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Verfallen und zugewachsen. Jahrelang stand das Alexander-Haus leer. Jetzt soll die Sanierung beginnen. Darüber berichtete vor kurzem sogar die „New York Times“.

© A. Klaer

Sommerhaus mit Geschichte: Das Alexander-Haus wird restauriert

Das denkmalgeschützte Alexander-Haus in Groß Glienicke bekommt eine Finanzspritze. Eine jüdische und eine muslimische Stiftung sollen dort den interreligiösen Dialog fördern.

Groß Glienicke/London - Aufregende Tage liegen hinter dem Briten Thomas Harding. Als der Journalist und Autor („Hanns und Rudolf“) vom Brexit-Votum seiner Landsleute erfuhr, habe er sich schlecht gefühlt, schrieb Harding am 2. Juli in einem Beitrag für die britische Tageszeitung „The Guardian“. Denn er schätze die Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union. Doch an jenem Freitag im Juli, an dem der Brexit feststand, erhielt Harding auch eine gute Nachricht. Diesmal aus Berlin.

"Deutschland bringt Europa zusammen"

Sein Freund Moritz Gröning, Berliner Rechtsanwalt mit Nebenwohnsitz in Groß Glienicke, rief bei ihm an, um von einer kräftigen Finanzspritze der deutschen Bundesregierung für das Alexander-Haus in Groß Glienicke zu berichten, über dessen Geschichte Harding bereits das Buch „Sommerhaus am See“ geschrieben hat. Hardings Urgroßvater, der seinerzeit bekannte Berliner Arzt Alfred Alexander, hatte das Haus im Jahre 1927 auf einem Pachtgrundstück nahe dem Groß Glienicker See für sich und seine Familie als Sommerdomizil errichten lassen. Unter dem Eindruck der Nazis emigrierte die jüdische Familie Alexander 1935 nach England. Zu DDR-Zeiten und auch noch einige Jahre danach diente das Holzgebäude als Wohnhaus. Doch seit Jahren steht das heruntergekommene Anwesen leer, sollte sogar abgerissen werden. Der Verein Alexander-Haus, in dessen Vorstand Gröning mitarbeitet, bemüht sich um die Restaurierung des Gebäudes, um es möglichst 2017 schon als Ort der Erinnerung und Bildung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Gröning konnte nun in dem Telefonat seinem britischen Freund Harding mitteilen, dass aus dem Fonds der Bundeskulturbeauftragten bis zu 140 000 Euro für die Sanierung des bald 90 Jahre alten Holzhauses zur Verfügung stehen. Thomas Harding, in dessen Familie mehrere Angehörige durch die Nationalsozialisten ermordet wurden, kommentierte das zeitliche Zusammentreffen von Brexit-Entscheidung und Geldzuwendung im „Guardian“ so: „In demselben Moment, in dem sich das Vereinigte Königreich ein Stück von Europa abwendete, arbeitete Deutschland daran, die Europäer zusammenzubringen.“

Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam

Schließlich sollen sich auf dem Anwesen in der Straße Am Park 2 Menschen unterschiedlicher Kulturkreise und Ethnien näher kennenlernen. Eine der Säulen der geplanten Bildungsarbeit auf dem Areal nennt sich „community dialogue“. Das sei ein Format, „mit dem wir verschiedene Bevölkerungsgruppen zusammenbringen wollen“, erläuterte Gröning. Die Teilnehmer könnten sich untereinander ihre Geschichte erzählen und so Verständnis füreinander bekommen. Eine weitere Säule der geplanten Bildungsarbeit ist ein Programm, in dem sich englische und deutsche Schüler mit dem Holocaust beschäftigen. Diese Idee werde man jedoch nicht so bald umsetzen können, so Gröning.

Darüber hinaus ist eine Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam und dem Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk – einer Stiftung der jüdischen Begabtenförderung –, sowie dem Avicenna-Studienwerk – einer Stiftung der muslimischen Begabtenförderung – geplant. Die Studenten und Stipendiaten dieser Einrichtungen sollen im Alexander-Haus später zu Veranstaltungen zusammenkommen können. „Da spielt natürlich der interreligiöse Dialog eine große Rolle“, sagt Gröning. Es sei angedacht, dass die beiden Studienwerke gemeinsam mit der Stadt Potsdam als Grundstückseigentümerin, der Universität und dem Land Brandenburg eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnen.

Da das einstige Wochenendhaus der Alexanders freilich nur einer relativ kleinen Anzahl von Menschen Platz bietet, gibt es bereits die Idee, im vorderen Bereich des Grundstücks ein Seminargebäude für rund 60 Personen zu errichten, so Gröning. Schon 2018 oder 2019 könne, „wenn alles gut geht“, das Seminarhaus fertig sein. Aber zunächst einmal steht die Restaurierung des historischen Wochenendhauses auf der Agenda. Der 41-jährige Gröning hofft, dass die Sanierungsarbeiten am Holzhaus noch in diesem Herbst beginnen, so dass vielleicht schon im nächsten Jahr die Bauarbeiten abgeschlossen werden können. Man rechne für die Sanierung des Gebäudes und die Herrichtung einiger Außenanlagen mit einem Finanzbedarf von rund 300 000 Euro. Neben den bis zu 140 000 Euro der Bundesregierung habe das Land Brandenburg 32 000 Euro zugesagt. Gröning berichtete den PNN überdies von eingeworbenen privaten Spenden in Höhe von 85 000 Euro, darunter Zuwendungen dreier britischer Stiftungen. Eine Formalie soll in naher Zukunft erledigt werden: „Wir müssen noch die Nutzungsvereinbarung mit der Stadt abschließen“, sagte Gröning. Bisher gibt es zwischen dem Verein und der Landeshauptstadt nur einen „Letter of intent“, also eine Absichtserklärung.

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