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Streit um Zeppelinstraße in Potsdam: Matthias Klipp muss nachbessern

Für die Verengung der Zeppelinsstraße muss die Bauverwaltung bei der Vorbereitung noch eine Verkehrssimulation vorlegen. Diese ist erstaunlicherweise bislang nicht erfolgt.

Potsdam - Gegenwind für die geplante Verengung der Zeppelinstraße für Autofahrer: Die Rathauskooperation bremst das Projekt von Grünen-Baudezernent Matthias Klipp aus. In einem Antrag für die heutige Stadtverordnetenversammlung fordern SPD, CDU/ANW, Grüne und Potsdamer Demokraten, dass Klipp eine – bisher bemerkenswerterweise nicht erfolgte – detaillierte Verkehrssimulation für seine Pläne vorlegen soll. Ebenso will man so schnell wie möglich die Park+Ride-Möglichkeiten in Golm und am Bahnhof Pirschheide verbessern.

Der Reihe nach: Zunächst soll nach dem Willen der Kooperation ein externer Gutachter beauftragt werden, der die zu erwartetenden Verkehrsströme simuliert, sollte die Zeppelinstraße tatsächlich stadtein- und -auswärts nur noch einspurig befahrbar sein – so wie es Klipp plant. Unter anderem müssten die Verdrängungseffekte untersucht werden, heißt es im Vorstoß der Kooperation – also Daten dazu, wie viel zusätzlicher Verkehr auf Nebenstrecken wie der Forststraße zu erwarten ist. Das sei bisher nicht passiert, monierte CDU-Fraktionschef Matthias Finken am Dienstag gegenüber den PNN. „Die jetzigen Aussagen der Bauverwaltung reichen nicht aus“, sagte auch SPD-Chef Mike Schubert. Eine ähnliche Simulation habe auch zur Versachlichung der Debatte für die damals heftig umstrittene Kappung der Friedrich-Ebert-Straße für den Bau des Stadtschlosses gegeben, erinnerte er.

Zukünftig Tempo 30

Klipp will mit der Verengung den Verkehr in der Straße um 5000 auf 22.000 Autos pro Tag reduzieren, damit Grenzwerte für Luftschadstoffe in der Zeppelinstraße künftig nicht mehr überschritten werden. Geplant sind neue Busspuren, ein Radweg stadtauswärts sowie eine wechselseitige Mittelspur für Linksabbieger. Zudem soll aus Lärmschutzgründen künftig Tempo 30 gelten. Kritiker warnen vor Dauerstau.

Mit dem Vorstoß der Kooperation wird Klipp nun gezwungen, auch solche Varianten extern simulieren zu lassen, bei denen die Bundesstraße nicht verengt wird. Auf Anregung der CDU soll unter anderem geprüft werden, ob ein System wie in der Berliner Heerstraße mit richtungsabhängigen Ampelanlagen eingeführt werden könnte – dann könnten einzelne Spuren nach Bedarf geöffnet und geschlossen werden, sodass am Morgen mehr als eine Spur stadteinwärts zur Verfügung stünde. „All solche Varianten sollten nebeneinandergelegt und verglichen werden“, so Grünen-Fraktionschef Peter Schüler, der zur Eile mahnte – noch in diesem Jahr müssten die Grenzwerte eingehalten werden, sonst drohten Strafzahlungen an die EU. Die neue Untersuchung soll im Juni vorliegen. SPD-Fraktionschef Schubert sagte, mit dem Vorschlag sei die Umsetzung der Verengung bis zum Sommer, wie Klipp es wollte, vom Tisch: „Das schafft auch Raum für den gerade erst begonnenen Bürgerdialog.“

Auch LKW-Verbot soll untersucht werden

Mit der Simulation soll auch geprüft werden, wie sich häufigere Bus- und Bahnfahrten auf der Strecke auswirken – und ob Busse nicht auch im Stau stehen. Ein dichterer Nahverkehrstakt ist Teil des Klipp-Konzepts. Doch darüber habe es noch keine eingehenden Gespräche mit dem Verkehrsbetrieb gegeben, hieß es von Verfahrensbeteiligten.

Genauer untersucht werden sollen auch die Wirkungen eines etwa von SPD-Chef Schubert für sinnvoll erachteten Lkw-Durchfahrtverbots. Dies hatte Klipp bisher verworfen, weil es nicht ausreiche, um die Schadstoffe in der Straße tatsächlich nachhaltig senken zu können. Auch ein komplettes Durchfahrverbot für Fahrzeuge der Schadstoffklasse „1“ und „2“ im Stadtgebiet soll geprüft werden – also eine Umweltzone nach Berliner Vorbild, die Klipps bisher ebenfalls abgelehnt hatte.

Erstmals in Potsdam will die Kooperation die Kosten und die Umsetzbarkeit des Prinzips Park- gleich Tagesfahrschein prüfen lassen. Damit sollen Autofahrer animiert werden, ihre Wagen auf den „P+R“-Plätzen in Pirschheide und Golm stehen zu lassen und mit Tram oder Bus in die Innenstadt zu fahren.

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