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Städtevergleich in Deutschland: Potsdam, vergleichsweise

Im statistischen Vergleich mit den anderen Landeshauptstädten Deutschlands macht Potsdam in vielen Bereichen eine gute Figur. Doch es gibt auch Ausreißer nach unten.

Potsdam - Spitzenplätze bei der Geburtenrate, der Studierendenquote oder der Beschäftigung, dafür Schlusslicht bei der Versorgung mit Ärzten: Das sind einige der Ergebnisse aus dem Vergleich der Landeshauptstädte der Bundesrepublik Deutschland, den die Potsdamer Stadtverwaltung jetzt vorgestellt hat. An der bereits 19. Auflage des Städtevergleichs hat der Statistik-Experte und langjährige Potsdamer Kreiswahlleiter Matthias Förster rund drei Monate gearbeitet, hat wichtige Kenndaten von allen Landeshauptstädten abgefragt und die Zahlen in einer 41-seitigen Broschüre in Tabellen und Grafiken zusammengestellt. Wir geben einen Überblick.

Klein, aber dynamisch

Potsdam bleibt trotz des anhaltenden Wachstums nach Schwerin die zweitkleinste Landeshauptstadt der Bundesrepublik – Ende März lag die Einwohnerzahl bei 164 386. Mit einem Durchschnittsalter von 42,5 Jahren zählt Potsdam zu den jüngeren Landeshauptstädten – nur Mainz, Stuttgart, München und Kiel sind jünger, in Ostdeutschland liegt Potsdam an der Spitze.

Bei der Geburtenrate ist Potsdam sogar nach Berlin und München auf Platz drei: Auf 1000 Einwohner kommen in Potsdam im Jahr 10,6 Neugeborene – bei Schlusslicht Saarbrücken sind es beispielsweise nur 8,1. Auch gibt es in Potsdam relativ wenig Sterbefälle: Auf 1000 Einwohner kommen im Jahr nur 9,2 Sterbefälle – das ist bundesweit Platz vier, Schlusslicht Schwerin verzeichnet 12,2 Sterbefälle pro 1000 Einwohner.

Auch die Bilanz der Zu- und Wegzügler fällt für Potsdam positiv aus: Auf 1000 Einwohner kommen im Jahr 64,2 neu Zugezogene und nur 53,6 Weggezogene – damit liegt Potsdam nach Berlin, München und Stuttgart auf Platz vier.

Ein Wermutstropfen: Potsdam liegt beim Ausländeranteil immer noch deutlich unter dem Durchschnitt. Nach den für den Städtevergleich zugrunde gelegten Daten aus dem Jahr 2013 haben 4,8 Prozent der Potsdamer einen ausländischen Pass, 2014 waren es 5,3 Prozent – wie die anderen ostdeutschen Landeshauptstädte ist Potsdam damit hinter beispielsweise München mit 25,4 Prozent oder Stuttgart mit 22,8 Prozent weit abgeschlagen. Das benachbarte Berlin kommt auf 15,3 Prozent Ausländeranteil.

Viele Kitaplätze, wenig Ärzte

Auch wenn viele Familien in Potsdam von der schwierigen Kitaplatzsuche erzählen können, macht die Landeshauptstadt im Vergleich bei der Kindertagesbetreuung eine gute Figur: Insgesamt 14 724 Kinder werden in Kitas oder im Hort betreut – damit kommt die Stadt auf eine Betreuungsquote von 77,3 Prozent und ist bundesweit Spitze. Auch im Krippenalter von null bis drei Jahren liegt Potsdam mit einer Betreuungsquote von 53,4 ganz vorn. Bei den Kitakindern von drei bis sechs Jahren kommt Potsdam immerhin auf 98,1 Prozent – und liegt damit aber noch hinter Schwerin, Magdeburg, Kiel, Saarbrücken und Wiesbaden.

Fast Schlusslicht ist Potsdam indes bei der Versorgung mit Ärzten: Mit den 282 frei praktizierenden Ärzten kommt Potsdam gerade einmal auf 17,5 Ärzte je 10 000 Einwohner. Schlechter ist nur noch Stuttgart mit 17 Ärzten. Zum Vergleich: Spitzenreiter Kiel bringt es auf 29 Ärzte, die anderen ostdeutschen Landeshauptstädte bewegen sich zwischen 24 und 26 Ärzten pro 10 000 Einwohner. Statistiker Matthias Förster verweist aber auf Unschärfen bei der Erhebung dieser Zahlen.

Viele Künstler, wenig Händler

70,4 Prozent aller Potsdamer gehen einer Arbeit nach – damit liegt Potsdam nach Stuttgart, Düsseldorf und Mainz im Spitzenfeld. Im benachbarten Berlin – dem Schlusslicht in dieser Kategorie – liegt die Quote dagegen nur bei 49,9 Prozent. Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten landet Potsdam mit 38,6 Prozent der Einwohner sogar auf Platz zwei – nur knapp hinter München mit 38,8 Prozent. Bei der Arbeitslosenquote kommt Potsdam mit 7,3 Prozent auf den erfreulichen fünften Platz.

