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Echte Ärzte, echt gut, echte Hilfe. Die Berliner Band, die aus lauter musikverrückten Medizinern besteht, ist am Samstag bei einem Benefizkonzert im Lindenpark zu erleben.

© privat

Stadt der Kinder: Die Ärzte spielen in Potsdam

Der Internist spielt Keyboard, der Radiologe Saxophon: Die Band „Echte Ärzte“ rockt jetzt für die Stadt der Kinder.

Potsdam - Ein Krankenhaus gab es noch nie in der Stadt der Kinder. „Es gibt jedes Jahr eine Räuberhöhle und eine Bank, Kino, Rathaus, Gefängnis, es gab sogar schon mal eine Schule“, sagt Steffen Heise, pädagogischer Leiter vom Bürgerhaus am Schlaatz. Zur Zeit ist er mit der Organisation der nunmehr 13. „Stadt der Kinder“ beschäftigt. Und wer weiß, vielleicht wird es dieses Jahr erstmals ein Krankenhaus geben, oder ein Ärztehaus – zu Ehren der Ärzte, die am morgigen Samstag im Lindenpark ein Benefizkonzert für das Ferienprojekt veranstalten.

Dabei bauen etwa 150 Kinder zwei Wochen lang in einem Wäldchen am Schlaatz eine eigene Stadt aus Holzhütten und beleben sie dann mit Aktionen und Veranstaltungen. Die Teilnahme ist kostenlos. „Wir werden von der Stadt gefördert. Aber das reicht nicht für Sonderwünsche, extra Farbe, mehr Bauholz oder noch zusätzliche Workshops“, sagt Heise. Die Nachricht, dass es jetzt Unterstützung aus einem Benefizkonzert geben soll, freute ihn deshalb sehr.

Zehn Berliner und ein Potsdamer

Die Band „Echte Ärzte“ besteht aus zehn Berlinern und einem Potsdamer, die im echten Leben echte Ärzte sind, Assistenz- oder Chefärzte, Internist, Psychiater, Radiologe, und in ihrer Freizeit gerne Musik machen. „Wir haben als Projektband für ein Charité-Sommerfest begonnen, dann wurde daraus eine feste Band“, sagt der Potsdamer Thomas Schnellbacher, einer von mehreren Kinderärzten der Band. Er ist seit neun Jahren der Percussionist. Weiterhin gibt es Gitarre, Keyboard, Bass, Schlagzeug und auch einen ordentlichen Bläsersatz, zwei Saxophone, Trompete und Posaune, was aus der Truppe beinahe eine Bigband macht.

Obwohl Ärzte eher wenig Freizeit und oft unregelmäßige Arbeitszeiten haben, finden sie Zeit für gemeinsame Proben. „Wir sind ja disziplinierte Menschen“, sagt Schnellbacher. Allerdings reicht die Zeit nicht, um eigene Songs zu schreiben, sie covern stattdessen, was ihnen Spaß macht und was rockt, ob Sting, Beatles, Amy Winehouse oder Peter Fox und am Samstag erstmals auch einen Song der Band „Die Ärzte“. Im vergangenen Jahr waren die auf die „Echten Ärzte“ immerhin aufmerksam geworden. Bela B habe sie im vergangenen Jahr mal in die Radioeins Dachlounge eingeladen, sagt Schnellbacher. Leider zu kurzfristig, um ihre Dienstpläne zu ändern. Sie schafften es erst eine Woche später, als Knut Elstermann moderierte. „War auch toll.“

Kinder sollen soziale Kompetenz erlangen und verstehen, wie demokratische Prozesse funktionieren

Sie planen also lieber langfristig und treten unter anderem bei Medizinerkongressen und Fachtagungen auf, jedes Jahr gibt es zudem ein großes öffentliches Weihnachtskonzert und einen Benefizauftritt, der dieses Jahr in Potsdam stattfindet – auf Vorschlag von Schnellbacher. Dass mit dem Erlös das Ferienprojekt „Stadt der Kinder“ unterstützt werden soll, hat auch mit seinen Patienten zu tun. „Auch in meiner Praxis in Drewitz sind Kinder, die daran teilnehmen“, sagt Schnellbacher. „Es ist ein super Projekt. Es geht ja nicht nur darum, die Kinder in den Ferien zu beschäftigen. Sie erleben hier, wie demokratische Prozesse ablaufen und erlangen soziale Kompetenz.“

Die „Stadt der Kinder“ kennt er zudem aus eigenem Erleben, sein Sohn hat dort einige Male teilgenommen. Und es sei erfreulicherweise ein Projekt, bei dem das Geld sehr unmittelbar bei den Empfängern ankommt. „Die kaufen davon Material zum Bauen oder Lebensmittel für die Mittagessen, da verschwindet nichts in einer Verwaltung“. Der Lindenpark stellt seinen Saal mietfrei zur Verfügung, lediglich Betriebskosten fallen an. „Wir fanden die Idee toll“, sagt Raiko Käske vom Lindenpark, „das unterstützen wir gern.“

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„Echte Ärzte“ Samstag, 20 Uhr im Lindenpark. Karten gibt es für 10 und 20 Euro, je nach Spenderlust.

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Hintergrund: Stadt der Kinder

Die „Stadt der Kinder“ findet vom 9. bis zum 19. Juli statt. Teilnehmen können 150 Kinder von sechs bis zwölf Jahren. Eine Anmeldung ist nicht möglich und nicht nötig. „Wir haben noch nie jemanden nach Hause geschickt“, sagt Steffen Heise vom Bürgerhaus am Schlaatz, einem der vielen gemeinsamen Träger. Montag bis Freitag wird von 9 bis 16 Uhr im Nuthewäldchen am Schlaatz unter professioneller Aufsicht, aber ganz nach den Wünschen und Regeln der Kinder eine kleine Stadt aus Holzhäusern gebaut. Nach Ende des Projekts werden die Häuser versteigert, sie lassen sich gut als Gartenhäuschen verwenden. Die Teilnahme samt Mittagessen ist kostenlos. Es werden noch Helfer gesucht, pro Tag gibt es eine kleine Aufwandsentschädigung. Helfer müssen mindestens 15 Jahre alt sein. Auch pensionierte Handwerker sind sehr willkommen – ebenso Materialspenden wie Farbe oder Nägel. 

www.stadtderkinder-potsdam.de

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