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Sängerin Christina Stürmer beim Stadtwerkefest 2019 - danach wurde das Open Air zweimal wegen Corona abgesagt. 

© Carlos Alberto Rodriguez

Stars und Sternchen in Potsdam: 34.000 Besucher beim Stadtwerkefest

Jubel für Adel Tawil und Christina Stürmer: Beim Stadtwerkefest war neben der Musik vor allem Schatten gefragt. 

Für ein paar Minuten liegt beim 19. Stadtwerkefest am frühen Samstagabend der Geist Freddie Mercurys über dem Potsdamer Lustgarten. Täuschend echt klingt der Sänger der Band Rockhaus, als er die weltberühmte Anfeuerung des Publikums nachahmt, mit der die britische Band Queen 1985 beim Live-Aid-Konzert in die Geschichte einging. Es folgt noch eine Andeutung von „Another one bites the dust“, dann geht es weiter mit eigenen Songs wie zum Beispiel dem Hit „Ich liebe dich“ – energiegeladen, den Zuschauern gefällt es, wie am Applaus zu hören ist.

„Ich bin mit der Band aufgewachsen“, erzählt Roland Schreiber, der mit seiner Frau Carmen aus Babelsberg hergekommen ist und die Texte mitsingen kann. Es sei schön, die Musiker mal wieder live zu sehen. Allerdings sei verwunderlich, dass wesentlich weniger Leute als in den Vorjahren gekommen seien. Tatsächlich ist auf der großen Fläche vor der Bühne noch viel Platz. Allerdings: vor allem da, wo Sonne ist. Regelrechte Schatteninseln bilden sich, auf denen viele Leute gleichzeitig Schutz vor der Hitze suchen – denn es sind auch um 18 Uhr noch über 30 Grad.

Seitens der Stadtwerke ist man auf die Temperaturen am Festwochenende gut vorbereitet: An zwei Bars gibt es kostenlose „Rohrperle“, also Wasser aus der Leitung, Sonnencreme in kleinen Tuben wird verschenkt. Am Sonntag wolle man zudem mehrere Rasensprenger aufstellen, unter denen sich die Gäste erfrischen können. Doch auch das Bier scheint den meisten zu schmecken, überall sind gefüllte Becher zu sehen.

„Die Menschen sind in diesem Jahr gut auf unser Sicherheitskonzept eingestellt“, sagt Stadtwerkesprecher Göran Böhm. So gebe es kaum Probleme am Einlass und mit der Bestimmung, dass nur Taschen bis DIN-A4-Größe mit hineingenommen werden dürfen. Neu sei in diesem Jahr ein weiterer Videoturm im Eingangsbereich, so Böhm. Mit zahlreichen Kameras hätten Sicherheitsdienst und Polizei den gesamten Lustgarten und die Eingangsbereiche im Blick und könnten bei Gefahrensituationen schnell reagieren. Abgesichert vor Anschlägen mit Fahrzeugen sei das Gelände durch Container und sogenannte Nizzasteine, „die ihren Namen traurigerweise durch die Anschläge in Nizza“ erhielten, wie Böhm erklärt. Im Jahr 2016 hatte ein Attentäter auf der Promenade des Anglais 86 Menschen mit einem Lkw getötet. Daraufhin wurden weltweit derartige Sicherheitskonzepte umgesetzt.

Abgesehen von ein paar Verletzungen durch Stolpern sei es am Samstag zu keinen nennenswerten Vorkommnissen gekommen, sagt Böhm. Am späteren Abend habe es etwa 20 Fälle von kreislaufbedingten Problemen mit der Hitze oder dem Alkohol gegeben, hieß es vonseiten der Organisatoren. Das entspreche etwa dem Niveau der Vorjahre. Lediglich die Mitarbeiter an den Eingängen müssten unaufhörlich Besucher darauf hinweisen, dass dort keine Fahrräder abgestellt und an den Absperrvorrichtungen festgeschlossen werden dürfen – der Flucht- und Rettungswege halber. „Das Ordnungsamt musste bereits Fahrräder entfernen“, sagt ein Mitarbeiter am Einlass am späten Abend.

Als Christina Stürmer auf die Bühne kommt, ist es weniger heiß und der Platz stärker gefüllt. Zu ihrer Überraschung wird sie von jungen Zuschauerinnen in der ersten Reihe mit einer Konfettikanone begrüßt – worüber sie sich sichtlich freut. Immer wieder erzählt sie zwischen den Songs im fast eineinhalb Stunden langen teils rockigen, teils akustischen Programm aus ihrem Leben. Zum Beispiel, dass sie viel lieber Kindergartenpädagogin geworden wäre. Der Auftritt in Potsdam sei für sie „gefühlt wie Urlaub“, wie sie später auf ihrer Facebook-Seite mitteilte. Sie habe sich etwa in einem der Kinderplanschbecken erfrischt.

Lust zum Plaudern hat auch Adel Tawil, der nach Stürmer mit einbrechender Dunkelheit auf die Bühne kommt. Der Sänger, der laut Ankündigung der Moderatorin mit seinem Hit „Tu m’appelles“ aktuell im Radio rauf und runter läuft, erzählt dem Publikum, dass er sich riesig freue, in der Landeshauptstadt aufzutreten. „Potsdam ist meine heimliche Liebe – wirklich!“, ruft er der Menge zu. Der Pop-Musiker spielt vor dem mittlerweile gut gefüllten Lustgarten – 25 000 waren laut den Veranstaltern am Samstag da – Lieder von seinem jüngsten Album „Alles lebt“.

Veranstaltungshöhepunkt trotz Diskussion um Gagen

Für viele Potsdamer ist das Stadtwerkefest mit Staraufgebot ein Veranstaltungshöhepunkt im Jahresverlauf – trotz der Diskussionen um die Kosten für Gagen, Sicherheitskonzept oder Veranstaltungstechnik. „Das gehört einfach zu Potsdam dazu“, sagt etwa die 33-jährige Viktoria Moritz, die mit ihrer Freundin Kristin Schneider gekommen ist. Ausgelassen posieren die beiden in einem großen Planschbecken für Selfies und freuen sich über die Auftritte von Stürmer und Tawil – missen möchten sie das Fest auf keinen Fall.

Gekostet hat es nach Stadtwerkeangaben in diesem Jahr 900 000 Euro. 34 000 Besucher kamen am gesamten Wochenende, weniger als in den Vorjahren. Das lag laut Stadtwerkesprecher Stefan Klotz vor allem am Familiensonntag: Mit 1500 Gästen sei dieser deutlich weniger besucht gewesen als in den Jahren zuvor, „wegen der extremen Hitze“, so Klotz. Aus diesem Grund habe man das Fest auch etwas früher beendet als geplant, statt um 19 Uhr war bereits um 17 Uhr Schluss.

Andrea Lütkewitz

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