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Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) suchte das Gespräch mit Anwohner:innen. 

© Andreas Klaer

Stadtteilwanderung des Oberbürgermeisters: Drewitz erwartet viele Zuzügler

Das Wohngebiet in Potsdams Südosten hat sich zum Besseren verändert. Und der Wandel ist keineswegs abgeschlossen. Dem Umbau zur Gartenstadt folgen jetzt Neubauprojekte.

Potsdam -  Der Potsdamer Stadtteil Drewitz im Südosten der Landeshauptstadt hat sich in den zurückliegenden Jahren sichtbar verändert. Und so geht es auch weiter - allerdings mit einer Besonderheit: Mit Neubauprojekten dürfte erstmals seit Jahrzehnten die Einwohnerzahl dort deutlich zunehmen. Und auch die Sanierung der bestehenden DDR-Plattenbauten geht weiter. Das wurde am Samstag beim Stadtspaziergang von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und seinen Beigeordneten deutlich.

Nächster Schritt beim Sanierungsprogramm der kommunalen Pro Potsdam soll das Quartier 12 sein. Das Karree befindet sich zwischen Hertha-Thiele-Weg, Wolfgang-Staudte-Straße und Willy-A.-Kleinau-Weg - von der Konrad-Wolf-Allee aus gesehen hinter dem Rolle genannten Plattenbauriegel. Ab dem zweiten Quartal 2023, spätestens im Sommer, solle dort die Sanierung beginnen, sagte Pro Potsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal vor Ort den PNN.

Nach bisherigen Planungen sollen von den derzeit 188 Wohnungen dort nach Grundrissveränderungen noch 174 übrigbleiben. In einige der Aufgänge sollen auch Aufzüge eingebaut werden, so Westphal. Mithilfe von KfW-Fördermittel für energetische Sanierung soll erreicht werden, dass die Mieten auch nach der Sanierung bezahlbar sind. Bei den bisherigen Sanierungen habe das auch funktioniert, so Westphal. 90 Prozent der Mieter seien geblieben.

Wettbewerb zur Gestaltung der Wohngebäude läuft

Doch es bleibt nicht bei Sanierungen. Das städtische Unternehmen baut wie berichtet erstmals auch neu in dem Stadtteil. Ab Sommer 2024 sollen sich in der Slatan-von-Dudow-Straße die Baukräne drehen. Man geht von insgesamt 239 Wohnungen aus. Es läuft ein Wettbewerb zur Gestaltung der  Wohngebäude sowie der dazugehörigen Außenräume. Drei Viertel der Wohnungen sollen der Mietpreisbindung unterliegen. Das heißt, dass das kommunale Unternehmen Fördermittel für den Sozialwohnungsbau beantragen wird. Für den Bau wird mit Kosten von netto 23,7 Millionen Euro gerechnet.

Zuletzt lag die Fläche an der Slatan-von-Dudow-Straße brach. Es befand sich dort bis 2018 die zentrale Spendensammelstelle der Landeshauptstadt. Dort wurden Spenden von Potsdamern entgegengenommen, die dann an Bedürftige und Geflüchtete weitergegeben wurden. 2015 hatte die Stadt die Brache als Standort für eine Leichtbauhalle zur Flüchtlingsunterbringung ausgesucht, allerdings war diese dann nie bezogen worden.

Noch mehr gebaut werden soll auf der anderen Seite der Sternstraße. Die Flächen von zwei früheren Parkplätzen am Stern-Center gehören zwar nicht zur Gartenstadt Drewitz, sind aber nur wenige Meter entfernt. Dort will das Hamburger Unternehmen ECE ab 2023 vier Hochhäuser mit insgesamt bis zu 900 Wohnungen errichten. Als Maximalhöhe legt der Entwurf zum B-Plan 66,1 Meter und 21 Stockwerke fest. Der Wohnungsmix soll sich aus frei finanziertem und preisgedämpftem Wohnungsbau zusammensetzen.

Schubert: "Die Durchmischung ist wichtig."

Das dürfte den Stadtteil nicht nur optisch verändern. Bei insgesamt bis zu 1100 neuen Wohnungen kann man mit rund 2000 zusätzlichen Bewohnern rechnen - wenn viele Familien darunter sind, auch mit mehr. Umso wichtiger sei es, bei diesem Wachstum auf die soziale Ausgewogenheit zu achten, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) den PNN. „Die Durchmischung ist wichtig.“ 

Bei der Pro Potsdam sei das schon eingeplant und auch ECE habe sich dazu bereiterklärt. Nun sei man in Gesprächen dazu, dass sich das Unternehmen auch am Modellprojekt Potsdam Bonus beteiligt. Dabei geht es darum, Wohnungen bevorzugt an Einheimische, Familien oder Menschen mit Behinderung zu vergeben. Das Bonusmodell für die Vergabe von Wohnraum wird zunächst von der Pro Potsdam ausprobiert. Derzeit ist das Modell begrenzt: Rund 250 bis 300 Wohnungen sollen pro Jahr auf diese Weise vergeben werden. 

