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Der heimische Energieversorger bittet seine Kundinnen und Kunden deutlich stärker zur Kasse. 

© Ottmar Winter

Strom wird in Potsdam erheblich teurer: EWP kündigt eine Preiserhöhung an

Viele Kundinnen und Kunden müssen mit Hunderten Euro Mehrbelastung im Jahr rechnen. Ein Anbieterwechsel ist schwierig - denn die EWP ist kein Einzelfall.

Potsdam - Die gestiegenen Energiepreise bekommen nun immer mehr Potsdamer Stromkunden zu spüren. Der heimische Energieversorger Energie und Wasser Potsdam verschickt derzeit Schreiben, in denen eine Erhöhung des Preises pro Kilowattstunde um bis zu 65 Prozent angekündigt wird. Mehrere solcher Briefe liegen den PNN vor. „Die gestiegenen Einkaufspreise im Energiemarkt müssen wir zunehmend bei unserer Preiskalkulation berücksichtigen“, heißt es darin.

Konkret bedeutet das für EWP-Kunden, dass der Arbeitspreis pro Kilowattstunde ab Juni um bis zu 18 Cent höher sein wird. Einen Singlehaushalt mit 1500 Kilowattstunden Jahresverbrauch belastet das auf zwölf Monate gerechnet mit rund 270 Euro mehr. Eine Familie mit 4000 Kilowattstunden Jahresverbrauch käme auf 720 Euro Mehrkosten im Jahr. Zum verbrauchsabhängigen Arbeitspreis kommt der Grundpreis, der sich aber vergleichsweise wenig verändert hat.

Verständnis der Verbraucher ist gering

Auch bei der Potsdamer Verbraucherzentrale kennt man das Problem. Es habe schon einige Nachfragen gegeben, heißt es auf PNN-Anfrage. Angesichts der riesigen Preiserhöhung sei das Verständnis der Verbraucher gering. Allerdings sei die EWP kein Einzelfall. Deshalb sei auch ein Anbieterwechsel schwierig. Stromkunden müssten sich auf hohe Nachzahlungen einstellen, wenn ihre Pauschale nicht ausreiche. Das könne viele Verbraucher in Schwierigkeiten bringen, fürchtet man.

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Höhere Steuern oder Abgaben sind diesmal nicht der Grund für die steigenden Preise. Im Gegenteil: Die EEG-Umlage, mit der erneuerbare Energien gefördert werden, wurde zum Jahreswechsel um 2,8 Cent pro Kilowattstunde gesenkt. Bezogen auf den alten Arbeitspreis wäre das eine Ersparnis von rund zehn Prozent gewesen. Doch angesichts der drastischen Steigerungen an den Börsen ist die Entlastung verpufft. Ab 1. Juli sollen nach dem Willen der Bundesregierung auch die restlichen rund 3,7 Cent pro Kilowattstunde EEG-Umlage wegfallen.

EWP hielt Preise lange stabil

Anders als viele andere Energieversorger hatte die EWP ihre Strompreise länger stabil gehalten. Schon im Herbst waren einige Anbieter pleite gegangen – etwa Neckermann Strom, Smiling Green Energy oder Otima Energie. Die Anbieter kauften häufig kurzfristig Strom an den derzeit teuren Spotmärkten ein, um ihre Kunden zu beliefern. Mit diesen haben sie jedoch oft Langzeitverträge mit einer festen Preisbindung abgeschlossen und können die Mehrkosten nicht an ihre Kunden weitergeben.

Indirekt war davon auch die EWP betroffen. Denn sie musste als sogenannter Grundversorger für die Region Potsdam einspringen. So waren im Herbst auch die Stadtwerke Bad Belzig in Schieflage geraten. Kurz vor Weihnachten teilte der Bürgermeister Roland Leisegang mit, das Unternehmen werde in Eigenverantwortung Insolvenz beantragen. Zwischen 1000 und 2000 ihrer Kunden musste die EWP übernehmen – und den Strom für sie teuer an der Börse einkaufen.

Tatsächlich hat sich der Börsenstrompreis für kurzfristig lieferbare Strommengen am Epex-Spotmarkt für Deutschland von März 2021 bis März 2022 laut Statistischem Bundesamt mehr als verfünffacht. Die Preisentwicklung müsse man auch bei den Tarifen berücksichtigen, heißt es auf PNN-Anfrage bei der EWP. Noch im November habe man mit niedrigeren Preisen am Ende des Winters gerechnet. 

Gaspreis seit Kriegsbeginn noch einmal deutlich gestiegen

Doch die Hoffnung habe sich nicht erfüllt. Seit Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die ganze Ukraine ist vor allem der Gaspreis von seinem schon vorher hohen Niveau noch einmal deutlich gestiegen. Und mit Gas betreibt die EWP das Kraftwerk im Potsdamer Süden. Die weitere Entwicklung sei unkalkulierbar, so EWP-Sprecher Stefan Klotz.

Im Laufe des Jahres dürfte der größte Teil der rund 85.000 Haushalte und Gewerbekunden der EWP einen Brief mit einer Preiserhöhung erhalten. Denn viele der Kunden haben Zeitverträge, die beispielsweise ein oder zwei Jahre laufen. Für die Kunden haben die Zeitverträge früher in der Regel günstigere Tarife bedeutet als in der Grundversorgung und das Unternehmen bekam Planungssicherheit. 

Die Preise werden also nicht pauschal für alle gleichzeitig angehoben. Wer noch einen länger laufenden Vertrag hat, kann sich freuen. Wie viele Kunden genau betroffen sind, will das Unternehmen aus Wettbewerbsgründen nicht sagen. Auf Vergleichsportalen schneidet sogar der neue, höhere Tarif gut ab.

Neben Strom liefert die EWP auch Gas an die Privatkunden. Mitte November hatte sie eine Erhöhung zum Jahreswechsel angekündigt, nachdem die Preise zuvor drei Jahre lang stabil gewesen waren. Mit dem Anstieg müssen Haushalte nun pro Jahr mit rund 200 bis 300 Euro Mehrkosten rechnen.

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