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Leere am Neuen Palais. Nicht nur große Veranstaltungen wie die Absolventen-Verabschiedung – hier die vorbereiteten Sitzplätze im Vorjahr – mussten abgesagt werden.

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Studieren in Potsdam: Uni bereitet „Hybrid-Semester“ vor

Studienanfänger in Potsdam sollen möglich viele Präsenzseminare haben – große Vorlesungen bleiben aber tabu.

Potsdam - Der Uni-Campus am Neuen Palais ist wie ausgestorben: Nur vereinzelt sind hier und da ein paar Studierende und Mitarbeiter zu sehen, alle anderen sind nach wie vor im Homeoffice. Dennoch befinden sich jetzt zur Prüfungszeit relativ viele Studierende vor Ort, denn für einen Großteil der Prüfungen – vor allem Klausuren – gilt nach wie vor Präsenzpflicht. „Anders sieht es bei den mündlichen Prüfungen aus: Hier liegt ein starker Fokus auf Online“, sagt Britta van Kempen, Referentin des Vizepräsidenten für Lehre und Studium an der Universität Potsdam. Den Studierenden ist es freigestellt, ob sie ihre mündliche Prüfung vor Ort und mit Abstandsregeln oder Online machen. „Aber sehr viele haben sich für die Online-Variante entschieden“, sagt van Kempen.

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Um sich ein Bild über die Situation der Hochschulen in der Prüfungszeit zu machen, hatte Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) der Uni Potsdam jüngst einen Besuch abgestattet und die Hochschule dabei für ihr Engagement gelobt: „Lehrende mussten während des Lockdowns ihre didaktischen Konzepte innerhalb kürzester Zeit überarbeiten. Alle haben Großartiges geleistet.“

Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg.
Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg.

© Annette Riedl/dpa

Innerhalb des Sommersemesters waren Präsenzveranstaltungen nahezu komplett heruntergefahren worden: „Wir haben uns jede einzelne Veranstaltung angeschaut und geprüft, ob wir sie machen können oder nicht“, sagt Peter Kostädt, CIO (Chief Information Officer) der Uni Potsdam. So gab es dieses Semester nur 50 bis 60 Präsenzveranstaltungen. Dennoch gibt es auch am Campus allmählich kleine Lockerungen: Die Cafeteria hat wieder geöffnet – aber nur bis 13.30 Uhr – und die Arbeitsplätze in der Bibliothek und an den PC-Pools sind mit Sicherheitsabstand wieder zugänglich.

Trotz der vielen Einschränkungen kann Britta van Kempen den letzten vier Monaten auch etwas Positives abgewinnen: „In einer internen Umfrage haben wir herausgefunden, dass 60 Prozent der Studierenden und 70 Prozent der Lehrenden die Online-Kommunikation während des Lockdowns als gut empfunden haben.“ Auch sonst hätten Studierende und Dozenten während der Krise gut zusammengearbeitet, sagt van Kempen. Eine andere Erkenntnis der Umfrage: Viele Studierende finden gut, dass sie ihre Zeit freier einteilen konnten als zuvor. Dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Corona-Krise für die meisten vor allem negative Auswirkungen hat: „Viele sagen, dass sie nicht wissen, wie sie das alles schaffen sollen“, sagt Ulrike Lucke, Leiterin des Instituts für Informatik & Computational Science an der Uni Potsdam.

Ein "halbwegs normaler Studienstart"

Und die Studierenden müssen sich auf ein weiteres „Hybrid-Semester“ einstellen: Auch das Wintersemester, das Corona-bedingt erst am 2. November startet, wird in großen Teilen digital ablaufen. Dennoch gilt die Maßgabe: „Soviel Präsenz wie möglich.“ Da wegen der Abstandsregelung nur ein Drittel der Raumkapazitäten zur Verfügung steht, werden die Präsenzveranstaltungen im Herbst priorisiert: An erster Stelle stehen Seminare für Erstsemester, danach Laborpraktika. „Der kommende Jahrgang hatte ja bereits ein sehr schwieriges Abitur, nun soll er wenigstens einen halbwegs normalen Studienstart bekommen“, sagt van Kempen. Große Vorlesungen mit hunderten Teilnehmern sind damit explizit nicht gemeint: Diese stehen auf der Prioritätenliste ganz unten und sollen komplett digital ablaufen.

Datenschutz wird wichtiger

Klausuren werden aber weiter Präsenzveranstaltungen bleiben, da man sonst nicht kontrollieren kann, ob bei der Prüfung geschummelt wird. Mit dem sogenannten Online-Proctoring gibt es eine Möglichkeit, dies zu verhindern: Dabei schalten die Studierenden eine Webcam an, so dass sie bei der Prüfung überwacht werden können – das jedoch ist datenschutzrechtlich problematisch. Ein Thema, das Manja Schüle sehr wichtig ist: „Wir müssen wir uns in Zukunft immer mehr mit Datenschutz beschäftigen“, meint die Wissenschaftsministerin. „Auch videobasierte Prüfungen müssen rechtssicher und fair ablaufen.“

Die Uni Potsdam arbeitet abseits davon an weiteren Projekten, um die Lehre digitaler zu machen, zum Beispiel die Einrichtung eines E-Assessments-Centers: Eine Online-Plattform, auf der man zum Beispiel Lernstandskontrollen, Einstufungstests oder Eignungsprüfungen durchführen könnte. Wann das E-Assessments-Center realisiert wird, ist aber noch unklar: „Es ist schwierig, Personal zu finden“, sagt Institutsleiterin Lucke.

Härtefall-Fonds für Studierende

Ministerin Schüle verspricht der Uni zusätzliche Unterstützung beim Ausbau der digitalen Lehre, da das vier Millionen Euro schwere Sofortprogramm, das Brandenburg kurz nach Beginn der Coronakrise auf den Weg gebracht habe, dafür nicht reiche: „Wir haben bereits mehr Bedarf dafür im Haushalt angemeldet.“ Auch den Studierenden, die unter den Auswirkungen der Krise leiden, sicherte sie weitere Hilfen zu: „Ich plane einen Härtefall-Fonds von 500.000 Euro für Studierende, die durch das Raster der bisherigen Hilfsmaßnahmen durchgefallen sind.“ Außerdem wolle sie sich dafür einsetzen, dass das Sommersemester 2020 nicht auf die Regelstudienzeit und das Bafög angerechnet wird.

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