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Streit um Rettung des Mosaiks: Stiftung Garnisonkirche gegen Erhalt des Rechenzentrums

Die Stiftung lobt das Engagement der Wüstenrot-Stiftung zum Erhalt des Mosaiks, sieht das Vorhaben aber kritisch. Rathauschef Schubert hat genug vom Dauerstreit und will das Gespräch mit der Wüstenrot-Stiftung fortsetzen. 


Innenstadt - Die Stiftung Garnisonkirche lehnt den Erhalt des Mosaiks am Rechenzentrum ab. Zusammen mit der Fördergesellschaft begrüßt die Garnisonkirschenstiftung die Überlegung der Wüstenrot-Stiftung, das Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ zu restaurieren. „Hiermit jedoch den umstrittenen Erhalt des Rechenzentrums zu verbinden und die stadtplanerischen und rechtlichen Rahmenbedingungen und bestehende Verträge zu ignorieren, kommt sicher nicht in Betracht“, sagte Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Stiftung am Mittwoch.

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Wie berichtet hatte der Geschäftsführer der Wüstenrot-Stiftung Philip Kurz am Vortag Potsdam besucht und das Kunstwerk von Fritz Eisel in Augenschein genommen. Die Stiftung besitzt ein spezielles Programm für baubezogene Kunst, die in der DDR entstanden ist. Allerdings hat die Stiftung für ihre Hilfe auch Bedingungen, die auch für ein Engagement in Potsdam gelten würden. So müsste das Kunstwerk nicht nur öffentlich zugänglich sein, sondern auch das Gebäude müsste für 20 Jahre Bestand haben. 

Entsteht in Potsdam so etwas wie die "East Side Gallery"?

Letzteres ist für die Garnisonkirchenstiftung jedoch der Knackpunkt: „Gerade weil schon aus rechtlichen und baulichen Gründen nicht vom dauerhaften Gesamterhalt des Rechenzentrums ausgegangen werden kann, frage ich mich, ob in Potsdam eine neue Mauer analog der East Side Gallery in Berlin entstehen soll, wenn zwar das Mosaik am Ort erhalten wird, aber das Gebäude nicht mehr da sein wird?“, sagte Leinemann.

Schubert: Interesse der Wüstenrot-Stiftung ist positives Signal

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) beurteilt das Interesse der Wüstenrot-Stiftung nicht als Widerspruch: „Das ist ein hoffnungsvolles Signal des Aufbruchs am Standort Garnisonkirche und Rechenzentrum ohne Vorgriff auf ausstehende Diskussionen und Entscheidungen. Wir werden das intensive Gespräch mit der Wüstenrot-Stiftung fortsetzen“, sagte er am Mittwoch. Das Rathaus werde sich mit den Partnern in der Stiftung Garnisonkirche und im Rechenzentrum bei den ab August anstehenden Gespräche über die Zukunft des Standortes Plantage auch zur Frage des Mosaiks abstimmen. „Eine Vorentscheidung über den Umgang mit dem Angebot der Wüstenrot-Stiftung und der noch offenen Fragen des Ortes ist nicht getroffen. Wir wollen auf dem Weg weitergehen, Brüche deutlich zu machen und Brücken zu bauen“, so der Oberbürgermeister.

Das Angebot der Wüstenrot-Stiftung sei ein weiteres Zeichen in einer Reihe positiver Signale, seitdem die Stadt aktiv eine Diskussion über den gesamten Ort angeregt habe. „Es zeigt sich an der Mittelzusage des Bundes für eine Machbarkeitsstudie zum Kirchenschiff, am Interesse von Daniel Libeskind und jetzt am Interesse der Wüstenrot-Stiftung, dass die aktive Suche nach einer Lösung interessanter ist als ein Dauerkonflikt mit verhärteten Fronten“, so Schubert. 

"Ein Ort des produktiven Streits"

Er setze darauf, dass es im geplanten Prozess Befürworter und Gegner des Wiederaufbaus der Garnisonkirche und des Erhalts des Rechenzentrums aufeinander zugehen. An dessen Ende könne ein Ergebnis stehen, das über Potsdam hinaus von Bedeutung sein kann: „Das kann ein Ort des produktiven Streits über Geschichte, Politik und Demokratie werden, an dem man sich informiert, bildet, über neue Ideen nachdenkt, dazu kreative Ausdrucksformen nutzt und an dem es Raum gibt, aus unterschiedlichen Standpunkten gemeinsame Wege zu entwickeln“, sagte Schubert. „Dafür brauchen wir eine neue gemeinsame Architektursprache.“ Er hatte bereits im vergangenen Jahr dafür geworben, das Kirchenschiff künftig als internationale Jugendbegegnungsstätte zu nutzen.

Gerade der Standort des Mosaiks war es auch, der bei der Wüstenrot-Stiftung besonderes Interesse hervorrief: „Zuerst die alte Garnisonskirche, dann die ,Tilgung der Symbole des Preußischen Militarismus aus dem Gedächtnis der Bürger der Stadt', dann das Rechenzentrum mit dem Eisel und heute die Gleichzeitigkeit des Rechenzentrums und des Neubaus des Garnisonkirchenturms - wo kann man einen unserer gesellschaftlichen Grundkonflikte deutlicher sehen?“, sagte Kurz den PNN. In ein paar Wochen werde die Stiftung entscheiden, ob sie Potsdam ihre Hilfe anbiete. „Und, wenn ja, dann müsste man darüber sprechen, wie es in eine Instandsetzung des Rechenzentrums hineinpassen würde“, so Kurz.

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