zum Hauptinhalt
Noch zieht es Menschen nach Potsdam. Doch nicht mehr so viele.

© Ottmar Winter PNN

Statistischer Jahresbericht: Potsdam wird älter und teurer

Weniger Krippenkinder, mehr Hochbetagte. Mehr Wohnungen, höhere Grundstückspreise. Potsdams neuer Statistischer Jahresbericht 2019 zeigt einige Entwicklungen in der Stadt auf. 

Potsdam - 886 Gramm schwer und 330 Seiten stark ist der Statistische Jahresbericht der Stadt Potsdam für das Jahr 2019. Freunde von langen Zahlenkolonnen, Tabellen und Diagrammen werden wie jedes Jahr ihre Freude habe. Doch das Werk aus dem Rathaus enthält nicht nur trockene Zahlen, sondern bietet einen umfassenden Blick auf viele Entwicklungen in der Landeshauptstadt. Und einige davon dürften in der Zukunft zu Debatten führen. Die PNN geben einen Überblick über den wichtigsten Diskussionsstoff.

BEVÖLKERUNG

Auf das rasante Wachstum der Stadt in den vergangenen Jahren hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) schon im Wahlkampf mit der Forderung reagiert, dass sich die Stadt künftig etwas behutsamer entwickeln soll. Nun scheint sich das Wachstum tatsächlich abzuschwächen. Zum Jahresende 2019 lebten in Potsdam genau 180.503 Einwohner mit Hauptwohnung. Das waren 2156 mehr als ein Jahr zuvor, was einem Zuwachs von 1,2 Prozent entspricht. Es wurden 146 Kinder mehr geboren als im gleichen Zeitraum Potsdamer verstarben. Allerdings fiel dieser sogenannte Geburtenüberschuss kleiner aus als im Vorjahr. 

Gleichzeitig zogen 1793 mehr Menschen nach Potsdam zu als aus Potsdam fort. Doch dieser positive Wanderungssaldo ist kleiner geworden. Die Zahl der Wegzüge nimmt zu. 2019 waren es 9742. so viele wie seit 1998 nicht mehr. Und der Zuzug nach Potsdam schwächelt: 11.535 ist der niedrigste Wert der vergangenen fünf Jahre. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Wie berichtet hat sie in der vergangenen Woche die Wachstumsprognose für Potsdam nach unten korrigiert.

ALT UND JUNG

Die Potsdamer werden im Durchschnitt immer älter. 42,4 Jahre war das Durchschnittsalter im Jahr 2019, hat man im Rathaus ausgerechnet. Im Vorjahr waren es 0,1 Jahr weniger. Das liegt daran, dass in Potsdam immer mehr Menschen im Rentenalter und auch immer mehr Hochbetagte leben – also Menschen über 80 Jahre. Jeder fünfte Potsdamer war im vergangenen Jahr über 65 Jahre alt. Als die Stadt 1992 ihren ersten Jahresbericht vorgelegt hat, waren es nur 11,4 Prozent. Bei den Hochbetagten legte die Zahl in Potsdam allein im vergangenen Jahr um 650 zu. Keine andere Altersgruppe in der Stadt wächst so schnell. 

Der sogenannte Geburtenknick macht sich bemerkbar.
Der sogenannte Geburtenknick macht sich bemerkbar.

© Ottmar Winter PNN

Mit 2,7 Prozent rückläufig war dagegen die Anzahl der Krippenkinder. Das liegt auch daran, dass die Geburtenzahl in den vergangenen Jahren leicht gesunken ist. Mit 1880 Geburten wurde aber immer noch eine der höchsten Geburtenzahlen seit Beginn der Statistik erreicht. Eine Wiederholung dürfte schwierig werden, denn die Jahrgänge des sogenannten Geburtenknicks nach der Wiedervereinigung sind jetzt in dem Alter, in dem oft Familien gegründet werden. Das durchschnittliche Alter der Mütter lag 2019 bei 31,5 Jahren – auch das war eine leichte Steigerung.

WIRTSCHAFT UND ARBEIT

Die gute wirtschaftliche Entwicklung hat sich 2019 auf dem Potsdamer Arbeitsmarkt niedergeschlagen. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort stieg um 2,5 Prozent auf insgesamt 72.042. Entsprechend niedrig war die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt mit 5,4 Prozent. Auch die Zahl der Potsdamer in sogenannten Bedarfsgemeinschaften sank um 5,7 Prozent auf 13.392. Die Zahl der angemeldeten Gewerbe nahm um 2,9 Prozent auf insgesamt 13.154 zu. Damit wurde ein neuer Höchstwert beim Gewerbebestand erzielt. 

UMWELT

Potsdamer verbrauchen immer mehr Wasser. Im vergangenen Jahr flossen auf jeden Einwohner und Tag gerechnet 127 Liter Trinkwasser in den Abfluss. 2015 waren es noch 112 Liter gewesen. Andererseits machen die Potsdamer weniger Müll: 135,5 Kilogramm Hausmüll verursachte jeder Einwohner rechnerisch im Jahr 2019. Im Jahr 2015 waren es noch 173,1 Kilogramm gewesen. 755 Bäume wurden im kommunalen Bestand gefällt, das waren 312 mehr als im Vorjahr. Wie die Statistiker erklären, lag das an der Trockenheit, die vielen Bäumen zugesetzt habe. Deshalb wurden auch nur 248 neue Bäume von der Stadt gepflanzt. In den Jahren zuvor hatte es immer mehr neue Bäume als Fällungen gegeben.

