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Landeshauptstadt: Stadt prüft dritten Havelübergang

VBB-Chef: Potsdam braucht Fernverkehr-Halt / Jährlich 2000 Wohnungen nötig

Innenstadt - Erneut lässt die Stadtverwaltung den Bau eines dritten Havelübergangs vom Hauptbahnhof in die Brandenburger Vorstadt untersuchen. Das gab Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) auf der gestrigen Regionalkonferenz des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) bekannt. Das Projekt ist derzeit noch eine Option der Potsdamer Verkehrsplanung.

Etwa hundert Gäste und Experten hatten sich zu einer Diskussion über den Verkehr vor allem in der Region Havelland-Fläming im Saal der Industrie- und Handelkammer (IHK) an der Breiten Straße zusammengefunden. Die Situation der Landeshauptstadt nahm dabei einen großen Raum ein.

Die erneute Untersuchung des dritten Havelüberganges, bekannt als „Innerstädtische Entlastungsstraße“ (ISES), habe das Ziel, zu entscheiden, „ob wir uns endgültig von diesen Planungen verabschieden“, so der Oberbürgermeister. Im Zusammenhang damit werde ebenfalls eine „Straßenverbindung entlang der Eisenbahnlinie Pirschheide“ untersucht.

Jeder, der morgens im Stau steht, wisse, dass die Situation in Potsdam angespannt sei. „Wir können den Kfz-Verkehr nicht weiter ausbauen“, sagt Jakobs. Und: „Straßenbahnen als Rückgrat des Regionalverkehrs haben immer Vorfahrt.“ Noch in diesem Jahr werde die erste Vario-Bahn weitere Verbesserungen im Tram-Verkehr einleiten. Nach geplanten Erweiterungen des Schienennetzes gefragt, erwähnte Jakobs die Verlängerung im Norden von der Viereckremise zum Hasso-Plattner-Campus in Nedlitz. Ferner werde das letzte Schienenstück in der Berliner Straße saniert. Die bereits öffentlich diskutierte Tram- Neubaustrecke von Potsdam-West zum Uni-Campus in Golm sprach Jakobs nicht an. Die wachsende Stadt Potsdam benötige jedes Jahr 2000 zusätzliche Wohnungen – bislang galt die Zahl 1000 als Maxime. Die Investitionen erfolgten dort, wo Verkehrsanbindung und Infrastruktur bereits vorhanden seien. Das Stadtoberhaupt erwähnte die Stadtmitte, die Speicherstadt, den Brauhausberg und das Bornstedter Feld. Weitere Verbesserungen der Verkehrssituation seien durch das derzeit erarbeitete „Stadtentwicklungskonzept Verkehr“ zu erwarten: optimale Verkehrssteuerung, neuartiges Verkehrsmanagement wie Pförtnerampeln am Stadteingang sowie die Einrichtung einer Mobilitätsagentur.

VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz kritisierte die seit der Bahnreform bestehende Abkopplung Potsdams vom Fernverkehr. Er erinnerte daran, dass es am Hauptbahnhof einst 40 Fernverkehrshalte pro Tag gegeben habe.Die Bundesregierung müsse Stellung zum Fernverkehr beziehen, forderte der VBB-Chef. Es sei nicht hinnehmbar, eine so wichtige Stadt wie Potsdam abzukoppeln. Nach der Bahnreform habe es zwar einen 40-prozentigen Kunden-Zuwachs im Regionalverkehr, aber gleichzeitig einen 20-prozentigen Rückgang im Fernverkehr gegeben. Die S-Bahn-Krise habe auf Potsdam erhebliche negative Auswirkungen. Nur 75 Prozent der bestellten Leistung würden erbracht, ein Viertel der Wagen fehle. Franz sieht die vorgesehene Verbesserung der S-Bahn-Anbindung nach Schönefeld zum Startzeitpunkt des Flughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) am 3. Juni 2012 in Gefahr. Dann sollen die S-Bahnen ab Potsdam mit acht statt sechs Wagen alle zehn Minuten fahren.

Der Regionalexpress RE 1 als wichtiger Zubringer zu den Berliner Fernverkehrsanschlüssen sei laut Franz zu unpünktlich. In einer Analyse weist er nach, dass die meisten Ursachen für Verspätungen beherrschbar seien. Nur drei Prozent seien auf „höhere Gewalt“, also extreme Witterung, zurückzuführen. Bei über 50 Prozent der Verspätungen seien die Ursachen schlechte Bauplanungen und Probleme bei der Beherrschung der Zugfolge.

Günter Schenke

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