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Mit oder ohne Ticket? Besucher des Parks von Sanssouci sollen künftig Eintritt zahlen – das jedenfalls sehen die aktuellen Pläne der Schlösserstiftung vor. Doch der Widerstand ist so groß, dass das Vorhaben möglicherweise scheitern wird.

© AFP

Streit um Parkeintritt: Dorgerloh: „Am liebsten“ keinen Eintritt

Stiftungschef: Stadt bisher nicht an „Hauptattraktion“ Park Sanssouci beteiligt / Debatte geht weiter

Sanssouci - In der Debatte um die bekannt gewordenen Pläne, ab 2013 für den Park Sanssouci einen Zwei-Euro- Pflichteintritt zu verlangen, sieht der Chef der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, auch Potsdam in der Verantwortung für das Welterbeareal. „Die Stadt beteiligt sich bisher nicht an ihrer Hauptattraktion, dem Park Sanssouci “, sagte Dorgerloh gestern den PNN. In Städten wie Weimar sei das anders geregelt, hier sei die Kommune an der Pflege der barocken Gartenanlagen beteiligt. Auch jenseits der aktuellen Debatte müssten sich die Stadt Potsdam und auch ihre Bürger fragen lassen, wie viel ihnen der Park Sanssouci „wert“ ist. Hierzu sei noch eine Diskussion nötig. Auch bleibe es für ihn nicht verständlich, warum der Buga-Park am Bornstedter Feld als kostenpflichtiger Park angenommen würde, so Dorgerloh – dies aber im Fall von Sanssouci nicht funktionieren solle.

Zugleich versicherte Dorgerloh: Für den Fall, dass der Stiftungsrat bei seiner Sitzung am kommenden Donnerstag für die Einführung des Parkeintritts zwischen Ostern und Ende Oktober stimmen sollte, werde es eine Bürgerbeteiligung über die genaue Umsetzung geben. Diese wolle er mit den Potsdamern diskutieren, so Dorgerloh. Den bisherigen Plänen nach müssten etwa von den 25 jetzt existierenden Eingängen in den Park Sanssouci mehr als die Hälfte geschlossen werden. Ebenso kündigte Dorgerloh an, nach der Kritik aus der Tourismuswirtschaft an dem Vorhaben „Parkeintritt“ sich auch dort „selbstverständlich“ über die mögliche Umsetzung der Pläne abstimmen zu wollen.

Dorgerloh betonte, der Schlösserstiftung gehe es nicht um eine „Gewinnanhäufung“. Fakt sei aber das erhebliche Pflegedefizit in den Gärten. Er stellte besondere Führungen für Bürger in Aussicht, die schon vorhandenen Mängel zu zeigen. Bereits jetzt lägen die Pflegestandards der Stiftung deutlich unter nationalen und internationalen Standards in dem Bereich, so Dorgerloh. Um die Pflegedefizite zu beheben, müsste die Stiftung mehr Geld erhalten, rund 4,5 Millionen Euro pro Jahr. Andere Einnahmequellen wie eine von den Grünen vorgeschlagene Tombola seien nicht geeignet, diese Summe aufzubringen. Bereits in den vergangenen Jahren habe die Stiftung über Parkgebühren oder auch die Meierei am Neuen Garten versucht, neue Einnahmequellen zu erschließen. „Doch das reicht nicht aus.“ Zugleich sagte Dorgerloh, ihm sei es „am liebsten“, keinen Parkeintritt einführen zu müssen. Besser sei die Variante, der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg würden den Pflegeetat erhöhen.

Doch auch die Variante Parkeintritt fand gestern in der Stadtpolitik – nach zunächst einhelliger Kritik bei SPD, Linken, CDU, Grünen und Die Andere – erste Unterstützer. Peter Schultheiß von den Potsdamer Demokraten (Ex-CDU) erklärte, die Kosten des Tourismus müssten bisher zu großen Teilen die Potsdamer tragen. Daher sei es richtig, über Eintrittsgelder für Touristen – gerade Kurzbesucher – nachzudenken. Allerdings müsse die Stiftung freien Eintritt für Kinder und Senioren aus Potsdam garantieren und auf Erhöhungen der Eintrittspreise für längere Zeit verzichten. Potsdams SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein bezeichnete die bisher veröffentlichen Vorschläge als „sozial ausgewogen“. Es gelte die Schönheit und Einzigartigkeit der Gartenanlagen „wertzuschätzen“: Zwölf Euro für eine Jahreskarte könne und sollte „einem jeden“ die unbegrenzte Nutzung eines solchen Parks wert sein, so Wicklein.

Kritik kam dagegen erneut von den Linken. Die Politik müsse andere Wege finden, um die Gärten zu erhalten, sagte Ronny Besançon vom Ortsverband Potsdam-West. Als Geldquelle verwies er zum Beispiel auf Mittel aus dem Vermögen der Partei- und Massenorganisationen aus DDR-Zeiten. Eine weitere Option sei eine „Park-Taxe“ für Übernachtungen von Touristen in Potsdam, die der Stiftung zufließen könnte. Besançon warnte, sollte ein Parkeintritt beschlossen werden, müsse die Stiftung mit Bürgerprotesten rechnen.

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