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Diese Kreuzung an der Kaiser-Friedrich-Straße 27 a - c, ist gefährlich für Grundschulkinder auf dem Schulweg.

© Sebastian Gabsch PNN

Streit um Verkehrssicherheit für Kinder: Kein Verkehrsspiegel für Grundschüler in Eiche

In Potsdam-Eiche streiten Anwohner und ein Revierpolizist mit dem Rathaus – um die Sicherheit für einen Schulweg. Ein in Eigeninitiative aufgestellter Verkehrsspiegel wurde wieder entfernt.

Potsdam - Der Beginn dieses Schuljahres wurde von Appellen für mehr Schulwegesicherheit begleitet. Potsdams Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) ließ sich etwa so zitieren: „Gerade während der ersten Schultage sind für die Kinder viele neue Eindrücke zu verarbeiten, neue Abläufe zu lernen und kindliches Fehlverhalten nicht auszuschließen. Motorisierte Verkehrsteilnehmer sollten daher besonders aufmerksam fahren.“ 

Doch wie sich mehr Sicherheit konkret erreichen lässt, wird im Einzelfall kontrovers diskutiert – so im Ortsteil Eiche. Dort streiten Einwohner und der örtliche Revierpolizist mit der Verkehrsverwaltung im Rathaus um das Anbringen eines sogenannten Verkehrsspiegels. Dieser Streit spielt an einer Wohnanlage in der Kaiser-Friedrich-Straße 27 a-c, die zwischen der dortigen Grundschule und deren Hort liegt. Täglich kommen Kinder an der Zufahrt zu dieser Wohnanlage vorbei. Das Problem: Diese ist so ungünstig gebaut, dass Autofahrer beim Ausfahren regelmäßig Sorge haben müssen, dass sie kein Kind übersehen. 

Eine Privatinitiative von Anwohnern

Anwohner hatten daher im Juni in Privatinitiative einen gewölbten Spiegel angebracht, um mehr Sicherheit zu gewährleisten. Die Stadtverwaltung ließ jedoch den Spiegel nur Tage später wieder abnehmen. Einer der empörten Anwohner, die sich damals an die PNN wandten, sagte: „Hier zählen Vorschriften mehr als das Leben von Kindern.“

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Doch das Rathaus sieht gute Gründe für das Handeln seiner Verkehrsbehörde. Schließlich sei der nicht mit der Stadtverwaltung abgestimmte Verkehrsspiegel an einem amtlichen Verkehrszeichen angebracht worden, so ein Stadtsprecher. „Eine solche Handlung stellt eigentlich einen Bußgeldtatbestand dar.“ Daher habe man den Spiegel abgenommen und im kommunalen Bauhof eingelagert, wo er abgeholt werden könne. 

Verkehrsspiegel: eine vorgetäuschte Sicherheit?

Es gebe auch prinzipielle Einwände gegen solche Verkehrsspiegel, hieß es weiter. Noch vor wenigen Jahren hätten diese als optimale Hilfe an unübersichtlichen Stellen im Straßenverkehr gegolten, räumt das Amt ein. „Leider haben deutschlandweit die Erfahrungen gezeigt, dass dem Verkehrsteilnehmer durch den Blick in den Spiegel häufig eine Sicherheit vorgetäuscht wird, obwohl diese tatsächlich nicht besteht“, so der Stadtsprecher. 

Solche Spiegel seien insbesondere anfällig für Verschmutzungen durch Umwelteinflüsse oder Vandalismus und stellten „ein verzerrtes und verkleinertes Bild und damit einhergehende Fehlinterpretation der tatsächlichen Verkehrssituation dar“. Hinzu komme „die nicht zu unterschätzende Blendgefahr durch Scheinwerfer sowie der vorhandene tote Winkel im Spiegelbild, welcher insbesondere eine besondere Gefahr für Radfahrer und Fußgänger darstellt“, so der Stadtsprecher damals.

Unterstützung für Anwohner kommt von der Polizei

Allerdings haben die Anwohner inzwischen einen Fürsprecher gewonnen: den örtlichen Revierpolizisten. Dies bestätigte dessen Behörde den PNN auf Anfrage. Der Polizist habe Kontakt mit der Stadt aufgenommen und dabei auch angeregt, „dass hier die Anbringung eines Spiegels eine Möglichkeit zur Optimierung sein könnte“, so eine Polizeisprecherin. 

Doch selbst diese Expertise lässt die Stadt nicht einlenken. Man habe auch diesen Hinweis noch einmal überprüft, versicherte der Stadtsprecher auf abermalige PNN-Anfrage: „Die notwendige Verkehrssicherheit ist in diesem Bereich nach wie vor gegeben.“ Sowohl die straßenbauliche Situation als auch die Verkehrsorganisation würden jederzeit eine sichere Verkehrsabwicklung zulassen. „Zudem weist auch die polizeiliche Unfallstatistik diesen Straßenabschnitt als unfallunauffällig aus.“ 

Der Bereich soll "verstärkt beobachtet" werden 

Ferner sei festzuhalten, dass „wenn wir überall, wo mögliche Gefahren lauern, einen Spiegel im öffentlichen Straßenraum aufstellen, es neben einem ,Schilderwald’ auch noch einen ,Spiegelwald’ geben würde“. Gleichwohl wolle man den Bereich schon wegen der Schulwegesicherheit verstärkt beobachten – und wenn erforderlich geeignete Maßnahmen ergreifen. Welche das sein könnten, lässt die Stadtverwaltung aber offen. 

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