WOHNEN UND BAUEN

Zum Jahresende 2019 gab es in Potsdam genau 91.116 Wohnungen und 20.989 Gebäude mit Wohnungen. Das waren 252 Gebäude und 1005 Wohnungen mehr als zum Jahresende 2018. Es dürften mehr werden: 2019 wurden Baugenehmigungen für 1262 Wohnungen erteilt. Rund 40 Prozent der Wohnungen sind in kommunaler oder genossenschaftlicher Hand. Rechnerisch entfallen auf jeden Potsdamer 35,6 Quadratmeter Wohnfläche. Die Preise für Bauland sind auch 2019 noch einmal deutlich auf 603 Euro je Quadratmeter angestiegen. In den letzten fünf Jahren ist der Kaufwert für Bauland um 224 Prozent gestiegen.

[Kommentar: "Potsdam wird anders": Die Alterung der Gesellschaft wird Potsdam verändern. Die Frage ist nicht, ob das passiert, sondern wie die Stadt es gestalten kann, meint PNN-Autor Marco Zschieck]

BILDUNG

Die Zahl der Schüler, die an den 43 Schulen in kommunaler Trägerschaft lernen, nahm um 537 zu und betrug im Schuljahr 2019/2020 insgesamt 18.159 Schülerinnen und Schüler. Die Schülerzahl in den Schulen mit freier Trägerschaft war dagegen um 77 leicht rückläufig auf 5254. Es besuchte also etwa jeder fünfte Schüler eine der 19 Schulen in freier Trägerschaft. An den allgemeinbildenden Schulen waren im Schuljahr 2019/2020 2252 Lehrkräfte angestellt. Das waren 100 mehr als im Vorjahr. In 136 Kindertageseinrichtungen wurden 16.829 Kinder betreut. Die Besuchsquote der Kinder im Alter von drei bis unter sechs Jahren lag 2019 bei 99 Prozent.

VERKEHR 

Zum Jahresende 2019 waren in Potsdam 76.176 Personenkraftwagen angemeldet. 757 mehr als ein Jahr zuvor. Rechnerisch kommen auf 1000 Potsdamer damit genau 422 Autos – eins weniger als ein Jahr zuvor. Elektroautos fanden in Potsdam im vergangenen Jahr noch keinen breiten Anklang. Zwar wuchs ihre Zahl um beeindruckende 42,9 Prozent. In absoluten Zahlen waren es allerdings nur 310 E-Autos insgesamt.

[Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie im Newsletter "Potsdam Heute" montags bis samstags am frühen Morgen direkt aus der Landeshauptstadt per E-Mail in Ihre Mailbox über alles, was in Potsdam und Brandenburg wichtig ist. Starten Sie informiert - und gut unterhalten - in den Tag. Melden Sie sich gleich hier kostenlos für unseren Newsletter "Potsdam Heute" an. Wir freuen uns auf Sie!]

178 Kilometer Radwege gab es in der Stadt. Ein neuer Kilometer kam im vergangenen Jahr dazu. Radfahrer leben gefährlich: Zwar ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden in Potsdam um 1,4 Prozent auf 730 gesunken. Fahrradfahrer sind weiterhin die am stärksten betroffene Gruppe der Verletzten im Potsdamer Straßenverkehr. Fast jeder zweite Verletzte war mit dem Fahrrad unterwegs. 

Radweg endet. Der Fahrradweg auf der Potsdamer Rudolf-Breitscheidtstrasse endet am Babelsberger S-Bahnhof abrupt. Radfahrer werden auf die Fahrbahn bzw. auf die Strassenbahngleise geleitet.
Radweg endet. Der Fahrradweg auf der Potsdamer Rudolf-Breitscheidtstrasse endet am Babelsberger S-Bahnhof abrupt. Radfahrer werden auf die Fahrbahn bzw. auf die Strassenbahngleise geleitet.

© Andreas Klaer

TOURISMUS 

Die Tourismusstatistik wies wie berichtet sowohl bei der Zahl der Übernachtungen mit 1.338.886 als auch bei der Zahl der Gäste mit 564.259 einen deutlichen Zuwachs aus. Die Gäste bleiben auch etwas länger: 2,4 Tage waren es im Durchschnitt. Die meisten Gäste wurden im Schloss Sanssouci, im Filmpark Babelsberg und in der Biosphäre gezählt. Bei den Museen erwies sich das Museum Barberini mit 392.497 Gästen erneut als stärkster Besuchermagnet. 

SPORT

162 Sportvereine mit insgesamt erstmals über 33.000 Mitgliedern gab es im vergangenen Jahr in Potsdam.  Bei den Mitgliedern stieg die Zahl in den Altersgruppen 51 bis unter 61 Jahren und 61 Jahre und älter am stärksten. In der Altersgruppe 0 bis 7 Jahren ging die Mitgliederzahl dagegen um 16,3 Prozent zurück.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false