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Steffi Pyanoe verrät, was auf Potsdams Märkten in den Korb gehört – jeden Samstag in den PNN: Makellose Annabelle

Schwer liegt sie in der Hand, die Annabelle. Sie schmiegt sich perfekt in die Handfläche, glatt und kühl ist ihre Haut, beinahe makellos, wenn sie nicht hier und da schon etwas abblättern würde.

Schwer liegt sie in der Hand, die Annabelle. Sie schmiegt sich perfekt in die Handfläche, glatt und kühl ist ihre Haut, beinahe makellos, wenn sie nicht hier und da schon etwas abblättern würde. Außerdem kleben noch ein paar trockene Ackerkrumen an ihr, fein und sandig. Der Geruch erinnert ein wenig an Heilerde.

„Das ist die rote Erde Zyperns“, sagt Mehmet Bozkurt. Annabelle lief noch durch keine Waschstraße, bevor sie im Korb auf dem Wochenmarkt landete. Mehrmals pro Woche holt Bozkurt sie kistenweise vom Großmarkt für seinen Stand auf dem Bassinplatz. Er ist nicht der einzige, der die rote Annabelle verkauft. Aber Bozkurt sagt, er hat sie entdeckt und war der erste, der sie auf diesem Markt im Angebot hatte.

Und er steht zu Annabells Migrationshintergrund. Während sie anderswo einfach als „Frühkartoffel“ ausgezeichnet wird, was ja auch stimmt, promotet Mehmet Bozkurt seine Annabelle ganz pro-aktiv. Die rote Erde seiner Heimatinsel sei ein ganz hervorragender Boden. Das Rot kommt vom hohen Eisengehalt und der Eisengehalt geht auf vulkanischen Ursprung zurück. Gute Erde, dazu das Mittelmeerklima – perfekt für einen ganzjährigen Gemüseanbau.

In Deutschland schließt Annabelle die Lücke zwischen Lagerungskartoffeln, die am Ende des Winters nicht mehr jedem schmecken, und den ersten heimischen Frühkartoffeln, die nicht vor Mitte Juni zu erwarten sind.

Annabelle aus Zypern ist eine festkochende Sorte mit dünner Haut, die man mit einer Bürste abrubbeln könnte – oder einfach mitisst, schlägt Bozkurt vor. „Das kann man mit einer dickhäutigen Deutschen nicht machen“, sagt er verschmitzt. Er hat auch gleich ein einfaches Rezept zur Hand: Die Kartoffeln waschen, halbieren oder vierteln. Dann mit Olivenöl, Kräutern, einer kleingeschnittenen Peperoni, ganzen Schalotten und viel Gemüse wie Auberginen, Paprika und Tomaten in eine Kasserolle schichten und ab in den Backofen. Während es dort ohne weitere Betreuung vor sich hin köchelt, kann man in Ruhe eine deutsche Bratwurst auf den Grill packen. Die Kartoffel bleibt schnittfest und von homogener, sämig-stabiler Konsistenz. Und sie schmeckt, wie eine frische Kartoffel schmecken soll. Einfach gut.

Gibt’s auf dem Markt auf dem Bassinplatz. Gezeichnet wurde die rote „Annabelle“ von der Potsdamer Künstlerin Heike Isenmann

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