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So soll das Digitalzentrum aussehen.

© Visualisierung: Architektenbüro J. Mayer-H

Stadtentwicklung in Potsdam: Grünes Licht für Digitalzentrum auf RAW-Gelände

Es kann gebaut werden: Die Stadtverordneten stimmten mit großer Mehrheit dem Bebauungsplan für das auf dem RAW-Gelände geplante Digitalzentrum zu.

Von Peer Straube

Potsdam - Der Weg für das wegen seiner Dimensionen umstrittene Digitalzentrum auf dem ehemaligen RAW-Gelände nahe dem Potsdamer Hauptbahnhof ist frei. Die Stadtverordneten stimmten am Mittwochabend mit breiter Mehrheit für die Aufstellung des entsprechenden Bebauungsplans, der sich an den Vorstellungen des Investors orientiert. Dessen Entwurf, erarbeitet von dem Berliner Stararchitekten Jürgen Mayer H., sieht wie berichtet eine bis zu 33 Meter hohe Halle vor, die als Neubau die denkmalgeschützten RAW-Hallen quasi überbrücken soll. 

Auch Die Andere kritisierte das Bauvorhaben

Zuvor waren die Grünen mit einem Antrag gescheitert, wonach für das Projekt ein konkurrierendes Wettbewerbsverfahren durchgeführt werden sollte, um noch Einfluss auf die Gestaltung der Bebauung zu gewinnen. Die Grünen hatten sich damit einen Vorschlag der Bauverwaltung zu eigen gemacht, den der Bauausschuss wie berichtet in der vergangenen Woche abgelehnt hatte. Dort hatte Investorenvertreter Mirco Nauheimer mit einem Scheitern des Projekts für den Fall gedroht, dass ein Wettbewerb durchgeführt werden würde. Der Investor, ein bislang namentlich unbekannter Geldgeber aus der Ölbranche, werde das Vorhaben dann in einer anderen Stadt realisieren.

Insbesondere die Fraktion Die Andere sprang gestern den Grünen bei und entdeckte sogar ihr Herz für das Welterbe. Angesichts der geplanten Dimensionen der Bebauung habe das Vorhaben sicher eine „Welterberelevanz“, sagte Fraktionschef André Tomczak. Mit einer Nutzfläche von 33 000 Quadratmetern sei das Projekt mehr als doppelt so groß wie die inzwischen abgerissene Fachhochschule am Alten Markt, sagte er. „Das wird ein zweiter Hauptbahnhof“, prophezeite Tomczak in Anspielung um den 20 Jahre alten Streit um das Potsdam-Center, dessen Bau Potsdam beinahe auf die Rote Liste gefährdeter Welterbestätten gebracht hätte.

Rubelt: "Wir haben weiter Einfluss auf die Gestaltung"

Sollte dieser Grünen-Antrag eine Mehrheit finden, käme dies einer Ablehnung des 100 Millionen Euro schweren Vorhabens gleich, warnte Ralf Jäkel (Linke). Angenommen wurde stattdessen ein Antrag seiner Partei, wonach Nauheimer in einem nicht öffentlichen Werkstattverfahren noch einmal die anderen vom Investor erarbeiteten Varianten vorstellen und erläutern soll, warum er sich für den favorisierten entschieden habe. Dazu sei Nauheimer auch bereit, erklärte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos). Nach wie vor habe man Einfluss auf die Gestaltung des Projekts, betonte der Beigeordnete. Zu dem Vorhaben gehöre auch der Abschluss eines städtebaulichen Vertrags mit der Stadt, in der Details wie die Kostenübernahme für die Erschließung festgelegt würden. Über dieses Papier müssten die Stadtverordneten ohnehin befinden, sagte Rubelt. Es werde allerdings nicht vor dem nächsten Herbst vorliegen. Bis dahin sei noch genügend Zeit, mit dem Investor auch über gestalterische Fragen zu reden.

Wolfhard Kirsch, Fraktionschef von Bürgerbündnis/FDP, erklärte, man könne einem Investor nicht in sein Projekt hineinreden. Wenn man an dieser Stelle eine Entwicklung wolle, müsse man auch die Bedingungen akzeptieren. Götz Friederich sprach für die CDU von einer „großen Chance“: Ein „globaler Investor“ habe sein Augenmerk auf Potsdam gerichtet und sei bereit, hier Steuern zu zahlen und Arbeitsplätze zu schaffen.

Wie berichtet soll auf dem Gelände des früheren Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) ein modernes Digitalzentrum errichtet werden, in dem rund 1000 Arbeitsplätze entstehen sollen. Erste namhafte Mietinteressenten gebe es bereits, hatte Nauheimer erklärt.

Kritik an dem Projekt hatte unter anderem der Potsdamer Gestaltungsrat geübt, der die Stadt in Architekturfragen berät. Zuletzt hatte Nauheimer noch zwei weitere Projekte des gleichen Investors in Aussicht gestellt. Beide sollen ebenfalls ein Volumen von 100 Millionen Euro haben.

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