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Landeshauptstadt: Stich für Stich Hoffnung

Mehr als 1200 Menschen ließen sich am Sonntag als potenzielle Stammzellenspender registrieren und helfen so vielleicht dem schwer kranken zweijährigen Carlos

Von Sarah Kugler

Viele wollten helfen: Immer wieder bogen Fußgänger, Radler und Autofahrer aus der Großbeerenstraße ab und steuern auf die Metropolishalle neben dem Filmpark zu. Es waren Freiwillige, die sich am gestrigen Sonntag in einer großen Aktion als potenzielle Spender für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren ließen. Eingeladen zu der Registrierungsaktion hatten DKMS und Filmpark gemeinsam mit der TV-Produktionsfirma Ufa – weil der zweijährige Carlos, Sohn zweier Ufa-Mitarbeiter, an Leukämie erkrankt ist und dringend eine Knochenmarkspende braucht. Aber Hoffnung auf Hilfe gibt es mit jedem zusätzlichen potenziellen Spender nicht nur für Carlos, sondern auch vielen anderen Betroffenen soll geholfen werden.

Die Resonanz war groß, bereits um 15 Uhr hatten sich nach Angaben der Veranstalter mehr als 1200 Spender in der Metropolishalle registrieren lassen. Darunter auch viele Schauspieler des RTL-Seriendauerbrenners „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ). „Es ist großartig, wie viele Menschen heute hier sind“, sagte Susan Sideropoulos, Schirmherrin der Aktion und Ex-Darstellerin bei GZSZ. „Ich bin wirklich überwältigt und ziehe vor allem auch den Hut vor der ganzen Organisation hier.“ Als enge Freundin von Carlos’ Familie liegt ihr die Aktion besonders am Herzen, den Kleinen besuche sie so oft es geht im Krankenhaus.

Seit der Diagnose hat sich das Leben von Carlos und seiner Familie grundlegend verändert. Seit August dieses Jahres ist er fast ausschließlich im Krankenhaus und hat inzwischen schon die dritte Chemotherapie hinter sich, wie seine Tante Ximena Santibanez-Moreno am Sonntag erzählte. Eine vierte Behandlung soll noch folgen. „Er hält sich wacker, aber die letzte Therapie hat ihn ganz schön mitgenommen“, sagte die 38-Jährige. „Man lebt jetzt im Prinzip von Tag zu Tag, freut sich über jedes Lächeln, jeden guten Blutwert, immer in dem Bewusstsein, dass es morgen schon anders sein könnte.“ Festgestellt habe man die Krankheit wegen einer fiebrigen Infektion des Jungen, aufgrund dessen die Ärztin eine Blutbilduntersuchung durchgeführt hatte. „Gleich am nächsten Tag kam dann die Nachricht, dass es eine Auffälligkeit gebe und weitere Untersuchungen nötig seien“, so Santibanez-Moreno. „Dann ging alles sehr schnell und seitdem ist er auf Station zur Behandlung.“ Die Stärke der Eltern bewundere sie sehr, wie sie sagte. „Die machen einen klasse Job, da ziehe ich den Hut vor.“

Carlos’ Schicksal ist kein Einzelfall. Laut der DKMS erkrankt alle 16 Minuten in Deutschland ein Mensch an Blutkrebs. Dabei sind Kinder und Erwachsene gleichermaßen betroffen, wie Kathrin Grothe, Ehrenamtlerin bei der DKMS, am Sonntag sagte. Eine eventuelle Heilung der Krankheit kann nur durch eine Stammzellenspende herbeigeführt werden. Das Problem dabei ist, dass der Spender und Patient die gleichen Gewebemerkmale haben müssen. Ob das zutrifft, kann entweder durch die sogenannte Stäbchenprobe im Mund oder durch eine kleine Blutabnahme festgestellt werden. „Für uns hier ist die Blutabnahme effektiver, weil sie einfach schneller geht“, so Grothe. „Wird dann in der Datenbank eine Kompatibilität festgestellt wird, gibt es natürlich noch einmal viel umfangreichere Untersuchungen, um eine Gefährdung des Patienten ausschließen zu können.“

Ist alles in Ordnung, gibt es zwei Möglichkeiten, Stammzellen zu entnehmen. Entweder wird dem Spender unter Vollnarkose ein Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenkamm entnommen oder die Stammzellen werden peripher entnommen, was laut Grothe die häufigere Variante ist. Dabei wird das Blut des Spenders durch eine Zentrifuge geleitet, wobei die Stammzellen herausgefiltert werden. „Man investiert insgesamt also nur ein wenig Zeit, kann aber Großes bewirken“, sagte Grothe, die im Jahr 2009 selbst schon einmal Stammzellen gespendet hat.

Viele Potsdamer, wie der 34-jährige Maik Kemnitz, sind bereit, ihrem Beispiel zu folgen. „Ich bin dieses Jahr selber Vater geworden“, sagte er am Sonntag. „Man mag sich kaum vorstellen, in so eine Situation zu kommen, aber im Fall der Fälle wünscht man sich natürlich die gleiche Unterstützung, deswegen war ich heute hier.“

Die Deutsche Knochenmarkspende ruft nicht nur zur Registrierung, sondern auch zu Geldspenden auf. Noch bis zum Samstag können per SMS mit dem Text „DKMS Aktion1“ an die Nummer 81190 fünf Euro für die Aktion gespendet werden. Weitere Infos zum Spendenkonto auch im Internet auf carlosunddu.wordpress.com.

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