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Landeshauptstadt: Stille Abfall-Revolution in Potsdam

Müll gelangt nach Vorketzin und wird dort vorbehandelt / Kostenfrage noch mit Fragezeichen

Müll gelangt nach Vorketzin und wird dort vorbehandelt / Kostenfrage noch mit Fragezeichen Von Günter Schenke Die seit Jahren von Fachleuten angekündigte „Revolution der Abfallwirtschaft“ hat in Potsdam nahezu lautlos stattgefunden. Bekanntlich darf ab 1. Juni nur noch vorbehandelter Müll abgelagert werden. Die Zeit der qualmenden und die Umwelt vergiftenden Müllkippen ist seitdem endgültig vorbei, denn auf die Halde kommt nur noch ein aufwändig sortierter und biologisch vorbehandelter Rest. Für das Potsdamer Stadtgebiet, in dem jährlich ungefähr 50000 Tonnen „Restmüll“ aus den schwarzen Tonnen anfallen, hat sich kaum etwas geändert. Die Stadt musste schon vor zwei Jahren nach einer neuen Lösung für die Ablagerung von Restabfall suchen. Ab April 2003 trat nämlich ein Ablagerungsverbot für die Deponie Fresdorfer Heide, auf welche die Fahrzeuge der Stadtentsorgung (Step) bis dato den Potsdamer Müll transportierten, in Kraft. Buchstäblich in letzter Minute konnte damals der Bereich Umwelt und Natur als „öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger“ das Problem lösen. Seither transportieren die Step-Fahrzeuge den Müll auf die Deponie Vorketzin, die 26 Kilometer vom Betriebshof an der Drewitzer Straße entfernt liegt. Betreiber dieser Deponie, die Anfang der siebziger Jahre für den Westberliner Müll angelegt wurde, ist die „Märkische Entsorgungs- und Anlagen Betriebsgesellschaft“, kurz MEAB. Und da dieses Unternehmen nach der Ausschreibung des Potsdamer Mülls im März dieses Jahres den Zuschlag erhielt, ändert sich im Prinzip nichts. In Vorketzin allerdings haben sich die Verhältnisse inzwischen gewandelt, denn die MEAB hat hier eine Restabfallbehandlungsanlage nach dem mechanisch-biologischen Prinzip gebaut. Eine weitere nahm sie am 27. Mai dieses Jahres in Schöneiche in Betrieb. Damit hat sie in den letzten anderthalb Jahren Kapazitäten für fast 400000 Jahrestonnen Abfall geschaffen. Die Gesamtinvestitionen habe sich nach Angaben des Unternehmens auf 80 Millionen Euro belaufen. 46 neue Arbeitsplätze seien entstanden. Die Stadtentsorgung Potsdam konnte den Müll-Transport dadurch erheblich verbessern und die Transportkosten sparen, dass sie den Inhalt aus ihren Pressmüllfahrzeugen in größere Container umlädt und mit großen Sattelaufliegern nach Vorketzin transportiert. Das geschieht in einer Umladestation an der Drewitzer Straße. Waren die Müllfahrer früher mit neun Touren am Tag unterwegs, sind es jetzt nur drei. 49,75 Euro netto pro Tonne muss Potsdam an die MEAB zahlen. Dazu kommen acht Euro pro Tonne für den Transport. Wie sich die MEAB- Konditionen nach Einführung der mechanisch-biologischen Vorbehandlung ändern, steht nicht fest. Eine mögliche Erhöhung der Abfallentsorgungsgebühren für die Bürger bedarf einer von der Stadtverordnetenversammlung bestätigten Satzung. Und die gibt es bisher noch nicht.

Günter Schenke

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