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Stadtentwicklung und Verkehrsplanung: Potsdam soll noch kinderfreundlicher werden

Seit Oktober ist Stefanie Buhr Potsdams Jugendkoordinatorin. Sie soll für bessere Beteiligung sorgen und hat eine klare Vorstellung davon, wie das funktionieren könnte.

Potsdam - Irgendwann, so wünscht es sich Stefanie Buhr, soll die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Entwicklung der Stadt selbstverständlich werden. „So wie das Runterschalten in der Kurve im Auto, etwas, über das man gar nicht mehr nachdenkt.“ Die 37-Jährige ist seit Anfang Oktober Koordinatorin für Kinder- und Jugendinteressen in Potsdam. „Meine Hauptaufgabe ist es, die UN-Kinderrechtskonvention ins Verwaltungshandeln zu implementieren“, erklärte Buhr am Dienstag bei ihrer Vorstellung vor der Presse.

Verkehrsplanung mit Kindern

Das klingt abstrakt, aber, das versichert Buhr, das sei es nicht. Konkret geht es etwa darum, Kinder und Jugendliche an der Stadtplanung zu beteiligen, an der Radwegeführung oder Taktung von Bussen und Straßenbahnen. „Auch Kinder gehen auf den Wegen, nutzen die Plätze, und sie können selbst mitüberlegen, wie diese noch kinderfreundlicher werden können“, sagt Buhr. Ihre Aufgabe ist es nun, dieses auch in der Stadtverwaltung noch weiter voran zu bringen. Zum Teil werde das schon heute berücksichtigt, etwa bei der Spielplatzgestaltung. Bei der Stadtentwicklung oder Verkehrsplanung aber gebe es noch Bedarf.

Stadt hat Aktionsplan verabschiedet

Die neu geschaffene Stelle der Koordinatorin in der Verwaltung ist Teil des Aktionsplans Kinderfreundliche Kommune. Dieses Siegel hatte die Stadt vom gleichnamigen Verein, einer gemeinsamen Initiative von Unicef und dem Deutschen Kinderhilfswerk erhalten. Dieses wird an Städte vergeben, die bereit sind, in einem vierjährigen Prozess für die Umsetzung der 1990 in Kraft getretenen UN-Kinderrechtskonvention auf kommunaler Ebene zu sorgen. Potsdam ist also noch nicht komplett kinderfreundlich, möchte es aber werden. Der Aktionsplan, den die Stadt dazu verabschiedet hat, umfasst 58 Maßnahmen für 340.000 Euro – darunter auch die Schaffung eben jener Stelle, die nun Stefanie Buhr innehat.

Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Entwicklung der Stadt Potsdam soll gestärkt werden.
Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Entwicklung der Stadt Potsdam soll gestärkt werden.

© Andreas Klaer

Kinderrechtekoffer zum Ausleihen

„Ich glaube nicht, dass es den Kindern bewusst ist, dass Beteiligung ein Kinderrecht ist“, sagt Buhr. Öffentlichkeitsarbeit sieht sie deshalb auch als eine ihrer wichtigen Aufgaben. Zu den Maßnahmen des Aktionsplans gehört deshalb auch ein Kinderrechtekoffer, den Horte oder Kindergärten ausleihen könne, um zu informieren. Auch will sie Workshops für Mitarbeiter der Verwaltung anbieten.

Wünsche der Kinder berücksichtigen

Kinder und Jugendliche in Entscheidungen einzubeziehen, habe verschiedene Vorteile, erklärten Manuela Neels vom Kinder- und Jugendbüro Potsdam und Jugendhilfeplanerin Birgit Ukrow. Beide haben am Aktionsplan mitgeschrieben und beschäftigen sich seit Jahren mit den Themen. Sie werden in Zukunft eng mit Buhr zusammenarbeiten. Zum einen könne bedarfsgerechter geplant werden. Sprich: Was wünschen sich die Jugendlichen wirklich? Eher einen Platz mit Spielgeräten oder einen Parcours? „Wenn Schüler ihren Schulhof mitgestalten, ist die Identifikation höher, es gibt weniger Vandalismus.“ Umgesetzt wurde so etwas etwa kürzlich an der Steuben-Gesamtschule. Positiver Nebeneffekt: Auch der demokratische Prozess wird erlernt und eingeübt.

Beteiligung braucht Zeit

Gerade bei der Beteiligung von Kindern an der Spielplatzplanung sei Potsdam vorbildlich, so Ukrow. Aber in so manchem Bereich der Verwaltung gebe es auch Bedenken. Denn: Beteiligung braucht Zeit. Es ist ein Umweg, etwa bei Bauvorhaben, der den Prozess verlangsamt. Doch, so betont Buhr, auch in der Brandenburgischen Kommunalverfassung sei das Recht von Kindern auf Beteiligung im Juni dieses Jahres noch einmal explizit festgeschrieben worden. Und zwar in allen sie berührenden Belangen. Das heißt, es geht nicht nur um den Schulhof oder den Spielplatz, sondern eben auch um die Stadtplanung. Auf der Agenda der neuen Koordinatorin steht deshalb auch das Thema Krampnitz. Sehr konkret sind ihre Vorstellungen dazu noch nicht, aber wo ein neuer Stadtteil mit vielen Kindern entsteht, müssten deren Interessen mitgedacht werden. Buhr sieht sich als eine Art Lobbyistin für Kinder.

Neben der Beteiligung geht es auch um die Erschließung neuer Räume für die Jugend. So sollen etwa im Kirchsteigfeld, wo es zu wenig Spielraum gebe, in einem Modellversuch schon im kommenden Jahr bestimmte Schulhöfe auch am Wochenende zugänglich gemacht werden.

Ein Topf Geld für Kinder-Projekte

Ein Projekt, das Stefanie Buhr angreifen möchte, ist ein eigenes Kinder- und Jugendbudget, über dessen Verwendung diese selbst mitentscheiden dürfen. Auch das ist eine der Maßnahmen im Aktionsplan. 30.000 Euro sind dafür veranschlagt, ein Euro pro Kind oder Jugendlichem in der Stadt. Für Buhr ist das bereits bekanntes Terrain: Vorher war die studierte Soziologin acht Jahre lang in der Jugendarbeit in Kleinmachnow tätig und hat dort unter anderem ein solches Kinder- und Jugendbudget ins Leben gerufen. „Ein Topf Geld, mit dem die Kinder ihre eigenen Projekte finanzieren können“, so Buhr. Natürlich eingerahmt von Richtlinien, die im kommenden Jahr entwickelt werden sollen, damit das Budget 2020 starten kann.

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