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Streitobjekt: Das Strandbad Babelsberg soll verschoben werden.

© Andreas Klaer

Streit um Verlegung des Strandbads Babelsberg: Potsdamer Bürgerinitiative attackiert Schlösserstiftung

Die geplante Verlegung des Strandbads Babelsberg sorgt weiter für Unmut. Eine Bürgerinitiative macht der Schlösserstiftung schwere Vorfürfe. Doch die verteidigt sich. 

Potsdam - Auch nach dem Kompromiss zwischen Stadt und Schlösserstiftung sorgt die geplante Verlagerung des Strandbads Babelsberg und des benachbarten Seesportclubs für Auseinandersetzungen. In der Diskussion hat sich nun die Bürgerinitiative Babelsberger Wasserfreunde zu Wort gemeldet. In einem offenen Brief an den Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), Christoph Martin Vogtherr, erhebt die Initiative Vorwürfe und fordert einen Verzicht auf die Maßnahmen.

Wie berichtet hatten sich Rathaus und Schlösserstiftung im vergangenen Jahr auf einen Flächentausch geeinigt. Hintergrund ist ein mehr als zehn Jahre zurückliegendes Gerichtsurteil. Das von den Stadtwerken betriebene Strandbad soll in Richtung Humboldtbrücke umziehen – ungefähr dorthin, wo sich jetzt der Seesportclub befindet. Das Strandbad erhält einen Neubau, in dem auch die Wassersportler unterkommen sollen. 

Bis dahin ist eine Übergangslösung mit Containern geplant. 2023 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Für die Schlösserstiftung ist der Tausch wichtig, weil sie auf dem bisherigen Badgrundstück – das ihr zum Teil gehört – einen historischen Rundweg wiederherrichten will. Doch noch fehlt die Zustimmung der Stadtverordneten. Eigentlich sollte der Beschluss Anfang April gefasst werden. Dazu kam es wegen der Coronakrise nicht.

Abriss vor Abstimmung befürchtet

In dem offenen Brief spricht die Initiative davon, dass immer wieder Gerüchte auftauchten, „dass die Schlösserstiftung bereits vor einem Beschluss der Stadtverordneten und damit vor der Rechtskraft des Vertrags mit einem Abbruch des Bootshauses des Seesportclubs eine Vorentscheidung fällen will“. Da es sich um ein eng verknüpftes Maßnahmenpaket handele, wären bei einem vorzeitigen Abbruch andere Möglichkeiten nur schwer denkbar und damit die Stadtverordnetenversammlung nicht mehr frei handlungsfähig. „Das würde demokratischen Prinzipien völlig widersprechen.“

Die Stiftung hält indes am vereinbarten Vorgehen fest. „Derzeit laufen alle planerischen Maßnahmen für den Rückbau des im Eigentum unserer Stiftung befindlichen und bislang noch vom Potsdamer Seesportclub genutzten Gebäudes fristgemäß weiter“, teilte die Stiftung auf PNN-Anfrage mit. „Die Leistung wurde ausgeschrieben und die Angebote wurden geprüft.“ Die Beauftragung werde in Kürze erfolgen. „Wir gehen derzeit davon aus, dass sowohl der Vor-Ort-Termin als auch die Stadtverordnetenversammlung vor dem Beginn der Abrissarbeiten stattgefunden haben.“

Initiative spricht von „skandalösem Luxusprojekt"

Die Initiative hat auch grundsätzlich Bedenken gegen die von Rathaus und Stiftung ausgehandelte Lösung: Die Wiederherstellung des historischen Weges wird als Luxusprojekt bezeichnet, das in Zeiten einer wahrscheinlich beginnenden Wirtschaftskrise skandalös wäre. Außerdem werfen die Autoren der SPSG vor, durch den Abbruch sanierungsfähiger Gebäude, Ressourcen zu vernichten.

Die Stiftung entgegnet, dass eine Sanierung des alten Vereinsgebäudes unter wirtschaftlichen Aspekten nicht vertretbar sei. „Besonders die Umsetzung der Auflagen aus der Energiesparverordnung und erforderliche Schadstoffsanierungen verursachen in Bezug zu einem Neubau unverhältnismäßig hohe Baukosten“, heißt es auf PNN-Anfrage. 

Die Verbesserung des Zustands des Strandbades, des Parks, der Infrastruktur und der Zugangssituation sei kein „Luxusprojekt“, sondern nachhaltig und auf Jahrzehnte ausgerichtet. Es gehe der Stiftung keinesfalls nur um die Rekonstruktion eines historischen Weges, sondern auch um Nachpflanzungen, Geländemodellierungen sowie den Schutz der zur Parksubstanz gehörenden Alt-Bäume. Außerdem werde die Beauftragung von Firmen gerade in sich abzeichnenden ökonomisch schwierigen Zeiten Arbeit und Arbeitsplätze in der Region sichern.

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