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Landeshauptstadt: Stadt startet Ausschreibung für Tierheim-Ersatz

Müller: „Artgerechte Unterbringung hat oberste Priorität“ / Kritik an TSV: Finanzkonzept fehlte

Wildpark - Noch ist die Entscheidung für das „Pfötchenhotel“ in Beelitz nicht gefallen: Die Stadtverwaltung wird in einer deutschlandweiten Ausschreibung nach einem Ort suchen, an dem zunächst für ein Jahr die in Potsdam ausgesetzten Tiere betreut werden. Das sagte gestern Ordnungsbeigeordnete Elona Müller (parteilos) vor Journalisten. Müller wies gleichzeitig Kritik an den Plänen der Stadtverwaltung zurück, das Tierheim am Wildpark zu schließen und dem Träger – dem Tierschutzverein Potsdam und Umgebung e.V. (TSV) – zum Ende des Jahres zu kündigen (PNN berichteten).

Das Gebäude am Wildpark genüge den Ansprüchen nicht. Deshalb müsse die Stadt reagieren: Eine „artgerechte Unterbringung der Tiere hat oberste Priorität“, so Müller. Die Stadt könne nicht auf einen Tierheim-Neubau warten – Ausschreibung, Planung und Bau würden mindestens zwei Jahre dauern. Über den Neubau werde zudem bereits seit vier Jahren diskutiert. Nun sei man mit einem Grundstück für einen Neubau am Weg nach Bornim in Eiche „so nah an einer Lösung gewesen wie nie“, sagte Müller. Doch der TSV-Vorsitzende Niklas Wanke habe zwar erklärt, sein Verein könne sich vorstellen, dort zu bauen – gleichzeitig aber auch öffentlich am Standort an der Michendorfer Chaussee festgehalten. Das dortige „Sago-Gelände“ käme aber für ein Tierheim nicht in Frage, da es als Gewerbefläche vorgehalten werde, erklärte Müller. Deshalb seien diese Äußerungen von Wanke „sehr enttäuschend“ gewesen.

Damit räumte die Beigeordnete Dissonanzen zwischen Verein und Stadt ein: Der TSV sei ein „schwieriger“ Gesprächspartner. Dass er „unkooperativ“ gewesen sei, wollte sie ihm aber nicht vorwerfen. Doch die „sachlichen“ Angebote der Verwaltung, bei einem betriebswirtschaftlichen Konzept für den Tierheim-Neubau zu helfen, seien „nicht vorangetrieben“ worden. Zudem habe der TSV zum Tierheim-Neubau Zuschüsse der Stadt in Höhe von zwei bis vier Millionen Euro gefordert. „Das gibt unser Haushalt nicht her“, so Müller. Ein genaues Finanzierungskonzept habe außerdem gefehlt.

Den Zuschlag für den neuen Tier-Betreuer will die Stadt im November per „freihändiger Vergabe“ erteilen, sagte die Beigeordnete. Anfang 2008 soll das Tierheim am Wildpark geschlossen werden. Dass die Stadt selbst ein neues Heim baue, das etwa 2,5 Millionen Euro koste, sei ausgeschlossen – „außer wir finden keinen Träger“. Denn die Betreuung, Pflege und Weitervermittlung von sogenannten Fundtieren ist eine Pflichtaufgabe der Stadt. Dem TSV zahlt sie dafür pro Jahr 141 900 Euro. Höher dürften die Ausgaben nicht werden, sagte Müller, dies werde auch in der Ausschreibung berücksichtigt. Dass die Betreuung beispielsweise im „Pfötchenhotel“ regulär sehr viel teurer ist, sei kein Gegenargument. „Ich gehe davon aus, dass für uns nicht Pensions-Preise gelten.“ Das „Pfötchenhotel“ habe signalisiert, den Kostenrahmen der Stadt erfüllen zu können – allerdings habe es bisher nur ein Vorgespräch gegeben. Wer letztlich die Fundtiere ab 2008 betreue, sei offen. Auch eine weitere Zusammenarbeit mit dem TSV sei erwünscht: Er könne die geplante Aufnahmestation für die Fundtiere am Wildpark betreuen, so Müller. Sie werde weiterhin Gespräche mit dem TSV führen; dieser könne auch weiterhin ein neues Tierheim in Potsdam bauen. Die Tierbetreuung ohne eigenes Tierheim werde eine „Zwischenlösung“ sein, die Zeit gebe, „die beste Lösung für Potsdam und die Tiere zu finden“. Ob die Stadt dazu ein Tierheim brauche, „wird sich zeigen“.

Die Kritik vor allem der Fraktion Die Linke in der Stadtverordnetenversammlung, die Verwaltung habe „Geheimpläne“ geschmiedet, könne sie „nicht so richtig verstehen“, sagte die Beigeordnete Müller. Schließlich seien Stadtverordnete aller Fraktionen im Tierheimbeirat vertreten, und dieser habe das „Pfötchenhotel“ bereits besucht, um sich vor Ort zu informieren. Gestern Abend wollte Müller die Pläne zudem in den Fraktionssitzungen vorstellen. Sabine Schicketanz

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