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Die erste in Deutschland. Emilie Winkelmann arbeitete als erste selbstständige Architektin und entwarf auch ein Haus nur für Frauen. Sie wurde gestern mit der Aufstellung einer Tafel „Frauenorte“ geehrt.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Studentin Emil

Als Frau war Emilie Winkelmann Studium und Hochschul-Abschluss verwehrt, trotzdem entwarf sie Häuser/Ehrung als „Frauenort“

Emilie Winkelmann war Anfang des vorigen Jahrhunderts die erste selbstständige Architektin, die es in ganz Deutschland überhaupt gab. Sie entwarf nicht nur für die Preußenmetropole Berlin Bauten, sondern auch für Potsdam. Frauen hatten es zu Lebzeiten der jungen Emilie alles andere als leicht, ihren Berufswunsch umzusetzen. Nur als männlicher Student Emil gelang es ihr, eine Zulassung für die Technische Hochschule Hannover zu bekommen. Der unechte Emil durfte dann aber dennoch kein Staatsexamen machen: 1906 waren Frauen in Preußen bei Hochschulprüfungen nicht zugelassen. Dabei hatte Emilie eine überaus fundierte Ausbildung hinter sich. Sie hatte bereits für den Baubetrieb ihres Großvaters in Aken bei Dessau Entwürfe gemacht und sich das Geld für das Studium als Zeichnerin verdient. Sie ging dann ohne Abschluss nach Berlin, erhielt aber trotzdem Aufträge von vermögenden Bauherren, unter anderem für Villen und Landhäuser. Erst 1928 hatte sich Emilie Winkelmann einen so guten Namen gemacht, dass sie in den Bund Deutscher Architekten aufgenommen wurde. Sie verstarb 1951.

Ein von ihr projektiertes Gebäude, das 1914 in Neu-Babelsberg entstand, zeichnet sich neben seiner praktischen Schlichtheit noch dadurch aus, dass es von einer Frau für berufstätige Frauen entworfen wurde. Arbeitenden alleinstehenden Frauen, die als Nomaden in möblierten Zimmern leben mussten, wurde zum ersten Mal in einer Frauengenossenschaft die Möglichkeit geboten, selbst eine Wohnung zu mieten. Dieses Modellprojekt wurde ein solcher Erfolg, dass weitere Häuser ähnlicher Art in Hamburg, Hannover und Köln entstanden. Das Haus in der Hermann-Maaß-Straße 19/20 ist also ein geradezu prädestinierter Ort, um eine mutige und unangepasste Frau zu ehren.

Gestern wurde dort durch Sabina Scheuerer vom Frauenpolitische Rat Land Brandenburg eine Tafel für „Frauenorte“ enthüllt, die bereits fünfmal als Ehrung herausragender Frauen in Potsdam aufgestellt wurde – und 24 mal im Land.

Emilie Winkelmann hatte für die Frauen ihrer Zeit kleine Ein- und Zweizimmerwohnungen projektiert mit Küche, Bad und Zentralheizung. Dazu gab es einen Gemeinschaftsraum, in dem man sich treffen und gemeinsam speisen konnte. Das Haus wurde später noch durch Bauten im Karree um einen Gemeinschaftsgarten erweitert, sodass 36 Mietparteien darin Platz haben. Der Komplex gehört jetzt zum Bauverein Babelsberg e.G., der es 2005 sanieren ließ. Heute leben zwar noch eine ganze Reihe Einzel-Frauen im „Haus in der Sonne“, wie es von der Frauengenossenschaft 1914 genannt wurde, doch die Bewohner sind gut gemischt, meint Josefine Weidner. Sie ist mit ihren 90 Jahren das älteste Genossenschaftsmitglied und wohnt schon seit 1975 in der sehr grünen und ruhigen Straße. Zwei Zimmer auf 42 Quadratmetern, eine kleine Küche und eine Dusche stehen der Seniorin zur Verfügung und sie findet es herrlich hier. Sie putze noch immer ihre Fenster selber, sagt die rüstige alte Dame. Bei der Gartenarbeit, die Gemeinschaftswerk ist, lasse sie allerdings inzwischen gern den Jüngeren den Vorrang.

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