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Speicherstadt Nord in Potsdam: Wettlauf um die letzte Brache

Die Speicherstadt ist das letzte unbebaute Großareal in der Innenstadt von Potsdam. Nun beginnt die Investorensuche für das Gebiet. Ein Überblick darüber, was hier einmal entstehen soll.

Potsdam - Bis zu 21 Meter hohe Wohnblocks, dicht an dicht gebaut, dazwischen eine Grünfläche, am Rande ein zweistöckiges Restaurant am Ufer: Mit dieser Zukunftsvision beginnt die kommunale Bauholding Pro Potsdam ihre Investorensuche für die nördliche Speicherstadt. Der Verkauf der vier Hektar großen Brache soll dem städtischen Großunternehmen zugleich deutlich mehr Geld in die Kasse spülen als bisher kalkuliert: Auf rund 17 Millionen Euro summieren sich die erwarteten Verkaufspreise für das letzte unbebaute Großareal in Innenstadtnähe – im vergangenen Winter war noch von elf Millionen Euro die Rede.

Den PNN liegen die Exposés für die Pläne vor, die der Immobilienverwerter Polo GmbH – eine Tochterfirma der Pro Potsdam – erstellt hat. Demnach werden bis Ende November Investoren für fünf Häuser mit Wohnungen und Gewerbe, eine gastronomische Einrichtung sowie ein repräsentatives Hotel-, Geschäfts- oder Bürogebäude gesucht. Für letzteres Projekt ist sogar – wegen seiner besonderen Lage als Eckgrundstück an der Leipziger Straße und der Zufahrt zur Langen Brücke gegenüber dem Hauptbahnhof – ein Fassadenwettbewerb geplant. Diesen soll der zuvor von der Pro Potsdam ausgewählte Investor mit fünf Architekten auf seine Kosten durchführen. Bei der Investorenwahl haben Gestaltungsrat, Bauausschuss und Bauverwaltung zumindest eine beratende Funktion. Das Gebäudeäußere habe eine „hohe Bedeutung für die Weiterentwicklung des Stadtbildes“, heißt es. Entwürfe auch in ausdrücklich moderner Architektursprache seien erwünscht. Allein für dieses Grundstück rechnet die Pro Potsdam mit 3,9 Millionen Euro einnahmen, pro Quadratmeter werden etwa 615 Euro fällig.

Ausgeschlossen: "Einzelhandelsbetriebe, die Güter sexuellen Charakters anbieten"

Als künftige Nutzung ist etwa ein Hotel im Gespräche, aber auch ein Kongresszentrum, ein Bürogebäude, eine Spielbank oder eine Kultureinrichtung wäre laut Exposé möglich. Explizit ausgeschlossen werden etwa „Einzelhandelsbetriebe, die in nicht unerheblichem Umfang Güter sexuellen Charakters anbieten“.

Auch bei der Auswahl der Investoren für die fünf besagten Wohn- und Geschäftshäuser hat die Pro Potsdam – nach der Beratung der Gremien – das letzte Wort. Allerdings werden die einzelnen Areale nicht wie in der mittleren Speicherstadt im Paket verkauft werden – dort hatten Kritiker die Bebauung bereits als zu dicht und erdrückend charakterisiert. Auch in der nördlichen Speicherstadt sind die Blöcke nun bis zu 21 Meter hoch, dem dafür notwendigen Bebauungsplan hatten die Stadtverordneten im vergangenen Dezember zugestimmt. Im Vorfeld hatte es ebenso Kritik an der geplanten Dichte und möglichen Höhe der Häuser gegeben. Im Exposé wird versichert: „Besondere Beachtung wird die architektonische Qualität erfahren.“ Insbesondere seien die vom Wasser und von der Innenstadt aus sichtbaren Gebäudeteile „maßgeblich für die Beurteilung“, moderne Architektur ist wiederum ausdrücklich erwünscht.

Keine Angaben, wie viele Wohnungen entstehen sollen

Laut dem Exposé sollen die Häuser in den Erdgeschossen gewerblich genutzt werden. Wie viele Wohnungen darüber kommen, lässt das Exposé offen – in der Vergangenheit war von 200 Einheiten die Rede. Für einen als Privatstraße ausgewiesenen Uferweg soll explizit „ein Geh- und Radfahrrecht zugunsten der Allgemeinheit“ gelten. Zwischen den Blöcken ist eine öffentliche Grünanlage vorgesehen. Für Parkplätze sind entweder Tiefgaragen oder Parkhäuser an der Leipziger Straße möglich. Das am Havelufer noch vorhandene frühere Heizhaus soll laut dem Plan erhalten und zur gastronomischen Einrichtung werden – und zwar auf zwei Etagen. Für dieses 850-Quadratmeter-Areal erwartet die Pro Potsdam 295 000 Euro – rund 347 Euro pro Quadratmeter.

Solche Preise sind laut Pro-Potsdam-Sprecherin Jessica Beulshausen auch die Begründung dafür, dass das Unternehmen nun von 17 Millionen Euro zu erzielenden Verkaufspreisen ausgeht – rund sechs Millionen mehr als bisher geplant. „Es herrscht viel Bewegung im Wohnungsmarkt“, so Beulshausen – die Preise hätten weiter angezogen. Bei den ursprünglichen Planungen sei noch mit großer kaufmännischer Vorsicht operiert worden. Mit den Erlösen sollen wie berichtet andere Neubau- und Sanierungsprojekte der Pro Potsdam bezahlt werden.

Bevor in der nördlichen Speicherstadt aber wirklich Menschen einziehen, wird es noch eine Weile dauern. Nach der Investorensuche muss das gesamte Areal noch untersucht werden, ob auf der einstigen Industriebrache mit ihren ungenutzten Backsteinhäusern womöglich noch Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg liegen.

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