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Landeshauptstadt: Stadt fällt mit Plänen für Mercure-Abriss durch

Bauausschuss stimmt für Flottenneubau am Hotel und torpediert damit Jakobs’ Lustgarten-Vorstoß

Von Katharina Wiechers

Die Pläne der Stadtverwaltung für einen Abriss des Mercure-Hotels stehen vor dem Scheitern. Ausgerechnet zwei SPD-Stadtverordnete stimmten im Bauausschuss am Dienstagabend nicht für den von ihrem Parteifreund Oberbürgermeister Jann Jakobs ersonnenen Plan für den Neubau der Weissen Flotte am Bahndamm – obwohl dieser Standort aus Sicht der Stadt die Voraussetzung für den Abriss ist. Stattdessen votierten die SPD-Fraktionsmitglieder Pete Heuer und Thomas Bachmann – ebenso wie die CDU – für einen Antrag der Linken. Dieser schlägt vor, den Neubau wie 2010 beschlossen direkt an das Hotel-Hochhaus zu setzen – zumindest temporär. Das dritte SPD-Mitglied im Bauausschuss, Marcus Krause, enthielt sich.

Die Hängepartie um den Flottenneubau dürfe nicht unendlich verlängert werden, hatte Heuer zuvor gesagt. Er habe die Vermutung, dass sich die Vorschläge der Stadt nicht verwirklichen ließen, deshalb könne er nur für den Standort am Mercure stimmen. Bachmann fügte hinzu, er sehe nicht, dass sich in absehbarer Zeit eine Gelegenheit für einen Abriss, wie damals durch den Software-Milliardär Hasso Plattner geplant, ergeben werde. Ähnlich argumentierte auch Peter Lehmann (CDU): „Ich glaube, das Mercure steht noch zehn Jahre. Wir hatten unsere Chance, die haben wir nicht genutzt.“

Oberbürgermeister Jakobs und Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) hatten vor einigen Monaten ihre Pläne veröffentlicht, mit denen sie das von vielen ungeliebte Hochhaus in unmittelbarer Nähe zum neuen Landtagsschloss loswerden wollen. Dafür soll für das Mercure-Grundstück eine unbebaute öffentliche Fläche als Sanierungsziel festgelegt werden, um Sichtachsen zwischen Stadtschloss und Lustgarten wiederherzustellen. Nach diesen Änderungen wären Neuinvestitionen in das Hotel nicht mehr möglich. Allerdings ist das mit einem Flottenneubau direkt vor dem heutigen Hafengebäude nicht vereinbar, denn bei einem Hotelabriss würde dann dieses den Blick zwischen Schloss und Lustgarten verstellen.

Stattdessen schlägt die Stadtverwaltung einen Flottenneubau zwischen Neptunbassin und Bahndamm, im südlichen Teil des Lustgartens, vor. Das alte Hafengebäude soll die Flotte noch so lange nutzen können, wie das Mercure steht und danach einen zweiten Neubau, einen Pavillon, am Fuße der Langen Brücke errichten dürfen. Diese Pläne wurden auch am Dienstag im Bauausschuss von Verwaltungsmitarbeiterin Susanne Engelbrecht erneut vorgestellt. Grüne, FDP, Bürgerbündnis und Potsdamer Demokraten begrüßten den Vorschlag, ebenso wie Monika Schulz-Fieguth von der Bürgerinitiative „Rettet den Lustgarten“ und Rudolph Freiherr von Ketteler vom „Förderverein zur Wiederherstellung des Neptunbassins“, denen Rederecht vor dem Ausschuss eingeräumt wurde.

Ebenso das Wort hatte der Chef der Weissen Flotte, Jan Lehmann. Er kritisierte, dass der Neubau dem Entwurf der Verwaltung zufolge nur acht Meter vom Bahndamm entfernt gebaut werden müsste. „Das ist vielleicht was für einen Bahnhof, aber nicht für ein Hafengebäude“, sagte er. Zudem sei der Standort zu weit weg vom eigentlichen Hafen. „Wir können dort keine vier Millionen Euro investieren“, sagte Lehmann.

Möglicherweise muss er das auch nicht. Denn am 6. November steht das Thema Weisse Flotte auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung. Sollte dort der Standort Mercure festgeklopft werden, kann Lehmann nach seinen Vorstellungen bauen. Und das Hotel wird vermutlich bleiben.

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