nach Polizeiangaben 13 Verkehrsunfälle. Zu einem schweren Unfall kam es auf dem Werderschen Damm am Schwielowsee. Ein Auto war von der Fahrbahn abgekommen und hatte sich überschlagen. Der 22-jährige Fahrer des Wagens wurde schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Drei weitere Fahrzeuge kollidierten am Unfallort, als sie die Stelle umfahren wollten.

Deutscher Wetterdienst gibt keine Entwarnung: Glätte in Brandenburg auch in den kommenden Tagen möglich

Durch steigende Temperaturen löste sich das Glatteis im Laufe des Tages langsam auf. Dennoch: Der Deutsche Wetterdienst in Potsdam gibt keine Entwarnung. Die Nächte bis zum Wochenende seien durchweg frostgefährdet, sagte ein Mitarbeiter des Wetterdienstes. Gegen Abend würden die Temperaturen wieder zurückgehen. Daher sei auch am heutigen Dienstag wieder mit Glatteis zu rechnen. Gegen Nachmittag werde Niederschlag erwartet, der in der Nacht zu Mittwoch voraussichtlich in Schnee übergehe, so der Meteorologe. Bis zu fünf Zentimeter Neuschnee seien wahrscheinlich, möglich sogar zehn. Auch Mittwoch sei in den frühen Morgenstunden noch mit Straßenglätte zu rechnen.

Eine weitere Gefahrenquelle sind die zugefrorenen Seen. Am Montagnachmittag waren Feuerwehr und Polizei im Einsatz, als zwei zwölfjährige Kinder in den zugefrorenen Baggersee am Stern eingebrochen waren. Das Ganze ging glimpflich aus, da die beiden laut Polizei nur bis zu den Knien im Wasser standen. Gefährlich bleibt ein solches Unterfangen trotzdem. Wie berichtet hatten Ordnungsamt und Polizei am Sonntag den Heiligen See geräumt. Trotz Warnungen hatten sich viele Potsdamer auf das Eis gewagt.

Betreten verboten: Keine Eisfläche in Potsdam freigegeben

Keine Eisfläche sei in Potsdam freigegeben, betonte Cat Dobert von der Potsdamer Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes. Damit das Eis bei Betreten hält, müsse es mindestens 15 Zentimeter dick sein. Betreten Gruppen die Fläche, sollten es sogar 20 Zentimeter sein. Aber: Es sei in der Regel schwer einzuschätzen, wie dick die Eisfläche eines zugefrorenen Sees ist. Das hänge von der Unterwasserbeschaffenheit und der Wassertiefe eines Sees ab.

„Grundsätzlich raten wir davon ab, das Eis zu betreten“, so Dobert. Außerdem könne die gefrorene Schicht in einem Gewässer an verschiedenen Stellen unterschiedlich dick sein, betonte er. Für denjenigen, der einbricht, wird es schnell gefährlich. „Es wird schlagartig eiskalt, der Atem kommt ins Stocken“, warnt Dobert. Außerdem drohe Unterkühlung und die schwere, nasse Winterkleidung könne einen nach unten ziehen. Unter Wasser sei es schwierig, die Öffnung im Eis wiederzufinden.

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Kommentar: Trotz Warnungen von Feuerwehr und Polizei sind zwei Jugendliche ins Eis eingebrochen. PNN-Redakteur Henri Kramer über Unvernunft und das richtige Handeln von Ordnungshütern.

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