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Experten geben an, dass jedes Jahr zwei Millionen Kinder in Deutschland an Neurodermitis leiden.

© Florian Schuh/dpa-mag

StartUp aus Babelsberg: Potsdamer Firma produziert Salbe gegen Neurodermitis

David Baumgarten leidet unter Neurodermitis - und hat mit seiner Potsdamer StartUp-Firma eine Salbe entwickelt, die Betroffenen helfen soll. Am Montag kommt sie auf den Markt. 

Potsdam - Seit er denken kann, leidet David Baumgarten immer wieder an Juckreiz. Und an trockener, geröteter Haut. Die Diagnose: Neurodermitis - eine Erkrankung der Haut, die in Schüben auftritt. Zahlreiche Ärzte hat Baumgarten besucht, Kuren und Pflegecremes sollten Linderung bringen. Doch wirklich zufrieden war er nie. Nun hat er sein Schicksal gewissermaßen selbst in die Hand genommen. Am heutigen Welt-Neurodermitis-Tag bringt der 32-Jährige mit seinem Potsdam-Berliner StartUp-Unternehmen Reflora Skin seine erste Pflegecreme auf den Markt.

David Baumgarten
David Baumgarten

© Andreas Klaer

Natürliche Inhaltsstoffe

Die Akutsalbe soll helfen, eine kaputte Hautbarriere zu reparieren. Dabei setzt Baumgarten nahezu ausschließlich auf natürliche Inhaltsstoffe, unter anderem ein Bakterienextrakt, um das Immunsystem der Haut zu harmonisieren. "Durch zum Beispiel übermäßiges Waschen oder falsche Hautpflege wird die Besiedlung der Haut mit Bakterien durcheinander gebracht", sagt Baumgarten.

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Daher verzichte seine Salbe auf hautreizende Inhaltsstoffe wie Parfüm. Zum Einsatz kommt sogenanntes Bio-Borretschsamenöl und eine feingemahlene Hafersorte aus Finnland, die gegen Entzündungen helfen soll. Letztere sorgt auch für die etwas grau-beige Farbe der Creme und ihren leichten Eigengeruch. Es sei eine der ersten Salben dieser Art in Deutschland, die auch auf nützliche Bakterien auf der Haut setze.

Der 32-Jährige hat eigentlich etwas anderes studiert

Eigentlich hat David Baumgarten etwas völlig anderes studiert: visuelle Kommunikation. Dann arbeitete er in der Öffentlichkeitsarbeit für Technologie- und Gesundheitsunternehmen. Und litt stets an seiner Neurodermitis, die bei ihm vor allem am Rücken auftritt. „Ich fühlte mich da lange machtlos. Man fragt sich ständig: Warum ist die Haut jetzt wieder trocken?“, erzählt er. Vieles versuchte der Mann, inklusive einer Ernährungsumstellung. Er verzichtete auf Weizen. Und er beschäftigte sich zunehmend mit den Inhaltsstoffen seiner damals noch handelsüblichen Cremes und Salben, die man mit Hilfe von Apps wie Codecheck anzeigen und auf mögliche Gefahren überprüfen lassen kann.

"Wenn man sich damit beschäftigt, glaubt man zuerst kaum, in wie vielen Produkten sich zum Beispiel Mikroplastik oder allergieauslösende Stoffe befinden", sagt er. Auf solche unnötigen Stoffe wollte er verzichten, "neue Optionen in der Hauptpflege bieten", erklärt er. Der Bedarf daran besteht: Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) gibt an, dass hierzulande zwei Millionen Kinder und 2,5 Millionen Erwachsene an Neurodermitis leiden.

So reifte die Idee für eine eigene Salbe. 2017 machte sich David Baumgarten selbstständig, beriet sich mit Experten, besuchte internationale Konferenzen zum Thema Hautpflege, wandte sich schließlich an die Universität Potsdam mit ihrem Fachbereich Mikrobiologie. Außerdem bewarb er sich mit seiner Idee erfolgreich für ein Gründer-Stipendium in Höhe von 2500 Euro pro Monat. "Die Voraussetzung waren 50 bis 60 Seiten mit einer Ideenskizze", berichtet er. Das Fördergeld kam im Rahmen des sogenannten Exist-Gründerstipendiums vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und dem Europäischen Sozialfonds.

Firmensitz am Uni-Campus

Insgesamt zwei Jahre dauerte die Entwicklungszeit, die nun beendet ist. Hilfe hatte Baumgarten von Chemikern und Mikrobiologen. Heute kann er das bekannt geben, in der eigens dafür vorbereiteten Pressemitteilung wirbt er: "Die Akutpflege Creme wurde dermatologisch mit 'sehr gut' getestet, besteht zu 98,99% aus natürlichen Inhaltsstoffen und ist vegan." Als Firmenadresse wird ein Co-Working-Büro in der August-Bebel-Straße angegeben, am dortigen Campus Griebnitzsee der Uni Potsdam.

Ein Blick auf die Zutaten der Salbe
Ein Blick auf die Zutaten der Salbe

© Reflora Skin/ promo

Doch hergestellt wird das Produkt in Süddeutschland, erklärt Baumgarten. Dort habe er eine auf Kosmetik spezialisierte Firma gefunden, die die Salbe produziert und abfüllt. "Für eigene Maschinen reicht es bei so einem jungen Unternehmen finanziell natürlich noch nicht." Ganz billig ist es - wegen der verwendeten Stoffe - freilich nicht. Eine Flasche mit 50 Millilitern kostet knapp 20 Euro, reicht aber laut Baumgarten auch rund einen Monat, wenn man nur betroffene Hautstellen eincremt.

Schon getestet

50 Probanden hätten die Creme schon ausprobiert, ohne Hautreizungen oder allergische Reaktionen, sagt er. Auch er selbst natürlich. "Wenn ich sehr juckende Stellen auf dem Rücken habe, beruhigen die sich nach dem Eincremen." Was jetzt noch fehlt, sei eine Basispflege für die tägliche und großflächigere Anwendung. "Soweit sind wir aber noch nicht." Es klingt so, als habe David Baumgarten noch eine Menge vor.

Die Salbe kann man unter www.refloraskin.com bestellen.

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