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Die Potsdamer Region aus Sicht des Satelliten Sentinel 2, der von der esa betrieben wird (2018).

© dpa

Studie der Böll-Stiftung: Wie es ums Potsdams Infrastruktur steht

Wie sieht es aus mit der Grundversorgung? Der neue Infrastrukturatlas der Böll-Stiftung nimmt Deutschland unter die Lupe - und empfiehlt eine Potsdamer Erfindung.

Längere Wege zum Krankenhaus, teure Kitas, dafür aber eine gute Ärzteversorgung und ein echter Mobilitätstipp: Im neuen Infrastrukturatlas 2020 der Heinrich-Böll-Stiftung schneidet Potsdam in den untersuchten Bereichen unterschiedlich ab. 

Der Atlas soll nach Angaben der Stiftung illustrieren, wie es um Infrastrukturen, unter anderem in Kitas und Schwimmbädern, bei Schienen, Versorgungsnetzen und Krankenhäusern bestellt ist. Vor allem aber verdeutlicht er, was Infrastrukturen leisten sollten, wie sie nachhaltig gestaltet und langfristig zugunsten aller verbessert werden können. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie schnell Lieferketten zusammenbrechen und Systeme nicht mehr funktionieren, so die Stiftung.

Potsdam hat viele Ärzte

Ein besonders wichtiger Teil der Grundversorgung ist die Erreichbarkeit des nächsten Krankenhauses. Über Leben und Tod kann die Frage entscheiden: Wie lange dauert es im Durchschnitt, mit dem Pkw zum Krankenhaus zu gelangen. In Metropolen wie Berlin oder Hamburg liegt diese Wegezeit laut Studie zwischen 4,76 und 9,05 Minuten. In Potsdam sind es demnach 9,06 bis 12,55 Minuten, ebenso wie Brandenburg/Havel, Frankfurt (Oder) und Cottbus. Im Landkreis Mittelmark beträgt die Wegezeit hingegen 17,20 bis 27,76 Minuten. 

Besser sieht es bei der Verfügbarkeit von niedergelassenen Medizinern aus. Potsdam liegt in der Gruppe der am besten versorgten Kreise und kreisfreien Städte. Das heißt, dass es pro 100.000 Einwohner im Durchschnitt mehr als 218,8 Ärzte beziehungsweise Psychotherapeuten gibt. Zu dieser Gruppe gehören auch Frankfurt (Oder) und Cottbus. Diese Brandenburger Städte haben eine ähnlich hohe Ärztedichte wie München, Hamburg und Saarbrücken. Brandenburg/Havel liegt hingegen unter 218,8. Potsdam-Mittelmark befindet sich auch hier in der Gruppe der Schlusslichter mit weniger als 135,7 Ärzten oder Therapeuten. 

Das Auto stehen lassen? Kann nicht jeder.

Ein anderes zentrales Thema der Studie ist die Mobilität. Probleme gibt es demnach vor allem mit dem öffentlichen Nahverkehr im ländlichen Raum, der zum Beispiel für Pendler wichtig ist. Eigentlich verpflichtet das Regionalisierungsgesetz die Bundesländer zu einer flächendeckenden Versorgung. Doch bundesweit steht nur 60 Prozent der Landbevölkerung ein gutes Angebot zu Verfügung. In der Praxis bedeutet das zum Beispiel eine Haltestelle, die per Fuß zu erreichen ist und mindestens 20-mal am Tag von einem Bus oder einer Bahn angefahren wird.

Wo das nicht der Fall ist, bleiben die Menschen auf das eigene Auto als wichtigstes Fortbewegungsmittel angewiesen. Wer nicht fahren kann oder will, muss sich fahren lassen. Der Infrastrukturatlas empfiehlt, Abhilfe zu schaffen durch Mitfahr-Apps, Bürgerbusse oder selbstorganisierte Sharing-Angebote. Als Vorbild nennen die Autoren die Initiative “PotsAb” aus dem Potsdamer Norden. Das Online-Portal ermöglicht es, Mitfahrgemeinschaften zu organisieren (PNN berichteten). 

Kitaplätze teurer als in München

Die Coronakrise hat gezeigt, wie wichtig Kindertagesstätten für das Funktionieren von Gesellschaft und Wirtschaft sind. Wer die Kinder selbst betreuen muss, fällt als Arbeitskraft aus. In Potsdam ist die Betreuung in der Kita jedoch relativ teuer. Der monatliche Elternbeitrag für Kinder im Alter von 42 Monaten liegt in der Landeshauptstadt laut Studie für eine Familie mit einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro durchschnittlich bei 59 Euro. Das ist mehr als in München (53 Euro) oder Stuttgart (54 Euro), aber weniger als in Leipzig (101 Euro). In Berlin ist die Betreuung kostenlos. 

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