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Stadtentwicklung: Im Kirchsteigfeld bewegt sich was

Neue Wohnungen, Gewerbeansiedlungen und Investitionen in Schulen werden den Stadtteil verändern. Wie wird das Kirchsteigfeld aussehen, wenn es fertig ist?

Potsdam - Sommersonne, ein Spaziergang an der frischen Luft, gute Nachrichten und ein paar Schnittchen – Stadtrundgänge gehören sicherlich zu den angenehmeren Aufgaben von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Jeden Sommer macht sich Potsdams Stadtoberhaupt bei drei bis vier Vor-Ort-Besuchen ein Bild von einem bestimmten Thema oder Stadtteil. Am gestrigen Donnerstag spazieren mit Jakobs auch gleich alle vier Beigeordneten durch das Kirchsteigfeld und treffen sich mit Anwohnern.

Das Viertel im Südosten der Landeshauptstadt gilt nicht gerade als Problemstadtteil. Der Kiez ist jung, wurde erst nach der Wiedervereinigung als damals größtes Neubauprojekt in Ostdeutschland innerhalb weniger Jahre hochgezogen. Doch gerade weil es keine plakativen Probleme gebe, fliege das Kirchsteigfeld immer ein wenig unter dem Radar, wie am Donnerstag Anwohner kritisch bemerken. Dabei drücke doch an einigen Punkten der Schuh und man wünsche sich auch von Stadtverwaltung und Politik mehr Aufmerksamkeit.

Bürger wünschen sich eine Belebung des Kirchsteigfelds

Mittlerweile sind einige Kirchsteigfelder selbst aktiv geworden und haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Einer von ihnen ist Marcus Müller. Der 39-jährige Familienvater lebt seit 2001 im Stadtteil. Er kennt sich aus. Am Donnerstag führt er die Stadtspitze durch das Viertel. Es lasse sich dort gut leben, doch einiges könne verbessert werden, sagt Müller. Oft seien es die Kleinigkeiten die ärgerlich seien. „Wir wollen, dass das hier mehr als eine Schlafstadt ist.“ Es soll mehr Leben ins Kirchsteigfeld, auf die Straßen und Plätze. „Normalerweise ist hier kein Mensch zu sehen“, sagt er als die Gruppe gerade auf einem ovalen Platz an der Nelly-Sachs-Straße steht. Es fehlten Spielgeräte. Auch der Marktplatz an der Versöhnungskirche sehe derzeit eher wie ein Parkplatz aus als wie ein pulsierendes Zentrum, so Müller. Erster Erfolg war ein Nachbarschaftsfest vor zwei Wochen mit hunderten Besuchern.

Ein anderes Beispiel ist der Hirtengraben. Der Wasserlauf teilt das Viertel in eine Nord- und eine Südhälfte und könnte eigentlich eine grüne Erholungsoase im Stadtteil sein. Stattdessen steht das Wasser, bei hohen Temperaturen riecht es übel und am Ufer liegt Abfall herum. Nun soll untersucht werden, wie der Hirtengraben wieder ein Fließgewässer werden kann, an dessen Ufer sich die Anwohner gerne aufhalten, verspricht Jakobs. In Kürze soll auch eine dauerhafte Lösung für das Überlaufgitter am westlichen Ende gefunden werden. Im Frühjahr waren dort wie berichtet reihenweise Entenküken verendet, weil sie durch das Gitter fielen, die Öffnung für die Entenmütter hingegen zu schmal waren. Provisorisch ist das Gitter derzeit mit einem Holzbrett abgesperrt. Die Stadtverwaltung hole derzeit Angebote für ein verstellbares Sperrgitter ein.

Kein großes Einkaufszentrum für das Kirchsteigfeld

Klar wurde beim Rundgang, dass dem Kirchsteigfeld in den nächsten Jahren einige Veränderungen bevorstehen. So sollen an der Ricarda-Huch-Straße mehrere fünfgeschossige Mehrfamilienhäuser entstehen. Derzeit liegt das Areal zwischen Kirchsteigfeld und Drewitz brach. Investor sei ein großes Wohnungsbauunternehmen, so Stadtplanungschef Andreas Goetzmann. Er erwarte einen Baubeginn im Jahr 2021. Damit könnte eine lange Hängepartie zu Ende gehen. Denn der frühere Grundstückseigentümer wollte auf dem Areal einen großen Einzelhandelsmarkt errichten. Die Stadt beharrte jedoch auf dem ursprünglichen Konzept einer Mischung aus Wohnen und Gewerbeflächen im Erdgeschoss.

Auch östlich des Stadtteils an der Autobahn scheint der Konflikt zwischen Stadt und Grundstückseigentümer beigelegt, wie Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs erläuterte. Noch in diesem Jahr sollen Verträge abgeschlossen werden, in denen sich der Eigentümer verpflichtet, sowohl die inneren Erschließungsstraßen des 35 000 Quadratmeter großen Gewerbeareals zu errichten und zu finanzieren als auch die Anbindung an die Trebbiner Straße. Anschließend soll der Bebauungsplan so verändert werden, dass sich das Areal für kleinteilige Gewerbeansiedlungen eignet. Man gehe davon aus, dass mehrere hundert Arbeitsplätze entstehen, so Frerichs. Zuvor wollte der Eigentümer auf der Gewerbefläche das Einkaufszentrum „Drewitz Park“ errichten. Weil die Stadt nicht mitspielte, lag das Areal brach. Bewegung kam erst in die Sache, als die Stadt eine vorbereitende Untersuchung für ein Entwicklungsgebiet androhte.

Schulen sollen noch im kommenden Jahr saniert werden

Auch die Schulen im Wohngebiet werden in diesem und im kommenden Jahr zu Baustellen. Sowohl in der Grundschule im Kirchsteigfeld als auch in der Steuben-Gesamtschule wird der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht, sagte Werkleiter Bernd Richter vom zuständigen Kommunalen Immobilienservice (KIS). Dafür werden jeweils in den Sommerferien Wände herausgerissen und neue eingebaut. An der Grundschule, wo die Sanierung der Turnhalle bereits begonnen hat, werden rund zwei Millionen Euro investiert. Zwischen zwei und drei Millionen Euro soll die Brandschutzsanierung der Steubenschule kosten. Dort soll die Turnhalle im nächsten Jahr einen neuen Hallenboden bekommen. Auch die sanitären Anlagen sollen erneuert werden. Der Schulhof der Gesamtschule mit 668 Schülern soll ebenfalls ein neues Gesicht bekommen: Freiraumplaner sollen gemeinsam mit Schülern an den Ideen für die Gestaltung arbeiten. Jakobs sagte, er erinnere sich noch an die Einweihung der Schule. Nach mehr als 20 Jahren stehe nun die erste Sanierung an.

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