zum Hauptinhalt
Neben dem Kunst-und Kulturzentrum "Rechenzentrum" wächst der Turm der Garnisonkirche in die Höhe.

© Andreas Klaer

Streit um Wiederaufbau der Garnisonkirche: Grüne Jugend will Rechenzentrum erhalten

In der Diskussion über den Wiederaufbau der Garnisonkirche hat sich die Jugend der Grünen klar positioniert. Das könnte Folgen haben.

Potsdam - Im Ringen um eine neue Position der Stadtpolitik zum Wiederaufbau der Garnisonkirche setzt die Grüne Jugend ihre Partei und Fraktion unter Druck: Die Grünen sollen sich zum Erhalt des Künstlerhauses Rechenzentrums bekennen. Über die Frage des Umgangs mit dem Wiederaufbau werden die Grünen, die bisher das Projekt eher wohlwollend begleiteten, nun eine Sondermitgliederversammlung abhalten.

Die Sondersitzung der Stadtpolitik am vergangenen Freitag habe einmal mehr gezeigt, dass es „keinerlei Bedarf für das Kirchenschiff der Garnisonkirche gibt, weder als Jugendbegegnungsstätte noch als Gedenkstätte“, teilte die Grüne Jugend Potsdam am Montag mit. Man werde sich gegen den nach 2023 geplanten Abriss des Rechenzentrums zugunsten eines „kostspieligen Prestigeprojekts“ einsetzen, sagte fordert Hanna Große Holtrup, Sprecherin der Grünen Jugend Potsdam. Und auch beim Turm müsse es eine „klare architektonische Abgrenzung“ zur Geschichte der früheren Militärkirche geben, hieß es weiter.

Ein Klärungsprozess nötig

Das klare Votum der Grünen Jugend kann auch für die Debatte in der Stadtverordnetenversammlung noch bedeutsam werden. Bisher haben sich die Grünen als Teil der Rathauskooperation den umstrittenen Vorschlag von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) verworfen, der als Debattengrundlage eine Art Jugendbildungsstätte neben dem Turm vorgeschlagen hat – stattdessen hatten die Grünen als Verfahrensvorschlag ins Spiel gebracht, dass eine Gruppe zufällig bestimmter Potsdamer weitere Empfehlungen zur Kirche ausarbeiten soll, was aber auch innerparteilich umstritten ist.

Grünen-Fraktionschefin Janny Armbruster wiederum sagte den PNN auf Anfrage, für den 20. Februar sei nun eine Mitgliederversammlung einberufen, um den Umgang mit dem Thema zu klären. Angesichts des Wachstums der Partei in den vergangenen Jahren sei hier ein Klärungsprozess nötig, machte Armbruster deutlich. So hätte die Partei gerade auch viele jüngere Mitglieder aufgenommen.

Sollten sich die Grünen bald auch offiziell für den Erhalt des Rechenzentrums stark machen, wäre diese Position kurz vor einer eigenen Mehrheit im Stadtparlament – zusammen mit der Fraktion Die Andere und den Linken, die zuletzt auch mehrfach den Erhalt des DDR-Baus als eine Bedingung für einen Kompromiss zur Garnisonkirche ausgemacht hatten.

Noch nicht positioniert hat sich bisher die SPD. Oberbürgermeister Schubert wiederum hatte nach der Sondersitzung angekündigt, er wolle seine Vorlage noch verändern – damit sie eben mehrheitsfähig wird. Wie berichtet will er eine klare Vorgabe der Stadtverordneten, wofür er sich im Kuratorium der Stiftung für den Wiederaufbau einsetzen soll. Dabei hat auch der Rathauschef schon angedeutet, dass für ihn zumindest ein Teilerhalt des Rechenzentrums denkbar ist.

Der DDR-Bau steht zu einem kleineren Teil dem originalgetreuen Wiederaufbau des Schiffes der Garnisonkirche im Wege. Dies wiederum fordern aktuell die CDU und auch die AfD. Gegen das mögliche Kirchenschiff hat sich allerdings der Evangelische Kirchenkreis Potsdam zuletzt deutlich ausgesprochen – so ein Bauwerk werde schlicht nicht benötigt. Das allerdings spielt für den CDU-Bauausschussvorsitzenden Wieland Niekisch offenbar keine große Rolle. Christen würden sich freuen können, wenn das „stadtarchitektonisch einmalige Wahrzeichen Potsdams samt Schiff auch wieder eine Kirche sein kann“, teilte Niekisch nach der Sondersitzung via Facebook mit.

Zur Startseite