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Landeshauptstadt: Sponsoren sollen Bürgerdialog bezahlen

Garnisonkirchen-Stiftung wartet auf Mäzen für die angekündigte Beteiligung der Potsdamer

Von Peer Straube

Innenstadt - Der Beginn des für den Herbst angekündigten Bürgerdialoges zum umstrittenen Wiederaufbau der Garnisonkirche ist offen, da bislang das Geld dafür fehlt. Für die Ausarbeitung eines entsprechenden Konzeptes und dessen Umsetzung würden Sponsoren gesucht, sagte Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Garnisonkirchen-Stiftung, am Donnerstag auf PNN-Anfrage. Benötigt werde eine „mittlere fünfstellige Summe“. Erst wenn die Finanzierung gesichert sei, könne der Bürgerdialog vorbereitet werden, so Leinemann.

Die Ankündigung kommt überraschend: Noch vor wenigen Wochen hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der selbst Mitglied des Kuratoriums der Wiederaufbaustiftung ist, angekündigt, das Konzept für den Bürgerdialog solle dem Gremium noch im Oktober vorgestellt werden. Von einer unsicheren Finanzierung war bislang nicht die Rede. Laut Leinemann wurde dem Stiftungskuratorium am 13. Oktober ein „grober Entwurf“ vorgelegt, der dort „zustimmend beraten“ worden sei und nun ausgearbeitet werden müsse. Man habe bereits eine Firma gefunden, die Erfahrung mit der Organisation von Bürgerdialogen habe und die aus dem Entwurf ein Konzept machen wolle, so Leinemann.

Wenn rasch ein Sponsor gefunden wird, soll es schnell gehen: Noch in diesem Jahr sei ein Auftaktworkshop geplant, gefolgt von einer Reihe öffentlicher Veranstaltungen im ersten Quartal 2015, so Leinemann. Dabei werde über alle Fragen, die die Menschen zum Projekt bewegen, umfangreich informiert und diskutiert. Beispielsweise werde auch darüber diskutiert, wo am Standort das Glasmosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ untergebracht werden könne. Das Mosaik schmückt das Rechenzentrum in der Breiten Straße, das für den Wiederaufbau der Kirche abgerissen werden soll. Für einen Erhalt des Kunstwerks hatte sich unter anderem der Chef des Zentrums für Zeithistorische Forschung, Martin Sabrow, ausgesprochen. Er könne sich vorstellen, dass es im Bürgerdialog nicht nur um die Kirche selbst gehe, sondern auch die Planungen für ihr künftiges Umfeld in die Diskussionen einbezogen werden. Unter anderem will die Stadt dort den früheren Plantagenplatz und perspektivisch auch den Stadtkanal wiederherstellen.

Thema des Bürgerdialogs müsse auch die Frage sein, ob die Garnisonkirche in Gänze aufgebaut werden solle oder nur der Turm, so Leinemann. Zuletzt hatten sich wie berichtet mehrere Befürworter der Garnisonkirche, darunter Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD), dafür ausgesprochen, auf den mit 60 Millionen Euro veranschlagten Wiederaufbau des Kirchenschiffs zu verzichten. Auch die Stiftung sehe da „noch Gesprächsbedarf“, sagte Leinemann. Der Wiederaufbau des Turms stehe allerdings nicht zur Disposition. Für das gut 88 Meter hohe Bauwerk, das 40 Millionen Euro kosten soll, gebe es eine gültige Baugenehmigung.

Leinemann zeigte sich zuversichtlich, dass für Konzept und Umsetzung des Bürgerdialogs schnell ein Sponsor gefunden werde. „Ich bin mir sicher, dass der Bürgerdialog nicht an der Finanzierung scheitern wird“, sagte Leinemann. Es gebe bereits „vielversprechende Gespräche“ mit potenziellen Mäzenen. Die Stadtverwaltung stellte bereits klar, dass sie das nicht sein wird. „Wir werden dafür kein Geld ausgeben“, sagte Rathaussprecher Stefan Schulz den PNN. Er verwies auf den Stadtverordnetenbeschluss, wonach für das Wiederaufbauprojekt keine kommunalen Mittel verwendet werden dürfen. Eine entsprechende Forderung führt aktuell auch die laufende Abstimmung über den Bürgerhaushalt für die Jahre 2015/16 an. Die Stadt unterstütze den Bürgerdialog „vor allem moralisch“, sagte Schulz, etwa, „indem wir Gesprächspartner stellen“.

Der geplante Bürgerdialog ist eine Konsequenz des zunehmenden Widerstands gegen das Wiederaufbauprojekt. Eine Bürgerinitiative hatte bis zum Sommer binnen weniger Wochen mehr als 14 000 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Die Gegner argumentieren insbesondere mit der Nutzung der Kirche durch die Nazis beim sogenannten „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933. Den Wiederaufbau zum Thema eines Bürgerentscheids zu machen, hatten die Potsdamer Stadtverordneten dann allerdings abgelehnt.

Bereits fertig ist der neue Internet-Auftritt der Wiederaufbau-Stiftung. Anfang November soll er online gehen, kündigte Leinemann an. Darauf soll ausführlich über das Projekt und dessen Hintergründe, etwa die Pläne für ein Versöhnungszentrum, informiert werden.

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