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Dank höherer Einkommen können sich mehr Potsdamer ihr Mieten leisten.

© Andreas Klaer

Studie der Humboldt-Universität: Mehr Potsdamer können sich ihre Wohnung leisten

Die Mieten in Potsdam steigen zwar, sind aber für mehr Haushalte erschwinglicher geworden. Im bundesweiten Vergleich schneidet die Stadt gut ab. Doch es gibt Probleme.

Potsdam - Wird über Mietwohnungen in Potsdam diskutiert, geht es meist darum, dass es zu wenige gibt oder die Mieten dafür hoch sind und weiter steigen. Letzteres dokumentiert alle zwei Jahre der Mietspiegel der Stadtverwaltung, der Vertreter von Mieterverbänden, Vermieter und Eigentümerverbände. Mit großer Zuverlässigkeit kann man darin seit vielen Jahren eine Steigerung nachlesen – zuletzt allerdings etwas weniger stark. Derzeit werden in Potsdam wie berichtet Unterschriften für ein Bürgerbegehren für einen Mietendeckel bei der kommunalen Pro Potsdam gesammelt.

Ob die Wohnverhältnisse angemessen und bezahlbar sind, hängt jedoch nicht nur an der Höhe der Miete. Systematisch untersucht hat diesen Zusammenhang nun eine Studie der Berliner Humboldt-Universität im Auftrag der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. Für die Studie wurden Mikrozensusdaten für die Jahre 2006 bis 2018 in den 77 größten deutschen Städten ausgewertet – darunter Potsdam. Ergebnis: Das Wohnen zur Miete ist in Potsdam etwas erschwinglicher geworden.

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Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Einschätzung, dass Bruttowarmmieten, also Mieten sowie Betriebs- und Heizkosten, bis maximal 30 Prozent des Haushaltseinkommens als „leistbar“ angesehen werden. Darüberhinausgehende Belastungen überfordern die Haushalte „und verstärken insbesondere bei Mieter*innen mit geringen Einkommen das Armutsrisiko“, heißt es in der Studie.

Einkommen stiegen stärker als Wohnkosten

Bundesweit verringerte sich demzufolge die durchschnittliche Mietbelastungsquote von 31,2 Prozent auf 29,8 Prozent. Hintergrund dieser Entwicklung seien die im Verhältnis zu den Wohnkosten stärker gestiegenen Einkommen. „Im Zeitraum 2006 bis 2018 stiegen die inflationsbereinigten mittleren Einkommen in den Großstädten um 16 Prozent. Die ebenfalls inflationsbereinigten Bruttowarmmieten erhöhten sich im selben Zeitraum für die Gesamtheit der Haushalte um moderate 7,5 Prozent.

Auch Potsdam folgte diesem Trend. Es gehört zu 20 von den untersuchten 77 Großstädten, in denen die Mietbelastungsquote unter 30 Prozent gefallen ist. Im Jahr 2006 lag sie noch bei 32,3 Prozent, im Jahr 2018 lag sie dann bei 29,7 Prozent. Nur in 14 von 77 Städten sank die Belastung stärker als in Potsdam. Passend zu diesem Befund ist auch der Anteil der Haushalte gesunken, deren Wohnkosten mehr als 30 Prozent betragen. 2006 mussten noch 55,7 Prozent der Potsdamer Haushalte zu hohe Wohnkosten stemmen. 2018 waren es nur noch 48,7 Prozent der Haushalte. Statt 17,5 Prozent der Haushalte gaben 2018 nur noch acht Prozent mehr als die Hälfte ihres Haushaltseinkommens für das Wohnen aus.

Von allen untersuchten Städten ist Potsdam am schnellsten gewachsen – nämlich um 19,7 Prozent. Einerseits erleichtert es die hohe Nachfrage nach Wohnraum, Mieterhöhungen am Markt durchzusetzen. Außerdem wird es schwieriger eine Wohnung in der passenden Größe zu finden. Anderseits hat der Zuzug auch zu einem Bauboom geführt und der Stadt und ihren kommunalen Unternehmen Einnahmen gebracht, die sie wiederum investieren konnten.

Jeder zweite Haushalt hat nicht die passende Wohnung

Laut der Studie lebten 41,3 Prozent der Potsdamer Haushalte im Jahr 2006 in einer Wohnung, die sowohl bezahlbar als auch für die jeweilige Haushaltsgröße ausreichend Fläche hatte. Bis zum Jahr 2018 hatte sich dieser sogenannte Realversorgungsgrad auf 49,5 Prozent erhöht. Allerdings heißt das auch, dass noch immer 32.500 Potsdamer in zu kleinen oder zu teuren Wohnungen leben. Bundesweit nahm der Anteil der mit leistbaren und angemessenen Wohnungen versorgten Haushalte im selben Zeitraum auch zu – allerdings nur um 2,2 Prozent.

Die Studie deutet jedoch auch auf ein Problem hin: Würde man die vorhandenen Wohnungen entsprechend ihrer Größe und der Einkommen optimal auf die Haushalte verteilen, hätten 80,8 Prozent der Potsdamer Haushalte eine bezahlbare Wohnung. Im Jahr 2006 waren es aber noch 90,4 Prozent. Es werden also zwar viele Wohnungen gebaut, aber nicht die richtigen.

Außerdem ist zwar das Wohnen für Mieter auf lange Sicht erschwinglicher geworden, zuletzt drehte sich der Trend aber um. Von 2014 bis 2018 stieg die Mietbelastungsquote in Potsdam nämlich wieder von 29,1 auf 29,7 Prozent. Noch nicht enthalten in den Daten ist die Coronakrise, die durch die höhere Arbeitslosigkeit und monatelange Kurzarbeit in vielen Branchen gerade ein Potsdam die Einkommen gedrückt haben dürfte.

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