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Oberbürgermeister Mike Schubert und Ordnungsbeigeordnete Brigitte Meier (beide SPD) beim Besuch des  Tierheims mit dessen Leiterin Antje Schwarze (v.l.).

© Andreas Klaer

Stadtspitze beim Tierschutzverein: Kein weiteres Fördergeld für Tierheim

Eine Erweiterung der Einrichtung bleibt vorerst ein Wunschtraum, auch wenn Platz vorhanden ist. Immerhin hat sich die Auslastung entspannt.

Potsdam - Balou ist aufgeregt: Der siebenjährige Dackel-Mischling bellt freudig, als ihm unbekannte Menschen an seine Tür treten, und beobachtet sie neugierig durch das Glas. „Der ist aber süß!“, sagt die Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD), die das Tierheim Potsdam am Dienstag zusammen mit Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) besuchte. „Ja, das ist er, aber er kann auch anders“, sagt Tierheim-Leiterin Antje Schwarze und hält lächelnd ihren verbundenen Finger hoch. Wie so manche Tiere hier hat auch Balou in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht und sucht nun nach einem neuen Zuhause.

Schubert: Weiteres Geld von der Stadt die nächsten Jahre unrealistisch

Gerne würde das Tierheim mehr Hunde und Katzen aufnehmen: Nach wie vor möchten die Betreiber vom Tierschutzverein Potsdam weitere Gebäude auf dem ehemaligen Sago-Gelände sanieren und nutzbar machen, um künftig auch Fundtiere aufnehmen zu können. Neue Förderzusagen hatte Schubert allerdings nicht im Gepäck: Für die nächsten zwei bis drei Jahre sei eine Förderung der Stadt zur Erweiterung des Tierheims unrealistisch. „Solange wir nicht wissen, wie die Einsparungen im Landeshaushalt aussehen, möchte ich mich mit Zusagen lieber zurückhalten und keine falschen Hoffnungen wecken“, so Schubert. Derzeit gibt es einen Personalzuschuss von 150 000 Euro, der seit dem letzten Jahr läuft und noch bis Ende 2021 gilt.

Geld für die Sanierung der weiteren Gebäude auf dem Tierheim-Gelände fehlt.
Geld für die Sanierung der weiteren Gebäude auf dem Tierheim-Gelände fehlt.

© Andreas Klaer

Günter Hein, Vorsitzender des Tierschutzvereins Potsdam zeigte den Ort, für den man eine Förderung bräuchte: Das Haus 4, ein langgestreckter Flachbau mit rund 600 Quadratmetern Fläche. „Es mangelt einfach an Tierunterkünften“, sagt Hein. Derzeit gibt es im Tierheim lediglich 400 Quadratmeter für die Tiere. Das Haus 4 auszubauen, würde rund 600 000 Euro kosten. „Es wäre gut, wenn wir zumindest schon mal das Dach fertig machen könnten, das wären etwa 120 000 Euro“, sagt Schwarze. Derzeit sammelt das Tierheim auf der Online-Plattform Betterplace Spenden für einzelne Bauposten: 9000 Euro für die Dachsanierung wurden schon gespendet, als nächstes steht der Dachbelag und die Regenrinnen an. „Aber leider steigen die Baukosten derzeit“, sagt Schwarze. Da das Gelände nicht an das normale Heizungssystem angeschlossen ist, muss zudem für jedes Haus eine eigene Heizanlage gebaut werden – auch das geht ins Geld.

Marode Nachbarhäuser derzeit als Lager genutzt

Am liebsten würde das Tierheim alle vier der leerstehenden Häuser sanieren, jedes davon ist 600 Quadratmeter groß. „Ein Hundehaus, ein Katzenhaus, ein Kleintierhaus und ein Haus für Fundtiere“, beschreibt Hein die Wunschvorstellung der Tierschützer:innen. Doch ein Großteil des Geländes liegt noch im Dornröschenschlaf. Derzeit werden die leeren und maroden Gebäude zum Teil als Lager genutzt: In den Räumen stehen unter anderem Stühle, Fliesen und Fenster – alles Sachspenden, die auf ihren Einsatz warten. Sogar Holz wurde gespendet: Neben dem Haus 4 liegen einige Baumstämme, die für die Holzheizung des Tierheims genutzt werden können. „Die hat uns die Gemeinde Michendorf geschenkt“, sagt Hein.

Zumindest hat sich die Platzsituation wieder entspannt: Noch zu Beginn des Monats war das Tierheim wie berichtet nahezu ausgebucht, dies hat sich mittlerweile geändert. Derzeit wohnen hier drei Hunde, zwölf Katzen und sechs Kaninchen. Fünf kleine Katzenjunge haben einen Raum für sich allein: „Das ist ein Wurf von einem Bauernhof“, sagt Hein. Insgesamt hat das Tierheim Platz für 20 Hunde plus vier Quarantäne-Plätze, 30 Katzen, für die es weitere fünf Quarantäne-Plätze gibt, sowie Raum für Kleintiere wie Hamster, Meerschweinchen, Wellensittiche.

Auch Kleintiere finden Platz im Potsdamer Tierheim.
Auch Kleintiere finden Platz im Potsdamer Tierheim.

© Andreas Klaer

Trotz Corona seien die Sach- und Geldspenden weiterhin stabil geblieben, sagte Schwarze. Immer wieder gibt es größere Einzelspenden: Im Eingangsbereich des Tierheims liegt ein Spendenbescheid in Höhe von 500 Euro, den Fans von Hertha BSC gestiftet haben, daneben eine Zuweisung von 4500 Euro, die durch das Plüsch-Tierheim aus dem nordrhein- westfälischen Alsdorf eingesammelt wurden: „Die nehmen alte Stofftiere an, reinigen sie und verkaufen sie weiter, die Hälfte des Erlöses geht an Tierheime“, sagt Schwarze.

Für die weitere Gebäudesanierung braucht es Großspenden

Doch so erfreulich und wichtig all diese Spenden sind, für die Erweiterung des Tierheims werden größere Summen benötigt: Allein in das derzeitige Haupthaus wurde rund eine Million Euro investiert, ein Großteil davon aus Erbschaften. „Ohne Erbschaften wäre das nicht möglich gewesen“, sagt Schwarze. Brigitte Meier, die lange Zeit in München tätig war, bestätigt dies: „In München ging ohne Erbschaften nichts bei den Tierheimen.“ 

Eine mögliche Einnahmequelle wäre die Aufnahme von Fundtieren, denn dies ist eine kommunale Aufgabe. Doch genau dafür bräuchte man das Haus 4 und für dessen Sanierung fehlt das Geld. „Da beißt sich die Katze in den Schwanz“, so Schwarze. Seit 2015 werden Potsdamer Fundtiere in das mehr als 40 Kilometer entfernte Tierheim Zossen gebracht.

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