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Richtspruch: Bis zum nächsten Frühjahr soll das Besucherzentrum fertiggestellt werden. Das renovierte Südtorgebäude enthält dann einen Museumsshop, den Ticketverkauf und Informationen für Touristen unter einer frei tragenden Stahldachkonstruktion.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Stahl und Glas auf barocken Mauern

Neuer Besucherempfang am Neuen Palais soll zum Saisonstart 2013 fertig sein

Das erste große Projekt des Masterplans zur Rettung preußischer Schlösser und Gärten biegt auf die Zielgerade ein: Am gestrigen Freitag feierte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) das Richtfest für den Besucherempfang am Neuen Palais. Die Sanierung des Bauwerks, 1768 nach einem Entwurf Carl von Gontards als Wachgebäude errichtet, soll rechtzeitig zum Saisonbeginn 2013 abgeschlossen werden.

Laut SPSG-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh beseitige der neue Empfangsbau infrastrukturelle Defizite, die „seit vielen Jahren Touristen und die Schlösser selbst belasten“. Durch das Südtorgebäude erhalte der Park Sanssouci eine internationalen Standards entsprechende Servicequalität. Das Haus soll den zentralen Ticketverkauf, die Besucherinformation mit multimedialen Anwendungen und Gastronomie beherbergen. Zudem sollen sich die Gäste, so Dorgerloh, während der fünfjährigen Bauphase am Neuen Palais hier willkommen fühlen.

Das den einstigen Innenhof überspannende Dach stellt eine unkonventionelle Lösung dar, wie Elisabeth Rüthnick, Leiterin des ausführenden Architektenbüros, verdeutlichte: „Die technisch klare, leicht wirkende Konstruktion soll das Neue von der barocken Bausubstanz abgrenzen.“ Von außen sei vom freitragenden Gebilde aus Stahl und Glas nichts zu sehen. Denn es werde vom äußeren Dach – das durch Ziegel von alten Kirchen laut Rüthnick die „historische Patina von 250 Jahren“ erhalte – überragt.

Kurz vor der Halbzeit des Sonderinvestitionsprogrammes, das der SPSG bis 2017 insgesamt 155 Millionen Euro zur Sanierung nationaler Kulturgüter beschert, gebe es noch viel zu tun, so Dorgerloh. Doch das Südtorgebäude zeige, dass es auch nach „Friederisiko“ weitergehe. So sollen die Besucherzahlen des Neuen Palais, in das laut Kulturstaatssekretär Martin Gorholt jährlich 250 000 Gäste kommen, weiter gesteigert werden. Dass der Besucherempfang erst im kommenden Frühling eröffne und im Friedrich-Jahr noch nicht zur Verfügung steht, erkärte Dorgerloh mit „den Dimensionen, die der Masterplan vorgibt“.

Der Gontardsche Wachbau kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken: Bereits im 18. Jahrhundert wurde das Südtorgebäude mehrfach verändert und 1884 um einen westlichen Neubau, der nun eine Espressobar beherbergen soll, erweitert. Damals dienten Gebäudeteile als Kastellanhaus, später als kaiserliches Baubüro, Wohnung, Büro- und Lagerfläche sowie in den 1950er Jahren sogar als Wäscherei. 2010 konnte sich schließlich das Berliner „Büro Rüthnick Architekten Ingenieure“ den Zuschlag für Sanierung und Umbau des Gebäudes sichern.

Der Erhalt der historischen Bausubstanz sei äußerst kompliziert gewesen, waren sich beim Richtfest alle Akteure einig. Dazu seien umfassende Instandsetzungsmaßnahmen notwendig gewesen. Besonders der von Holzschädlingen befallene Dachstuhl musste bis auf wenige Sparren aus der Erbauungszeit komplett erneuert werden. Ayhan Ayrilmaz, Leiter des Masterplans der SPSG, erinnerte an mehrfache Planungsänderungen, hob die insgesamt 23 beteiligten Ingenieursbüros und Gutachter hervor. Zudem hätten bis jetzt 25 weitere Gewerke am Bau mitgearbeitet. Holger Manigk

Holger Manigk

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