Relativ viele Beschäftigte gibt es in Potsdam im Wirtschaftszweig Kunst, Unterhaltung und Erholung – mit 2,4 Prozent aller Beschäftigten liegt Potsdam dort im Städtevergleich ganz vorn. Auch in der öffentlichen Verwaltung und in der der Informations- und Kommunikationsbranche landet Potsdam jeweils auf dem dritten Platz. Im verarbeitenden Gewerbe reicht es mit 2,3 Prozent der Beschäftigten nur für den letzten Platz, auch im Bereich Handel, Instandhaltung und Kfz-Reparatur gibt es nur den vorletzten Platz. Das hat mit der Magnetwirkung von Berlin zu tun, vermutet Statistiker Matthias Förster: „Wo gehen die Potsdamer denn einkaufen?“ Dagegen seien die anderen Landeshauptstädte auch Zentren für das jeweilige Umland.

Viele Pendler, wenig Autos

Den Straßenverkehr halten die meisten Potsdamer für das dringendste Problem in der Stadt, wie erst jüngst die Bürgerumfrage ergab. Tatsächlich ist der Pendleranteil in Potsdam so hoch wie sonst nirgends: 28,5 Prozent aller erwerbsfähigen Potsdamer pendeln zu ihrem Arbeitsplatz. Hinzu kommen die Pendler, die nach Potsdam zur Arbeit kommen: 59,5 Prozent aller Potsdamer Beschäftigen wohnen nicht in der Landeshauptstadt – auch das im Städtevergleich ein Spitzenwert, nur Stuttgart, Mainz und Saarbrücken verzeichnen noch leicht höhere Anteile. Trotzdem besitzen die Potsdamer vergleichsweise wenig Autos: Auf 1000 Einwohner kommen 418 Autos – weniger gibt es nur in Berlin, Dresden, Hamburg und Hannover. Bei den Neuzulassungen liegt Potsdam mit 25 Neuzulassungen auf 1000 Einwohner auf dem letzten Platz – und ist damit im Umkehrschluss möglicherweise Vorreiter für nachhaltige Mobilität.

Wo Gäste gerne länger bleiben

Beim Tourismus liegt Potsdam im Mittelfeld: Auf 1000 Einwohner kommen hier im Jahr 2631 Gäste, das ist der achte Platz im Städtevergleich. München liegt mit 4302 vorn, gefolgt von Hamburg mit 3287 und Berlin mit 3220. Bei der durchschnittlichen Verweildauer hat es Potsdam allerdings mit Berlin an die Spitze geschafft: 2,4 Tage bleiben Touristen durchschnittlich in beiden Städten, auf dem dritten Platz landet Dresden mit 2,1 Tagen. 34 Gästebetten kommen in Potsdam auf 1000 Einwohner – ein guter Platz fünf nach Dresden, Düsseldorf, München und Berlin.

Studentenhochburg – relativ gesehen

24.094 Studierende gibt es dem Bericht zufolge an den vier Hochschulen der Landeshauptstadt. Das ist in absoluten Zahlen zwar der viertletzte Platz im Städtevergleich. Beim Studierendenanteil im Vergleich zur Einwohnerzahl landet Potsdam trotzdem auf Platz zwei – denn auf 1000 Einwohner kommen hier 150 Studierende. Mehr gibt es nur in Mainz mit 197 Studierenden.

Wenn das Geld nicht zum Leben reicht

14 390 Potsdamer beziehen Hartz-IV oder Sozialgeld – eine enorme Zahl, die im Städtevergleich aber dennoch zu den besseren Werten zählt: Auf 100 Einwohner unter 65 Jahren kommen in Potsdam 11,1 Hartz-IV-Empfänger – Platz vier für die Landeshauptstadt, weniger gibt es nur noch in Mainz, München und Stuttgart. Auch bei der Grundsicherung im Alter macht Potsdam noch eine vergleichsweise gute Figur: 1597 Potsdamer bekommen diese Unterstützungsleistung – das entspricht 26,5 Bedürftigen pro 1000 Einwohner in der Altersklasse 65 plus. Potsdam liegt dort auf Platz drei, besser sieht es für die Senioren nur in Magdeburg und Dresden aus, am schlechtesten dagegen in Hannover, wo auf 1000 Senioren 71,8 Hilfeempfänger kommen.

1105 Euro Schulden pro Kopf

1105 Euro Schulden pro Kopf – so hoch ist die Verschuldung der Landeshauptstadt, rechnet man die Schulden der Stadt und der städtischen Eigenbetriebe zusammen. Ein Vergleich mit anderen Städten ist bei den Kommunalfinanzen schwierig, erklärt Förster – denn nicht alle Städte haben vom früher üblichen kameralen Haushaltswesen schon auf die sogenannte Doppik umgestellt.

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