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Pragmatisch oder romantisch? Im neuen Heim soll es Pärchenzimmer geben.

© A. Klaer

Studieren in Potsdam: Neues Wohnheim für Studenten in Golm

Ein neues Wohnheim in Golm bietet Raum für 308 Lernende. Kritiker sagen, es werden noch viel mehr bezahlbare Wohnungen für Studenten benötigt.

Von Valerie Barsig

Golm – Kilian Binder hat es kurz zusammengefasst: „Bald werden wieder frustrierte Studenten auf Wohnungssuche durch Potsdam stapfen.“ Binder, 26, studiert an der Universität Potsdam im sechsten Semester Politik, Verwaltung und Organisation. Er nahm bei der Grundsteinlegung für ein neues Studentenwohnheim auf dem Campus Golm am Mittwoch kein Blatt vor den Mund. Zwar sei es gut, dass das rund 17 Millionen Euro teure Wohnheim künftig Platz für 308 Betten biete, aber es sei eben nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Zumal an gleicher Stelle ein Wohnheim mit 186 Plätzen für den Neubau abgerissen wurde. Binder, der auch Mitglied im Senat der Uni Potsdam ist, traf bei dem Festakt auf dem Areal zwischen Karl-Liebknecht-Straße und dem Departement Psychologie auf Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) und Finanzminister Christian Görke (Linke).

Jeder zweite Student in Brandenburg lerne an einer der Potsdamer Hochschulen, erklärte Münch in ihrer Rede zur Grundsteinlegung. Das Potsdamer Studentenwerk, das auch das Wohnheim in Golm baut, stelle für neuneinhalb Prozent der Studierenden Wohnungen zur Verfügung. Damit sei man im Bundesdurchschnitt. Fakt ist: In Potsdam gibt es rund 25 000 Studenten, aber nur 2200 Plätze in den Wohnheimen des Studentenwerks.

Land will studentisches Wohnen regeln

Finanzminister Görke berichtete in seiner Rede gestern, dass im tags zuvor vom Kabinett auf den Weg gebrachten Doppelhaushalt 2019/20 mehrere Millionen Euro für studentisches Wohnen veranschlagt werden. Auch grundsätzlich solle sich ab Herbst einiges ändern, sagte Ministerin Münch am Rande des Termins. Künftig wolle man in Mittel aus dem Landeshaushalt, die für den sozialen Wohnungsbau bereitgestellt werden, auch den Bau von Studentenwohnungen fest integrieren. Derzeit befinde man sich in entsprechenden Gesprächen. „Mit dem jetzt in Golm fertiggestellten Wohnheim wollen wir zeigen, dass wir gewillt sind, das Problem anzugehen“, so Münch. Und man denke nach vorn: Auch für ein weiteres Wohnheim auf dem Golmer Campus führe man derzeit Gespräche hinter den Kulissen. Noch sei die Planung aber ganz am Anfang. Das bestätigte auch Peter Heiß, Geschäftsführer des Studentenwerks Potsdam. Das neue Wohnheim solle auf der Fläche hinter dem Haus 3, in dem Lehrer mit dem Schwerpunkt Inklusionspädagogik studieren, entstehen und ähnlich groß werden wie das Heim, für das jetzt der Grundstein gelegt wurde.

„Ich freue mich, dass das Land verstanden hat, dass wir ein Problem haben“, sagte Student Binder. „Aber: 90 Prozent der Studierenden kriegen durch das Studentenwerk keinen Platz zum Wohnen zur Verfügung gestellt“, betonte er. Zwar seien die von Münch genannten neuneinhalb Prozent Versorgungsquote aus Landessicht schön, in Potsdam helfe das aber keinem. Man müsse jeden Universitätsstandort gesondert betrachten, so Binder. Denn das Problem bestehe schließlich auch darin, dass der Wohnraum in Potsdam generell so knapp sei, dass Studierende auch außerhalb der vom Studentenwerk angebotenen Wohnheime keine Bleibe finden würden. Binder sieht dabei auch die Stadt Potsdam in der Pflicht, bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Er forderte, Studenten zumindest in Golm an den Bauplanungen zu beteiligen.

Zwischen 190 und 310 Euro Miete

Die Pläne von Münch und Görke, bisher fehlende Rahmenbedingungen für studentisches Wohnen zu schaffen, bewertete Studentenwerksgeschäftsführer Heiß gestern indes optimistisch: „Ich bin ganz positiv gestimmt, dass es endlich Bewegung gibt“, sagte er. Allerdings sollten Studentenwohnheime künftig hälftig vom Land finanziert werden. Das neue Heim wird mit sieben Millionen Euro vom Land finanziert, weitere vier Millionen bekommt das Studentenwerk als Kredit vom Land, 1,9 Millionen kommen aus einem Darlehen aus Wohnungsbaufördermitteln und vier Millionen Euro zahlt das Studentenwerk aus eigener Tasche. Heiß kritisierte erneut, dass es dem Studentenwerk weiterhin nicht erlaubt ist, eigenständig Geld bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau zu beantragen. Lediglich Kredite vom Land – zu ungünstigeren Konditionen – sind erlaubt.

Die Vermietung im neuen Wohnheim soll für das Wintersemester 2019/20 beginnen. Derzeit sei der Bau laut Heiß im Zeitplan. In 268 Zimmern stehen dann 308 Betten zur Verfügung. Mit eingeplant sind sogenannte Pärchenzimmer, für die man sich zu zweit bewerben kann, sowie Einzel- und Familienzimmer. Zwischen 190 und 310 Euro soll die Miete kosten.

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Kommentar: Die Stadt braucht unkonventionelle Lösungen, um Platz für die Studenten zu schaffen, die ab kommendem Wintersemester in Potsdam auf Wohnungssuche gehen. Wie solche Lösungen aussehen können, zeigt ein Blick nach Aachen. Ein Kommentar von PNN-Redakteurin Valerie Barsig.

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