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Stadtforum Potsdam: Wohnen, leben, arbeiten

Das Stadtforum diskutierte über die richtige Mischung von Gewerbe und Wohnen in Potsdam.

Potsdam - Wohnen und arbeiten im gleichen Viertel: Diesen Traum haben nicht nur Familien, auch für Stadtplaner ist es ein Ideal. Doch die richtige Mischung zu finden, ist ein Balanceakt. Das zeigte ein Treffen des Stadtforums Potsdam am Donnerstagabend. Die 61. Sitzung der zivilgesellschaftlichen Initiative zur Stadtentwicklung befasste sich mit dem Thema Gewerbeflächen. „Gewerbeentwicklung bedingt Wohnentwicklung und andersherum“, betonte Potsdams Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) vor nur rund 20 Besuchern im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte.

Zwar sei in der Landeshauptstadt mit ihrem hohen Anteil an Jobs im Dienstleistungssektor und der großen Bedeutung der Kreativwirtschaft nur jeder elfte Arbeitsplatz „gewerbeflächenrelevant“, erklärte Gerald Staake von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam. Aber trotzdem müsse die Industrie- und Gewerbefläche mit dem Wohnraum mitwachsen. Das Gegenteil sei der Fall. „Seit 2006 ist die Wohnbaufläche um 240 Hektar gestiegen. Zugleich gab es einen Rückgang der Industrie- und Gewerbefläche um 200 Hektar“, so Staake.

Oliver Wollmann von der Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung betonte, die Nachfrage nach Gewerbeflächen in der Stadt übersteige das Angebot bei weitem. Das zweifelte Jan Kretzschmar von der KW Development GmbH an. Der Investor baut mehrere große Projekte, unter anderem in der Medienstadt Babelsberg und im Brunnenviertel. Dort, am südlichen Rand der Waldstadt, sind neben den bereits gebauten mehrstöckigen Wohngebäuden auch Gewerbeflächen vorgesehen. „Aber die Gewerbeansiedlung ist hier nicht leicht“, sagte der Investor. Die Lage, das Image und der Bekanntheitsgrad seien Gründe für die schwierige Suche nach Gewerbenutzern. Mehrere Makler seien mit der Vermarktung gescheitert. „Was wird jetzt aus dem Gewerbe?“ fragte er. Statt klassischen Firmenansiedlungen stehen im aktuellen Plan ein Pflegeheim, betreutes Wohnen, eine Kita und Sportflächen – Dienstleistungen, so Kretzschmar, schüfen ja auch Jobs.

Die richtige Mischung würde für Baudezernent Rubelt auch andere Probleme lösen: „Durch kurze Wege schaffen wir es, dass die Infrastruktur gleichmäßiger genutzt wird.“ Sprich: Nicht nur Pendelverkehr am Vor- und Nachmittag. Um aber eine solchen Mix zu erreichen, müsse von Anfang an ausreichend Gewerbe eingeplant werden – und dann auch konsequent dafür reserviert werden. „Wir brauchen die Geduld, diese Flächen vorzuhalten und nicht dem Drang nachzugeben, dort doch Wohnungen zu bauen, auch wenn man diese gerade gut am Markt platzieren kann“, machte Rubelt deutlich. Das gelte auch für den geplanten Stadtteil Krampnitz, wo einmal 10 000 Menschen wohnen sollen. „Wir wollen hier 20 Prozent Gewerbe einplanen“, sagte Rubelt. Als Erfolg für solch langfristiges Denken nannte er das ehemalige RAW-Gelände, das zum IT-Standort werden soll (siehe Kasten).

Um in den kommenden Jahren noch besser Flächen für Gewerbe bereitzuhalten, so der Baudezernent, wolle die Stadt auch „strategische Flächen ankaufen“. Dafür seien zwei Millionen Euro im Doppelhaushalt eingeplant. „Ein Anfang, kein Ergebnis“, kommentierte Rubelt. Wie die Mittel genau eingesetzt werden, plane die Verwaltung derzeit.

Darin, dass Potsdam ein attraktiver Standort gerade für die IT- und Kreativwirtschaft ist, waren sich alle Diskutierenden beim Stadtforum einig. Doch die Gewerbeflächen müssen gemanagt werden – so wie es laut Staake von der IHK im Wissenschaftspark Golm im Go:In II vorbildlich gelungen sei. Auf diesem Wege könne man es schaffen, so das Podium, die gut ausgebildeten Absolventen der Universität und des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam zu halten, statt diese pendelnd an Berlin zu verlieren.

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