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Bild aus der Anfangszeit: Die Schiller-Grundschule 2005

© Andreas Klaer

Stopp der Ganztagsbetreuung an der Schiller-Schule: „Herzlose Entscheidung“

Eine Mutter empört sich über den Stopp der Ganztagsbetreuung durch das Bildungsministerium an der Schiller-Schule in Drewitz. Ein Leserbrief.

Ich bin Mutter zweier Schillerkinder, die seit elf Jahren fest vom Schulkonzept der Schiller-Schulen in Potsdam überzeugt ist. Mein großer Sohn besucht mittlerweile das Schiller-Gymnasium, der Kleine wurde in diesem Jahr eingeschult. Wir kennen und wollen keine Alternative zur Schiller. 

Und ich möchte Ihrem Artikel noch gerne einige Fakten hinzufügen: Die Lehrer und Erzieher der Grundschule kümmern sich täglich mit Herz und Verstand um unsere Kinder. Inklusion, an vielen Schulen mit anscheinend unüberwindbaren Problemen verbunden, wird bei uns gelebt, und zwar so, dass alle Kinder, egal mit welchen Beeinträchtigungen, die Chance auf einen Bildungsabschluss bekommen. Ich darf Ihnen versichern, dass ich aus Erfahrung spreche, denn ich habe einen Sohn mit einer Störung im autistischen Bereich.

Vieles, was an einer anderen Schule nur mit viel Mühe und Stress erreicht hätte werden können, ist hier für uns Eltern beruhigend einfach geschehen. Dafür bin ich den hervorragenden Pädagogen und dem Personal der Schulen enorm dankbar. Wir haben uns durch zahlreiche Kindergärten, Kitas für „Hochbegabte“, einen Waldkindergarten und einen Kindergarten, der angeblich speziell für autistische Kinder genau richtig sein sollte, gekämpft, um schließlich durch Zufall in die Vorschule der Grundschule zu gelangen. 

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Mein Sohn war das erste Mal in seinem jungen Leben in einer Einrichtung glücklich. Seine Frage „Darf ich morgen wieder dahin?“ hat mir als Mutter nach drei Jahren Odyssee und vielen Tränen Hoffnung gegeben und diese wurde nach elf Jahren enger Verbundenheit mit den Schulen bis heute nicht genommen. 

Sie lassen in ihrem Artikel leider Folgendes aus: Die Kinder sind durch die sinnlose Entscheidung, die niemand in der Elternschaft nachvollziehen kann, plötzlich aus ihrem Lebensumfeld gerissen worden. Es gab sehr viele Tränen. Nicht nur die Kinder weinten. Diese unglaublich schlimme und herzlose Entscheidung unter den Augen von Bildungsministerin Britta Ernst lässt die Familien, die auf den Nachmittagsbereich angewiesen sind, um zu arbeiten, von heute auf morgen im Stich. 

"Sämtliche sozialen Schichten sind in der Schule vertreten. Und es harmoniert hervorragend."

Wir reden hier von vielen Familien, die für das Schulgeld arbeiten gehen müssen, um hier mal ein Wort zum üblich vorherrschenden Image der Privaten zu verlieren. Bei uns gibt es keine goldenen Gabeln. Sämtliche sozialen Schichten sind in der Schule vertreten. Und es harmoniert hervorragend. Wenn zum Beispiel ein Kind nicht mit zu einer Klassenfahrt kann, weil die Eltern nicht wissen, wie sie die Kosten hierfür aufbringen sollen, gibt es Sammelaktionen in der Klasse. 

Wir haben auch Familien aus Syrien, deren Kinder zur Einschulung von anderen Eltern Schultüte und Schulranzen bekamen und die praktisch sofort intensiv in die Schillerfamilie integriert wurden. Diese Schulgemeinschaft ist ein Beispiel für soziales Miteinander, Toleranz, Fürsorge und Verantwortung. 

Ich sehe mit großer Sorge, wie willkürlich und anscheinend herzlos das Bildungsministerium diese Gemeinschaft, diesen wunderbaren Ort der Bildung und diesen so wichtigen Bestandteil im Leben vieler Kinder zerstören möchte. Harte Worte? Nicht hart genug, denn es geht hier um die schulische Zukunft von Kindern. Und um die Arbeitsplätze von hervorragenden, herzlichen Menschen. Die weniger verdienen als an einer staatlichen Schule und trotzdem sehr gerne bei uns unterrichten. Das merke ich täglich, wenn ich meine Kinder abhole. 

Wir Eltern sind bereit, für unseren Träger zu kämpfen. Und ganz sicher ist das vor einer Bundestagswahl nicht unbedingt ein leiser Kampf.

Sandra Hoeppner, Potsdam 
 

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