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Wenig erhellend. Wer ist für die Havarie des Flutlichts verantwortlich? Wer muss dafür bezahlen? Wurde regelmäßig gewartet? Das fragen sich die Stadtverordneten.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Streit ums Flutlicht

Politiker fordern Aufklärung zu Gutachten / Wartung nicht nachgewiesen

Babelsberg - Straßensperren und Ausnahmezustand rund um das Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion: Rund 6300 Zuschauer strömten am Freitagabend zu der Drittligapartie des SV Babelsberg 03 gegen Dynamo Dresden (1:1) ins Stadion. Doch das befürchtete Chaos blieb bis Redaktionsschluss aus. Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften vor Ort, um das Spiel der höchsten Gefahrenkategorie abzusichern. Die Partie wurde wegen der erwarteten Krawalle in der Walpurgisnacht in Berlin und dem 1. Mai am Wochenende extra auf Freitagabend terminiert. Dass es 18 Uhr stattfand, hat allerdings auch mit dem Flutlicht des Babelsberger Stadions zu tun. Denn es darf vorerst nicht mehr eingeschaltet werden.

Die Anlage ist seit knapp sieben Monaten kaputt, die Gelenke der Masten sollen dem Druck beim Aufrichten der Scheinwerfer nicht standgehalten haben. Dazu hat der Verein ein Gutachten anfertigen lassen, hatte Geschäftsführer Ralf Hechel immer betont. Jedoch, so steht es in dem Gutachten des TÜV Rheinland, ist es nicht vom Verein in Auftrag gegeben worden. Vielmehr firmiert das städtische Unternehmen „Energie und Wasser Potsdam GmbH“ als Auftraggeber auf dem Gutachten. Warum dies so ist, wollen nun die Stadtverordneten von CDU und SPD wissen. Sie meinen, Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) soll erklären, in wessen Auftrag das kommunale Unternehmen das Gutachten beauftragte und wie hoch die Kosten für die Stadtwerke-Tochter waren. Die Kommunalpolitik will damit prüfen, „ob die städtischen Vertreter im Aufsichtsrat der EWP ihren Verpflichtungen zur Kontrolle des Unternehmens nachgekommen sind“, heißt es dazu in der Forderung an den Oberbürgermeister. Zugleich sei fraglich, ob das städtische Bauamt die Anlage trotz Mängeln genehmigt habe, heißt es. Die Stadt Potsdam will für den Schaden an den Masten aufkommen. Dafür haben die Stadtverordneten 250 000 Euro in den Haushalt eingestellt.

Warum die Flutlicht-Anlage defekt ist, hat der Gutachter in seinem Bericht geschrieben. Die Lagerschalen in den Gelenken sind kaputt gegangen. Solche Schäden an den Masten wurden bereits im Oktober 2009 festgestellt. Damals, so der Gutachter, sei die „werksseitige Beurteilung“ gewesen, die Achsen gut zu schmieren – und eine Sichtkontrolle der Achszustände sei „alle sechs Monate notwendig“. Dazu: „Der Schlupf kann toleriert werden.“ Möglicherweise habe im März 2010 eine weitere Kontrolle stattgefunden, schreibt der Gutachter. Allerdings seien Ergebnisse der Kontrolle bzw. Wartung „nicht bekannt“. Geprüft worden sind seitens des Gutachters auch die Berichte der Wartung – allerdings klafft zwischen dem Bericht der Dekra aus dem August 2002 und dem nächsten Prüfbericht vom Mai 2009 eine erhebliche zeitliche Lücke. Nach PNN-Informationen soll es in dieser Zeit keine Wartung der Flutlichtanlage gegeben haben – der Fußballverein bestreitet das. Die Wählergemeinschaft Die Andere will sich daher von Jakobs und dem SV Babelsberg nachweisen lassen, wann und in welchem Umfang in den vergangenen Jahren die Anlage gewartet worden ist. „Sollte eine regelmäßige Wartung nicht nachgewiesen werden können, übernimmt die Stadt nicht die Kosten der Instandsetzung“, so die Forderung der Stadtverordnetenfraktion.

Das Gutachten des TÜV könnte zugleich Auslöser weiterer juristischer Streitigkeiten werden, hieß es gegenüber den PNN. Denn noch immer werde geprüft, ob es einen ursächlich Verantwortlichen für den jetzt entstandenen Schaden gibt. Die Herstellerfirma kann aber nicht mehr belangt werden – die ist inzwischen insolvent, hatte Vereins-Geschäftsführer Ralf Hechel bereits erläutert. Daher sei eine Magdeburger Firma mit der Sanierung der Anlage beauftragt worden.

Die deutschlandweit in einem Fußballstadion einzigartige Flutlichtanlage ist im Jahr 2002 erstmals genutzt worden, als der SV Babelsberg 03 für ein Jahr in der 2. Bundesliga gespielt hat. Das System der abknickbaren Masten stamme aus der Luftfahrtindustrie. Solche Lichtanlagen würden in den USA gerne auf Flughäfen aufgebaut, um die Rollfelder zu beleuchten, hieß es gegenüber den PNN. Bei Wartungsarbeiten würden die Masten abgeknickt und die Lampen ausgetauscht beziehungsweise gesäubert.

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