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Starkregen: Potsdam ist nicht optimal vorbereitet

Wie muss sich eine Stadt wie Potsdam in Zukunft auf Dauerregen einstellen? Klimamanager Christian Rohrbacher sagt: Es gibt noch einiges nachzubessern.

Von Valerie Barsig

Potsdam sei nicht optimal auf Starkregenereignisse vorbereitet, sagt der städtische Klimamanager Christian Rohrbacher. In den vergangenen Jahren habe zwar der Klimaschutz bei der Stadt im Fokus gestanden, die Klimaanpassung hingegen habe in der Vergangenheit nicht die volle Aufmerksamkeit erhalten. Das teilte er auf PNN-Anfrage mit.

Probleme bereite gerade bei Starkregenereignissen zum Beispiel der hohe Grundwasserspiegel in der Innenstadt. Er erschwere eine Versickerung des Regenwassers. „Wir müssen diskutieren, wie man das löst“, sagte Rohrbacher. Es gebe zwar bereits Regenwasserspeicher, allerdings sei der Bau neuer Rückhalteanlagen ein enormer Aufwand.

Neues Kanalnetz an der Zeppelinstraße war mit Jahrhundertregen im Juni überfordert 

Bei Bauprojekten wie beispielsweise an der Zeppelinstraße sei es hingegen leichter, bei einer Straßenerneuerung auch gleich die Kapazität der Kanalisation zu erweitern. Das sei dort 2014 bereits geschehen. Man hatte das Kanalnetz gezielt umgebaut, unter anderem einen Stauraumkanal im Bereich der Straße Auf dem Kiewitt reaktiviert (PNN berichteten). Er könne Wasser zwischenspeichern, das bei Überlastung in die Neustädter Havelbucht abgeleitet wird. Auch in Fahrland habe man einen Wasserspeicher vergrößert, hieß es gestern von der Stadt. Zumindest bei der Zeppelinstraße habe diese Maßnahme aber nicht gereicht, räumte Rohrbacher ein. Denn nach dem Jahrhundertregen im Juni stand die Straße erneut unter Wasser.

Bei neuen Bauprojekten wie etwa im Bornstedter Feld verfolgt die Stadt eine andere Strategie: Dort werde laut dem Klimamanager darauf geachtet, sogenannte Retentionsflächen zu schaffen. Im Falle von Überschwemmung kann Wasser auf eine solche Freifläche ablaufen und das Kanalnetz entlasten.

Welche Aktionspläne verfolgt die Feuerwehr im Ernstfall?

Fortschritte erhofft sich Rohrbacher auch vom laufenden Projekt „Extrass“ der Universität Potsdam, der Stadt und den Johannitern. Das Projekt verfolgt das Ziel, die Widerstandsfähigkeit großer und mittlerer Städte gegenüber extremer Wetterereignissen gemeinsam mit der Verwaltung, dem Bevölkerungsschutz und der Gesellschaft zu stärken. „Wir nutzen das Projekt, um zu schauen, wie weit wir sind“, sagte der Klimamanager gestern. Außerdem solle das Klimaanpassungskonzept der Stadt weiter umgesetzt werden. Es solle erneut geprüft werden, welche Aktionspläne es bereits gebe, zum Beispiel bei der Feuerwehr. Er hoffe, dass auch durch das Uni-Projekt die Klimaanpassung wieder mehr Aufmerksamkeit bekomme.

Auf der anderen Seite müsse man auch private Hausbesitzer weiter sensibilisieren, ihre Keller nachzurüsten, so Rohrbacher. Dass Extremniederschläge auch in Zukunft zunehmen werden, sagt auch der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Die Zunahme solcher Niederschläge werde einerseits von Klimamodellen vorhergesagt, andererseits weise darauf aber auch die Summe der Beobachtungsdaten hin – sowohl weltweit als auch bei uns. Das schreibt Rahmstorf auf seinem Blog. Neue Rekorde in den Tagessummen der Niederschläge stiegen global seit 1990. Allein 2010 gab es 80 Prozent mehr Rekordniederschläge.

Dauerregen versetzt Stadtwerke in Potsdam in Alarmbereitschaft

Bei Unwetterwarnungen reagieren auch die Potsdamer Stadtwerke mit zusätzlichen Mitarbeitern in Bereitschaft. Sie sind dafür zuständig, Auslaufbauwerke und Pumpwerke zu überwachen. Das teilte am gestrigen Dienstag ein Sprecher mit. In der Kläranlage Potsdam-Nord gebe es seit September 2011 außerdem ein Mischwasserspeicherbecken, das Wasser von Starkregen aufnehmen soll. Es hat ein Speichervolumen von 13 000 Kubikmetern. Das Abwassernetz sei außerdem auf Überstaubereiche untersucht worden, hieß es weiter. Die Ergebnisse sollen bei Baumaßnahmen berücksichtigt werden. 

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