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Strom vom eigenen Dach: In Drewitz wurde Potsdams erste Mieterstromanlage errichtet

Damit soll der Stadtteil bis 2025 klimaneutral werden. Der Standort für das nächste Mieterstrom-Projekt steht auch schon fest.

Potsdam - Perfektes Wetter für Solarstrom: Bei strahlendem Sonnenschein stellte das kommunale Wohnungsunternehmen Pro Potsdam am Donnerstag zusammen mit den Potsdamer Stadtwerken die erste Photovoltaik-Mieterstromanlage der Landeshauptstadt vor.

Deren Strom soll direkt an diejenigen fließen, auf deren Dächern sie steht. „Mit der Mieterstromanlage ermöglichen wir unseren Mieterinnen und Mietern eine aktive Teilhabe an der Energiewende sowie einen kostengünstigen Strombezug“, sagte Pro Potsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal. 

Mieterstrom heißt: Er wird dort verbraucht, wo er produziert wird. Dadurch, dass der Strom direkt in die Wohnungen fließt, ohne ins öffentliche Stromnetz eingespeist zu werden, gibt es keine Transportverluste. Errichtet wurden insgesamt 588 Solarmodule mit einer Fläche von 1055 Quadratmetern, die auf den Dächern der Wohngebäude in der Konrad Wolf-Allee 15 bis 61 installiert wurden.

30 bis 35 Prozent des Strombedarf können gedeckt werden

Es wird eine jährliche Stromproduktion von 200.000 Kilowattstunden erwartet. Damit können schätzungsweise 30 bis 35 Prozent des Strombedarfs der Gebäude gedeckt werden, auf denen sich die Solarmodule befinden. Die Errichtung sowie der Betrieb der Anlage erfolgen durch die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP). Die endgültige Fertigstellung ist für November 2021 geplant. Der erste Strom soll ab Januar 2022 fließen.

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Man wolle die Mieter:innen bei der Energiewende mitnehmen, sagte EWP-Geschäftsführerin Christiane Preuß bei der Vorstellung der Anlage: „Mieterstrom ist mindestens zehn Prozent günstiger als der örtliche Grundversorgungstarif, dadurch besonders attraktiv und selbstverständlich genauso sicher wie bisher. Scheint die Sonne nicht, werden die Mieterinnen und Mieter mit EWP-Ökostrom aus dem Netz versorgt.“ 

Kosten für Wartung, Installation und Reparatur werden von der EWP übernommen, Umbaumaßnahmen in den Wohnungen seien nicht nötig, so Preuß. Ermöglicht wurde das Projekt unter anderem durch eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) aus dem Januar, dank der es nun leichter für Mieter:innen ist, vor Ort erzeugten Strom selbst zu nutzen.

Drewitz soll bis 2025 klimaneutral werden

Mit der Mieterstromanalage habe man einen wichtigen Schritt getan, um die Gartenstadt Drewitz zu einem klimaneutralen Stadtteil zu machen, so Westphal. Geplant ist dieses Ziel bis 2025. Das Projekt ist Teil der Dekarbonisierungsstrategie des kommunalen Wohnungsbauunternehmens Pro Potsdam. Ihre CO2-Emissionen konnte diese seit 1990 laut eigener Aussage bereits um 83 Prozent senken.

Doch nicht nur in Drewitz sondern auch auf vielen anderen Dächern Potsdams möchte die Stadt Solarmodule errichten: „60 Prozent der vorhandenen Dachflächen in Potsdam sollen nach Möglichkeit für Solarstrom genutzt werden“, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Donnerstag. Viele Flachdächer von Plattenbauten seien dafür sehr geeignet. In der Innenstadt sieht es anders aus: Viele kleinteilige Grundstücke, Dachschrägen und der Denkmalschutz erschweren hier die Installation von Photovoltaik-Anlagen.

14 solcher Anlagen werden durch die EWP in Potsdam bereits betrieben. „Bis zum Jahresende kommen vier weitere Anlagen auf Schulen und Kitas sowie eine Anlage auf dem Wasserwerk der EWP dazu“, sagte EWP-Geschäftsführer Eckard Veil. „Etliche weitere Anlagen auf Schulen, Kitas, Wasser- und Klärwerken sind für das Jahr 2022 in Planung.“

Die EWP habe gewaltig aufgeholt: „Wir haben 2021 so viele Solarmodule errichtet, wie in den letzten zehn Jahren zusammen“, sagte Veil. Die Stromleistung der in diesem Jahr errichteten Photovoltaik-Anlagen entspreche rund einer Megawattstunde. Die EWP will dieses Tempo beibehalten und 2022 genauso viele Anlagen neu errichten, wie 2021.

Nächstes Mieterstromprojekt geht in Schlaatz an den Start

„Wir sehen da noch viel Potential in Potsdam“, sagte Veil. Das Gute an dem Pilotprojekt in der Konrad Wolf-Allee sei dabei, dass die neue Anlage kein Unikat sei, sondern problemlos auf andere Dächer installiert werden könne. „Nachdem wir nun wissen, wie es geht, wird die Errichtung künftig auch schneller gehen“, so Veil.

„Das Mieterstrom-Modell ist ein wichtiger zukunftsorientierter Lösungsansatz in Bezug auf den kommunalen Wohnungsbestand“, sagte Mike Schubert mit Blick auf den Potsdamer Klimaplan. „Das nächste Mieterstrom-Projekt wird im Schlaatz gestartet.“ Die Pro Potsdam hat im Schlaatz einen Bestand von 2480 Wohnungen, fast die Hälfte der gesamten Wohnungen im Stadtteil. Für rund 195 Millionen Euro sollen sie bis 2033 saniert werden. 

In diesem Zuge wird die EWP weitere Photovoltaik-Anlagen installieren. Die EWP nutzt dabei keineswegs nur Dächer der Pro Potsdam: Laut Veil habe man kürzlich auch einen Vertrag mit der Wohnungsbaugenossenschaft 1903 geschlossen, um deren Dächer für Solarstrom zu nutzen. Zum Immobilienbestand der Genossenschaft zählen 1500 Wohnungen, Gewerbeeinrichtungen, Garagen und PKW-Stellplätze.

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