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Spielberg kommt. Am Sonntag konnten die Potsdamer noch bei Sonnenschein über die Glienicker Brücke spazieren. Für Dreharbeiten zu Steven Spielbergs Agententhriller wird sie zwischen Donnerstag, dem 27. November, und Montag, dem 1. Dezember, komplett gesperrt. Eine Umleitung über die A 115 und L 40 wird ausgeschildert.

©  Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Streit ums Stadtpalais Klappe, die Zweite!

Investor und Stadtverwaltung wollen Dach ausbauen. Schlösserstiftung und Denkmalamt sind dagegen

Innenstadt – Mit ihren Plänen für den Ausbau des Stadtpalais in der Brandenburger Straße, in dem auch das Potsdamer Karstadt-Warenhaus untergebracht ist, geht die Stadtverwaltung auf Konfrontationskurs mit der der Schlösserstiftung und dem Landesdenkmalamt. Dabei geht es um die beabsichtigte teilweise Aufstockung des Gebäudes und eine Millioneninvestition. Diese soll ermöglichen, dass in der bisher unvermieteten vierten Etage des Stadtpalais ein Fitness- und Wellnesscenter einziehen kann. Dafür muss allerdings der Bebauungsplan für das Innenstadtareal geändert werden.

Den Beginn des Verfahrens hatten die Stadtverordneten bereits Anfang 2013 beschlossen. Der Vermieter, die Berliner KKL Consulting GmbH, hatte nach eigenen Angaben bereits damals einen Vorvertrag für „ein höherwertiges Fitness- und Wellness-Studio“ in der vierten Etage abgeschlossen. Von Investitionen „in nicht unerheblicher Höhe“ in den Edelrohbau war die Rede.

Bevor die Pläne nun ab 8. Dezember öffentlich ausgelegt werden, hatte die Stadtverwaltung in einem ersten Schritt die Träger öffentlicher Belange befragt – dazu gehören auch das Landesdenkmalamt und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Grund dafür ist, dass das Grundstück in der Brandenburger/Ecke Jägerstraße sowohl in der zweiten barocken Stadterweiterung – und damit in einem Flächendenkmal – und in der Pufferzone des Weltkulturerbes liegt.

Doch mit dem Dachaufbau hat die Schlösserstiftung ein Problem. „Aus fachlichen Gründen können wir das nicht befürworten“, sagte Sprecher Frank Kallensee den PNN. Die Stadtverwaltung müsse aber auch andere Gründe in ihre Abwägung einbeziehen. Die SPSG sei von der Stadtverwaltung im Februar im Zuge des Verfahrens für die Baugenehmigung befragt worden. Gemäß der Deklaration über die Pufferzone des Weltkulturerbes muss die Verwaltung die Stellungnahme der Stiftung einholen. Direkte Gespräche mit dem Investor habe es nicht gegeben.

Auch das Landesdenkmalamt hat Bedenken. Das große Gebäude sei in dem als Planstadt und bis heute weitgehend homogen bebauten Gebiet ohnehin ein Ausreißer, so Landeskonservator Thomas Drachenberg. „So wie es jetzt ist, hat es seine Berechtigung. Aber das Gebäude nochmals aufzustocken ist nicht im Sinne des Denkmalbereiches“, sagte er den PNN. Eine wichtige Frage bei der Beurteilung ist auch die Störung von Sichtachsen. Dabei geht es nicht darum, dass der unmittelbare Blick von einem Punkt zum anderen verstellt wird, erklärte Drachenberg. „Der Blick von den historischen Hochpunkten war bei der Planung des Gebiets wichtig. Neue Hochpunkte sollte es im Denkmalbereich nicht geben.“ Er will das laufende B-Planverfahren abwarten.

Die Stadt sieht das ganz anders: „Das vierte Obergeschoss im Stadtpalais und das erste und zweite Obergeschoss im ehemaligen Brauereigebäude stehen seit Jahren leer und bilden somit die größte leer stehende Fläche in der Innenstadt“, so Stadtsprecher Jan Brunzlow. Die partielle Aufstockung betrage nur ein Fünftel der Fläche des darunterliegenden Geschosses und soll sich entsprechend den Festlegungen des Bebauungsplanentwurfs der erhaltenswerten Eigenart der zweiten barocken Stadterweiterung anpassen. Außenfassaden, Dachflächen und sonstige Außenbauteile seien ausschließlich in dunklem Farbton ohne reflektierende oder spiegelnde Flächen zulässig. Die partielle Aufstockung werde nicht vom Straßenraum aus zu sehen sein. SPSG und Landesdenkmalamt könnten sich während der öffentlichen Auslegung erneut äußern.

Beharren beide Seiten auf ihren Standpunkten, könnte es auf einen erneuten Ministerentscheid hinauslaufen, um den Streit zu schlichten. Schon mehrmals musste das zuständige Ministerium für Wissenschaft und Kunst Streitfragen klären – zuletzt ging es um den Bau eines Radweges durch die historische Lindenallee vom Neuen Palais nach Golm. Noch ist es jedoch nicht soweit: „Ein Ministerentscheid bei einem Dissensverfahren ist nur bei der Genehmigung eines Vorhabens vorgesehen“, so Brunzlow. Beim zuständigen Wissenschaftsministerium ist der Streit deswegen noch nicht anhängig. „Dazu liegt hier nichts vor“, sagte Sprecher Hans-Georg Moek.

Beim Vermieter, der Berliner KKL Consulting GmbH, ist man trotz der Streitfragen optimistisch. In der Frage der Sichtachsen habe man eine eigene Untersuchung in Auftrag gegeben und das Ergebnis der Stadtverwaltung übergeben. „Wir verstehen die Bedenken, haben aber eine andere Meinung“, sagte Eigentümervertreter Guido Wodetzki den PNN. Es gebe nach wie vor einen Interessenten, der in der Fläche über dem Karstadt-Warenhaus ein hochwertiges Fitnessstudio eröffnen will, so Wodetzki. Bei der dafür nötigen Aufstockung handele es sich um eine 150 Quadratmeter große Glaskonstruktion. Der Betreiber wolle den Besuchern so einen einzigartigen Blick über Potsdams Dächer bieten. Etwa drei Millionen Euro sollen investiert werden. Einen Termin für eine Eröffnung gebe es noch nicht. Man gehe davon aus, dass man wegen der komplizierten Planung etwa ein Jahr von der Baugenehmigung bis zum Baustart brauche.

Wodetzki rechnet damit, dass die Ansiedlung auch die Umgebung bereichert und neues Publikum in die Innenstadt lockt. Diese Zuversicht hatten auch die Innenstadt-Händler geteilt, als die Pläne publik wurden. Das künftige Fitness- und Wellness-Center bringe Menschen in die sonst am Abend leere Innenstadt, so Wolfgang Cornelius, Chef der AG Innenstadt. Und auch die Geschäftsführerin des Karstadt-Kaufhauses, Beate Stadler, hatte die Nutzung der vierten Etage ihres Hauses befürwortet.

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