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Stadtentwicklung: Krampnitz: noch viel Planungsbedarf

Der neue Stadtteil im Potsdamer Norden soll ein ökologischer Vorzeigekiez werden. Doch es gibt viele Fragezeichen.

Krampnitz - Im künftigen Stadtviertel Krampnitz sollen Anwohner und Besucher möglichst wenige parkende Autos sehen. Das städtebauliche Ziel sei ein autoarmes Quartier: Das bedeute den „Ausschluss von oberirdischen Stellplätzen“ in den Wohngebieten – mit Ausnahme für Menschen mit Behinderung, für den Lieferverkehr und für Car-Sharing. Diese Grundsätze präsentierte am Dienstag der städtische Entwicklungsträger für das geplante Viertel, in dem in den kommenden zehn Jahren in einer ersten Ausbaustufe mehr als 7000 Menschen leben sollen. Anlass war das sogenannten Krampnitz-Forum – ein öffentlich tagendes Begleitgremium aus Fachleuten und Stadtverordneten, das in den kommenden Jahren die Entwicklung des neuen Stadtteils mitgestalten soll.

Doch bereits die grundsätzliche Parkplatzplanung sorgt für Debatten. So erklärte der Vorsitzende des Bauausschusses, Ralf Jäkel (Linke), dass durchaus ein bestimmtes Minimum an Besucherstellplätzen nötig sei. So lasse sich Ärger vermeiden, wie er jetzt in der Gartenstadt Drewitz zu beobachten sei, wo Anwohner gegen die dort eingeführte Parkraumbewirtschaftung und weggefallene Parkplätze auch gerichtlich mobilmachen (PNN berichteten). Zuvor hatte der für Krampnitz zuständige Stadtplaner bei der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, Jochen Putz, konkretisiert, es sei ein halber Stellplatz pro Wohnung vorgesehen. Die übrigen bauordnungsrechtlich notwendigen Stellplätze seien in „zumutbarer Entfernung“ zu planen. Zudem seien in den geplanten Neubauten im Krampnitzer Norden auch Flächen für Tiefgaragen vorgesehen.

Tramtrasse nicht vor 2023

Damit müsse aber schon von Anfang ein bestens ausgebauter Nahverkehr nötig sein, um das Konzept des autoarmen Quartiers zu verwirklichen, machte Georg Bittcher von der Fraktion Die Andere deutlich. So soll zwar eine Tramtrasse nach Krampnitz verlegt werden, allerdings könnte die wegen der langen Planungszeit wohl nicht vor 2025 eröffnet werden – dann sollen aber schon längst Menschen in Krampnitz leben. Doch Antworten, wie nun genau das Parken etwa geregelt werden soll, gab es am Dienstag nur begrenzt. Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) sagte, zu Fragen wie die Mobilität sichergestellt werden kann, werde es in diesem Jahr eine weitere Sitzung geben.

Bekannt ist bisher bereits, dass möglichst in dem gesamtem Viertel maximal Tempo 30 gelten und viel Wert auf ein „engmaschiges Rad- und Fußwegenetz“ gelegt werden soll. Auch „zentralisierte, gebündelte Parkstationen“ wurden bereits vom Entwicklungsträger beworben, ebenso wie ein Park-and-Ride-Areal mit 100 Stellplätzen an der Tramstrecke. Durchgangsverkehre wolle man notfalls auch mit Hilfe von Pollern vermeiden, sagte Krampnitz-Planer Putz.

Bei der Sitzung wurden auch weitere Herausforderungen bei dem Großprojekt deutlich. So müssen die Planer auf zahlreiche Tierarten Rücksicht nehmen. Auf dem ehemaligen und seit Jahren verwaisten Kasernengelände leben derzeit zum Beispiel Zauneidechsen, Rotbauchunken oder Fransenfledermäuse, die allesamt als stark gefährdet gelten. Zudem hat sich auch das vom Aussterben bedrohte Große Mausohr, ebenso eine von insgesamt elf Fledermausarten vor Ort, im Laufe der Jahre angesiedelt. Hier müssten in Abstimmung mit Naturschutzbehörden teils aufwendige Maßnahmen zum Artenschutz getroffen werden, machte Chef-Landschaftsplanerin Sigrun Rabbe deutlich. Unter anderem würden zwei Flächen zur Sicherung von Fledermausquartieren ausgewiesen – als Winterquartier ein Keller, als Sommerresidenz das naheliegende Dach des Offizierscasinos. „Wir wollen das so erhalten“, sagte Rabbe. Unter anderem müssten rund 20 Meter lange Dunkelkorridore zum Anflug für die Fledermäuse gesichert werden. Verbunden sei das auch mit Bauzeitbeschränken. Insofern bestünden auch logistischen Herausforderungen für künftige Bauherrn.

Insofern solle der Bau des neuen Stadtteils möglichst ökologisch verträglich erfolgen, hieß es. Als Grundsatz soll gelten, dass pro 150 Quadratmeter unbebauter Fläche mindestens ein Laub- oder Obstbaum steht. Auch eine Begrünung von Dachflächen sei vorgesehen.

Nötiger Lärmschutz

In Planung seien auch Lärmschutzmaßnahmen für die künftigen Bewohner. So müsse der Verkehrslärm von der nahen Bundesstraße 2 berücksichtigt werden, sagte Stadtplaner Putz. Ebenso gebe es Problem mit dem Truppenübungsplatz der Bundeswehr in der Döberitzer Heide, dort gehe es um den Lärm explodierender Handgranaten. Hier gebe es auch Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, schon allein bei der Lärmmessung machte Putz deutlich.

Ein anderer Problembereich wird dagegen gerade angegangen. Bekanntlich war noch in DDR-Zeiten – damals nutzte die Sowjetarmee das Gelände – im Norden von Krampnitz erhebliche Mengen des giftigen Reinigungsmittels Trichlorethen in den Boden gelangt. Hier habe das Land Brandenburg nun mit der Behebung des Schadens begonnen, sagte Krampnitz-Chefplaner Hubert Lakenbrink.

Der nächste Termin für das Forum Krampnitz soll am 20. März stattfinden. Dann soll es darum gehen, wie und wo die geplanten Neubauten in Krampnitz entstehen sollen. Bis dahin wird ein städtebaulicher Wettbewerb für das Gelände beendet sein

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