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Neue Stadtkante. Diese Grünfläche an der Kreuzung Am Kanal/Berliner Straße soll perspektivisch bebaut werden. Die Genossenschaft PWG, der der größte Teil des Areals gehört, will dort Wohnhäuser errichten. Erste Ideen wurden am Montagabend im Gestaltungsrat diskutiert.

© Sebastian Gabsch

Stadtentwicklung: Eine neue Pforte zur Innenstadt

Im Gestaltungsrat wurden Ideen für die Umgestaltung der Kreuzung Berliner Straße/Am Kanal vorgestellt. Vor allem geht es dabei um eine Bebauung der Grünfläche an der Ecke zur Charlottenstraße.

Potsdam - Ein bislang in der Öffentlichkeit wenig beachteter Bereich der Innenstadt ist in den Fokus der Stadtplaner gerückt. Es geht um das Areal rund um den Übergang der Straße Am Kanal in die Berliner Straße. Ideen für eine Neugestaltung dieser Fläche hat am Montagabend der Architekt Georg Marfels im Potsdamer Gestaltungsrat vorgestellt.

Das Architekturbüro, das Marfels gemeinsam mit Eric van Geisten in Potsdam betreibt, war von der Stadtverwaltung beauftragt worden, in einer städtebaulichen Studie Ideen für eine Neugestaltung dieses Bereichs zu entwickeln. Um konkrete Architekturentwürfe ging es dabei noch nicht. Im Kern schlagen die Experten in der Studie nun vor, an der Nordseite des Straßenzugs Berliner Straße/Am Kanal links und rechts der Einmündung der Charlottenstraße neue Häuserzeilen zu errichten. Die Berliner Straße würde damit in diesem Abschnitt von einer Gebäudekante eingefasst werden. Die Architekten empfehlen, nach diesem Prinzip, das auf die historische Blockrandbebauung zurückgeht, auch in der Charlottenstraße zu verfahren. So könnten dort auf den ersten Metern links und rechts der Straße ebenfalls Häuser in geschlossener Bauweise, also ohne Zwischenabstände, entstehen.

Gedankenspiele rings um die DDR-Gebäude

Bislang ist das gesamte Areal von einem sehr breiten Straßenraum sowie Grünflächen und drei verteilt stehenden Hochhäusern aus DDR-Zeiten geprägt. Zwei dieser 1973/74 errichteten Wohntürme befinden sich auf der Nordseite des Straßenzugs Am Kanal/Berliner Straße, das dritte auf der Südseite, also in Richtung Havel. Die jetzt vorgestellten Ideen sind nur Gedankenspiele. Eine Umsetzung in konkrete Architektur dürfte jedenfalls noch längere Zeit auf sich warten lassen.

Anlass für die Studie waren Pläne der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG), das Eckgrundstück zu bebauen, auf dem sich derzeit die bogenförmige Großplastik „Arc de Potsdam“ von Grégory Anatchkov befindet. Gemeinsam mit Hartmut Renner, von dem die um die Plastik gruppierten roten Stäbe stammen, hatte Anatchkov anlässlich der 1000-Jahr-Feier Potsdams 1993 dieses Gesamtkunstwerk gestaltet. Gleich neben der Grünfläche mit der Kunstinstallation ragt ein Hochhaus empor, in dessen Erdgeschoss sich ein Fahrradladen befindet. Sowohl dieses Gebäude als auch ein Großteil der angrenzenden Freifläche zur Charlottenstraße hin gehören nach Angaben von PWG-Vorstand Matthias Pludra der Genossenschaft, der Rest der Stadt Potsdam. Die Genossenschaft möchte diesen Grundstücksteil möglichst schnell von der Stadt erwerben, um auf dem Gesamtgrundstück Wohnhäuser zu errichten. Ins Erdgeschoss der neuen PWG-Häuser könnten ersten Überlegungen zufolge Gewerbe einziehen. Einzelheiten zur angedachten Bebauung nannte Pludra nicht. „Das ist alles noch vage“, erklärte der PWG-Vorstand.

Entrée zur Innenstadt wieder erlebbar machen

Sollte dieser gesamte Stadtraum an der Pforte zur Innenstadt künftig tatsächlich eine solche Entwicklung nehmen, wie sie in der Studie des Büros van Geisten Marfels empfohlen wird, so ließe sich dies – das stellte Marfels am Montagabend klar – unter Einbeziehung der vorhandenen Hochhäuser realisieren. Möglicherweise würden die beiden Wohntürme nördlich der Berliner Straße unmittelbar in die jetzt vorgeschlagene Blockrandbebauung integriert werden können.

Für das ehemalige Berliner Tor, von dem auf der Südseite der Berliner Straße nur noch ein bogenförmiger Rest vorhanden ist, empfahl Marfels, auf der Nordseite der Straße ein gestalterisches Pendant zu entwerfen, um das Entrée zur Innenstadt wieder erlebbar zu machen.

Die Ladenzeile, die Anfang der 1960er Jahre gebaut wurde, könnte verlängert werden

Eine verhältnismäßig geringfügige Veränderung schlägt die Studie für den Bereich südlich der Straße Am Kanal vor. Demnach könnte die 1961 bis 1963 errichtete Ladenzeile um einige Meter verlängert werden, und zwar links vom heutigen Copy-Shop. Die Architekten erhoffen sich davon, dass dadurch die Bebauungskante deutlicher als bisher sichtbar wird.

Im gerade neu besetzten Gestaltungsrat – einem kommunalen Gremium, das Bauherren in Fragen der stadtverträglichen Architektur berät – wurde die vorgelegte Studie am Montagabend mit Interesse diskutiert. Weder ging es dabei besonders kontrovers zu, noch bestand völlige Einmütigkeit. So sprach sich etwa Angela Mensing-de Jong, Architekturprofessorin an der Dresdener Hochschule für Technik und Wirtschaft, für „eine qualitätvolle Durchwegung“ zur Freundschaftsinsel hin aus. Die angedachte Betonung der Gebäudekante auf der Südseite der Straße Am Kanal sieht Mensing-de Jong daher kritisch.

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