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Landeshauptstadt: Startschuss für „deutsche Nationalvideothek“

Was sind Filme wert, die niemand sieht? Eine Babelsberger Firma will das komplette deutsche Filmerbe online verfügbar machen. Mitgründer von www.alleskino.de ist der Potsdamer Filmproduzent Joachim von Vietinghoff.

Kein Wunder eigentlich, dass sie alle da waren: Hannelore Elsner, Iris Berben oder Burkhardt Klaußner, die Regisseure Wim Wenders („Buena Vista Social Club“), Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) oder Philip Gröning („Die große Stille“), Produzenten wie das Potsdamer X-Filme-Paar Stefan Arndt („Das weisse Band“) und Manuela Stehr. Die deutsche Filmbranche gab sich am Dienstagabend die Klinke in die Hand, als der Startschuss der Online-Plattform www.alleskino.de im exklusiven Pauly-Saal in Berlin Mitte gefeiert wurde. Und die deutschen Filmschaffenden sind es ja auch, deren Arbeit die neue Seite für das digitale Zeitalter konservieren soll – und mehr als das: „Wir wollen das deutsche Filmerbe sichtbar machen“, beschreibt Reiner W. Geißendörfer die Projektidee. Denn was ist ein Film wert, den niemand mehr sieht?

Gemeinsam mit dem Potsdamer Filmproduzenten Joachim von Vietinghoff und dem Babelsberger Filmunternehmer Andreas Vogel gründete Geißendörfer 2011 in Babelsberg die Schätze des deutschen Films GmbH. Mit hochfliegenden Plänen: Nichts Geringeres als eine digitale „deutsche Nationalvideothek“ schwebt dem Trio vor.

„Wir zeigen alle. Die großen und kleinen, die funkelnden und dunklen, die prüden und lüsternen, die traurigen und albernen Filme“ – mit diesem Slogan begrüßt das neue Filmportal www.alleskino.de seine Nutzer seit dieser Woche. Zum Wiedersehen mit bekannten, unbekannten und vergessen geglaubten Gesichtern gerät dann auch der erste Rundgang auf der Seite. 190 Filme sind dort bislang online abrufbar, erklärt der Potsdamer Andreas Vogel – pro Tag sollen es fünf mehr werden. Per Mausklick können die Filme für die Zeit von 48 Stunden ausgeliehen werden – dafür werden Preise zwischen 0,99 Euro und 4,99 fällig, es gibt jedoch auch etliche Gratisfilme.

Was die Seite von anderen sogenannten Video-on-Demand-Plattformen unterscheidet, ist der Anspruch: Perspektivisch soll auf alleskino.de das komplette deutsche Filmerbe abrufbar sein. Um wie viele Filme es dabei geht, können selbst die Initiatoren nur schätzen: Von bis zu 12 000 Werken ist die Rede. Bis die alle digital verfügbar sind, werden noch Jahre vergehen. „Aber irgendjemand muss ja den Anfang machen“, sagt Andreas Vogel.

Bislang sind für die Internetseite keine Fördergelder geflossen – die Babelsberger Firma hofft aber noch auf Unterstützung vom Bund. Zur Investitionssumme für die Plattform wollte sich Vogel gegenüber den PNN nicht äußern. Die größte Herausforderung an dem Projekt sei die Klärung der Verwertungsrechte, berichtete er. Für insgesamt rund 350 Filme gebe es bereits grünes Licht. Sowohl die Produzenten als auch Regisseure werden an den Erlösen beteiligt, versprechen die Initiatoren.

Schon das Einstiegsangebot gibt einiges her für Filmliebhaber: Literaturverfilmungen wie Volker Schlöndorffs „Homo Faber“ oder Tom Tykwers „Das Parfum“, Komödien wie „Der bewegte Mann“, Stummfilmklassiker wie „Dr. Mabuse“, Defa-Streifen, Krimis und Heimatfilme, Horror, Thriller und Kinderfilme, aber auch Dokumentationen wie die Langszeitbeobachtung „Kinder von Golzow“ sind auf der Seite versammelt und nach Genre, Titel, Entstehungszeit oder Regisseur auffindbar. Komplettiert wird das Angebot mit Informationsseiten zu Filmemachern, einer virtuellen Drehortsuche. Selbst der Filmnachwuchs findet Platz: So gibt es Arbeiten von Filmhochschulabsolventen, aber auch von Schülern des Babelsberger Filmgymnasiums.

www.alleskino.de

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