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Stiftungen: Potsdam ist Stiftungshochburg im Osten

Potsdam hat beheimatet die meisten Stiftungen in ganz Ostdeutschland. Brandenburg bleibt bundesweit aber dennoch Schlusslicht. Zu kämpfen haben die Stiftungen mit niedrigen Zinsen.

Potsdam - Potsdam ist im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl die ostdeutsche Stadt mit den meisten Stiftungen. Bundesweit landet die brandenburgische Landeshauptstadt in einem Ranking der stiftungsreichsten Großstädte auf dem 36. Platz, noch vor Berlin auf Platz 51. Unter den Top 50 landeten nur noch zwei weitere ostdeutsche Städte: Jena und Dresden, beide auf Platz 48. Das teilte der Bundesverband Deutsche Stiftungen in einer statistischen Auswertung im Vorfeld des europäischen Tages der Stiftungen am 1. Oktober mit.

55 Stiftungen bürgerlichen Rechts gibt es demnach in Potsdam, eine davon wurde 2016 neu gegründet. Die Stiftung JOB wurde im Dezember ins Leben gerufen. Sie engagiert sich für die Förderung der Jugendhilfe und Erziehung.

Mehr als die Hälfte der Potsdamer Stiftungen setzen sich für gesellschaftliche Belange ein. Zentral sind auch die Bereiche Bildung, Kunst und Kultur, Gesundheit und Sport sowie Wissenschaft. Ein geringerer Anteil wendet sich internationalen Themen oder Kirche und Religion zu. Nur rund fünf Prozent der Stiftungen in der Landeshauptstadt widmen sich Umweltthemen, weniger als zwei Prozent haben privaten Nutzen.

In Brandenburg wurden elf neue Stiftungen gegründet

Auch unter Deutschlands größten Stiftungen öffentlichen Rechts findet sich ein Potsdamer Vertreter: Das Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam mit Gesamtausgaben von 88,9 Millionen Euro.

In Brandenburg wurden im vergangenen Jahr elf neue Stiftungen gegründet. Ein Wachstum von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, das ist der höchste Wert in ganz Deutschland. 212 Stiftungen gibt es nun landesweit, darunter sind laut dem Stiftungsverzeichnis des brandenburgischen Innenministeriums 21 kirchliche Stiftungen und acht Familienstiftungen. Trotz des Wachstums landet das Bundesland im Deutschlandvergleich bei der Stiftungsdichte nach wie vor auf dem letzten Platz. Neun Stiftungen kommen in Brandenburg auf 100 000 Einwohner. Zum Vergleich: In Hessen sind es im gleichen Verhältnis 32. Im Ranking ganz vorne landen zwei Stadtstaaten: Bremen mit 49 und Hamburg sogar mit 78 Stiftungen pro 100 000 Einwohner.

Erst nach dem Mauerfall stiftungsfreundlich

Als Gründe für diese Position nennt Martin Speer, Pressesprecher des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, sowohl wirtschaftliche als auch geschichtliche. „Erst nach dem Mauerfall wurde die Umgebung in den ostdeutschen Bundesländern wieder stiftungsfreundlich“, erklärt er. „Auch kann man einen Zusammenhang zwischen Einkommensstärke und Stiftungsdichte erkennen.“ Denn bundesweit ist der Löwenanteil der Stiftungen nach den Erhebungen des Bundesverbandes in privater Hand. „Das Wachstum der Stiftungen trotz Niedrigzinsphase ist ein Anzeichen dafür, dass Stiftungen ein attraktives Instrument bleiben, um sich langfristig gesellschaftlich zu engagieren“, so Speer. Denn Stiftungen seien auf die Ewigkeit angelegt.

Die niedrigen Zinsen machen vielen von ihnen zu schaffen, denn das klassische Finanzmodell beruht darauf, eine größere Geldsumme anzulegen und die Zinsen für die Stiftungsarbeit zu nutzen. Auch Potsdamer Stiftungen hatten in der letzten Zeit schon über die Zinsen geklagt, einige hatten ihre Aktivitäten infolge der Mindereinnahmen eingeschränkt. „Viele Stiftungen reagieren konstruktiv und agil auf die niedrigen Zinsen und stellen ihre Finanzierung breiter auf“, erläutert Speer. Sie legen ihr Geld in unterschiedlicher Weise an, verpachten landwirtschaftliche Flächen oder setzen auf Staatsanleihen. Viele schaffen sich ein zweites Standbein durch Spenden oder zusätzliches Fundraising. Für einige Stiftungen gehen die Folgen des Niedrigzinses aber auch ans Existenzminimum. Auflösungen seien zwar extrem seltene Einzelfälle, so Speer. Aber: „Einige der Stiftungen überwintern und stellen ihre Tätigkeit vorübergehend ein.“

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