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Die Stadt plant ein neues Wohnviertel am Bahnhof Pirschheide. Dafür soll auch ein Waldstück (l.) geopfert werden.

© Lutz Hannemann

Stadtentwicklung Potsdam: Ideen für kostenloses Bauland

Das Land will Kommunen Gratis-Flächen für Sozialwohnungen zur Verfügung stellen. Potsdam hat schon Areale im Blick.

Von Peer Straube

Potsdam - Die Ankündigung klang vielversprechend. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte kürzlich beim Berliner Wohnungsgipfel erklärt, er wäre bereit, den Kommunen landeseigene Flächen kostenlos für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Günstiger Wohnraum werde dringend gebraucht, denn Wohnen sei ein Grundrecht, hatte Woidke erklärt und die Landeshauptstadt sogar explizit erwähnt: „Vor allem in Potsdam und anderen Gemeinden rund um Berlin wird es für Familien immer schwerer, eine bezahlbare Wohnung zu finden.“

In welchem Umfang Woidkes Angebot auch Potsdam zugutekommt, ist allerdings noch unklar. Der Vorschlag des Brandenburger Regierungschefs sei ein „erster Schritt“, sagte ein Sprecher des Landesbauministeriums den PNN. Zunächst müsse abgewartet werden, wie hoch der Bedarf an bundes- und landeseigenen Flächen für den sozialen Wohnungsbau sei. Welche Grundstücke dafür geeignet wären, müssten ohnehin die Kommunen entscheiden, so der Sprecher.

Die Stadt hat Interesse an den Landesflächen am Bahnhof Pirschheide

Zumindest ein konkretes Areal hat man im Rathaus auch bereits im Auge – nämlich die landeseigenen Flächen am Bahnhof Pirschheide. Bei den Grundstücksverhandlungen sei bislang noch keine Einigung erzielt worden, erklärte eine Rathaussprecherin den PNN. Woidkes Ankündigung stimme die Stadt nun „hoffnungsvoll, dass die Verhandlungen jetzt einfacher werden und zu einem positiven Ergebnis, auch für die Realisierung von sozialem Wohnungsbau, führen werden“, erklärte die Sprecherin.

Wie berichtet plant die Stadt am Bahnhof Pirschheide einen neuen Stadtteil mit Hunderten neuen Wohnungen, einer weiterführenden Schule und einer Kita. Mindestens 20 Prozent davon sollen Sozialwohnungen werden. Nach PNN-Informationen könnte dieser Anteil noch steigen, sollte man das Areal tatsächlich kostenlos bekommen. Gleich mehrere Hundert Sozialwohnungen könnten dann dort geschaffen werden.

Stadt will das Areal zum Entwicklungsgebiet erklären

Tatsächlich ist die größte Hürde für das Projekt der Kaufpreis – und über den feilschen Stadt und Land bereits seit mehr als einem Jahr. Insgesamt geht es um eine 22 Hektar große Fläche nördlich des Bahnhofs Pirschheide, inklusive der dortigen Parkplätze und des Waldstücks zwischen B1 und Tramtrasse, ein Großteil davon gehört dem Land. Weil die Verhandlungen festgefahren waren, hatten die Stadtverordneten im Frühjahr sogenannte vorbereitende Untersuchungen beschlossen, um das Areal nach dem Vorbild des Bornstedter Feldes und des Kasernengeländes von Krampnitz zum Entwicklungsgebiet zu erklären. Damit sind die jetzt geltenden Bodenpreise eingefroren, die Stadt könnte die Flächen also ohnehin preiswert erwerben, erschließen und anschließend im Wert erheblich gesteigert vermarkten. Bei einer kostenlosen Übertragung der Flächen durch das Land wäre das Problem freilich auch so aus dem Weg geräumt.

Pirschheide könnte so zum Leuchtturm-Projekt für einen sozialen Wohnungsbau in Potsdam werden, bei dem Stadt- und Landesbehörden Hand in Hand arbeiten. Möglich ist allerdings, dass das Land nur die Flächen am Bahnhof an die Stadt überträgt, auf denen auch tatsächlich Sozialwohnungen entstehen sollen. Wie groß dieser Anteil bezogen auf die Gesamtfläche sein könnte, ist aber noch offen, denn die Untersuchungen laufen noch.

Auch ein Park-and-ride-Platz soll gebaut werden

Die Pläne der Stadt für das Gebiet an der Pirschheide reichen wie berichtet noch weiter. Geplant ist neben den bereits genannten Bildungseinrichtungen etwa ein Park-and-ride-Haus für Berufspendler, die am dann ausgebauten Bahnhof Pirschheide vom Auto in die Regional- oder Straßenbahn umsteigen sollen. Auch das vor drei Jahren geschlossene Ausflugslokal Seekrug ist Bestandteil der Planungen. Der in den 30er-Jahren errichtete Fachwerkbau soll nach dem Willen der Stadt erhalten und auch wieder als Restaurant eröffnet werden. Die Investitionskosten liegen insgesamt „locker in dreistelliger Millionenhöhe“, hieß es aus Kreisen der Rathausspitze gegenüber den PNN. Mit einem Beginn der Entwicklung ist aber frühestens in drei bis vier Jahren zu rechnen.

Es gibt aber noch eine andere Landesliegenschaft, die für den sozialen Wohnungsbau in Betracht kommt – das Gelände des Filmmuseumsdepots an der Pappelallee, das perspektivisch in einen Neubau auf dem Filmparkgelände umziehen soll. Die Stadt plant auf der frei werdenden Fläche eine Gesamtschule für bis zu 900 Schüler. Auch dort wäre nach PNN-Informationen noch Platz für einige Hundert Sozialwohnungen. Allerdings befindet sich das fragliche Grundstück nahe am Ruinenberg und damit in der engeren Pufferzone des Welterbeparks Sanssouci. Was dort gebaut wird, unterliegt demnach besonders strengen Kriterien.

Stadt freut sich über Woidkes Angebot

Generell freut man sich im Rathaus über Woidkes Vorstoß. Man begrüße die Absicht des Landes, die Kommunen bei der „zukünftig besonders wichtigen Herausforderung“, mehr Sozialwohnungen zu bauen, zu unterstützen, sagte die Stadtsprecherin. Landesliegenschaften kostenfrei oder zumindest vergünstigt abzugeben, sei daher ein „wichtiger und richtiger Schritt“ für die Sicherung und Schaffung von bezahlbarem Wohnraum auch in Potsdam, hieß es.

Weil es mit den Verhandlungen und der Klärung, welche Grundstücke infrage kommen, wohl aber noch etwas dauert, wies der Ministeriumssprecher noch auf eine andere Option hin. Bereits jetzt sei es auch für Kommunen möglich, landeseigene Flächen 40 Prozent unter dem Wert zu kaufen – wenn auf diesen Grundstücken Wohnungen mit Mietpreis- und Belegungsbindungen errichtet würden.

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