Schubert machte sich am Samstag beim Stadtspaziergang persönlich ein Bild von den Veränderungen in Drewitz. Zum ersten Mal seit den Einschränkungen durch die Pandemie hatte er wieder zu einem solchen Rundgang geladen. Auch die Beigeordneten Noosha Aubel (parteilos), Brigitte Meier (SPD) und Bernd Rubelt (parteilos), der Dezernent Dieter Jetschmanegg (SPD) und die Geschäftsführer:innen kommunaler Unternehmen spazierten mit.  

Die Pro Potsdam plant in Drewitz den Bau von neuen Wohnungen.
Die Pro Potsdam plant in Drewitz den Bau von neuen Wohnungen.

© Andreas Klaer

Alltägliche Sorgen standen im Mittelpunkt

Der Publikumserfolg war am sonnigen Samstagmittag überschaubar. Rund 50 Menschen hatten sich am Ernst-Busch-Platz eingefunden. Allerdings waren mehr als die Hälfte davon beruflich dort - als Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der städtischen Unternehmen oder von Institutionen vor Ort. Auf einem Stadtplan, der an ein Auto des Ordnungsamts angepinnt war, konnten Teilnehmer die Stellen im Viertel markieren, die sie besonders positiv oder negativ empfinden. Worum es im Einzelnen ging wurde von Mitarbeitern auf blauen Klemmbrettern notiert. Bis 21. Mai sollen die meisten Fragen beantwortet sein.

Anwohner:innen konnten Stellen im Viertel markieren, die sie besonders positiv oder negativ empfinden.
Anwohner:innen konnten Stellen im Viertel markieren, die sie besonders positiv oder negativ empfinden.

© Andreas Klaer

Inhaltlich ging es um alltägliche Sorgen: Ein Anwohner hat Schwierigkeiten, in der Nähe einen Parkplatz zu finden. Ein anderer wünschte eine andere Bepflanzung eines Grünstreifens. Eine Spaziergängerin klagte über herumliegenden Abfall. Viele fanden jedoch, dass sich Drewitz zu seinem Vorteil verändert habe. Gut kam zum Beispiel das vom DRK betriebene iCafé im Konrad-Wolf-Park an. Am Samstag waren fast alle Plätze dort besetzt. 

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Ein schöner Treffpunkt soll auch die Wendeschleife werden. Das Team Wendeschleife des Begegnungszentrums Oskar hat dort vor drei Jahren mit Anwohner:innen Gemeinschaftsgärten angelegt, auf denen es nun sprießt und blüht. Daneben haben einzelne Beete ihre eigenen Paten, die sich immer mittwochs zum Gärtnern treffen, erzählte Marei Frener vom Begegnungszentrum. 

Am Samstag wurde dort von Studierenden der Fachhochschule auch die nächste Attraktion aufgestellt: eine Begegnungsbank. Die buntbemalten Sitzbänke sollen zum Verweilen einladen und „der Entfremdung durch Stress, Digitalisierung und nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie entgegenwirken“, hieß es. Insgesamt soll es davon neun in Potsdam geben. Derzeit wird auch am Entwurf für den Rest der früheren Tramwendeschleife gearbeitet. Noch in diesem Monat solle es Ergebnisse geben.

Der Baubeigeordnete Bernd Rubelt (parteilos).
Der Baubeigeordnete Bernd Rubelt (parteilos).

© Andreas Klaer

Ausgezeichnetes Vorzeigeprojekt

Das Projekt Gartenstadt Drewitz startete 2009. Seitdem wird das Viertel in Potsdams Südosten schrittweise zum grünen Stadtteil umgebaut. Im Zuge des millionenschweren Modellprojekts wurde die öde Betonmagistrale der Konrad-Wolf-Allee zu einem grünen Park mit Liegewiesen, Kletterfelsen, Wasserspielen und Trampolinanlagen umgebaut. Die Pro Potsdam, der dort 1650 Wohnungen gehören, und die Genossenschaften sanieren ihre Bestände Stück für Stück. 

Seit 2013 gibt es in Drewitz die Stadtteilschule und das Begegnungszentrum Oskar in einem gemeinsamen Domizil im Priesterweg. Das Viertel war das letzte in der DDR gebaute Plattenbaugebiet. Das Gartenstadt-Projekt ist beim Deutschen Städtebaupreis 2014 ausgezeichnet worden.

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